1978 erschien das Buch ‚Orientalismus‘ von Edward W. Said. Klingt erstmal für den Laien vielleicht nach einem schönen Schmöker über die Welt aus ‚Tausend und eine Nacht‘. Pustekuchen. Said räumt mit jeglichen Klischees der westlichen Intellektuellen Welt über den ‚Orient‘ auf. Seine Methode ist dem Postkolonialismus zu zuordnen, welcher eine Denkrichtung aus der Postmoderne ist. ‚Wissen ist Macht‘ ein wohl sehr bekannter Satz, der sich durch Saids Buch durchzieht. “ Der US-amerikanische Intellektuelle palästinensischer Herkunft “ zeige die “ Versuche des Westens, durch eine Rekonstruktion des ‚Orients‘ die eigenen kolonialen und neokolonialen Unternehmungen zu rechtfertigen“ so in Le Monde diplomatique.
Das konstruierte Bild des anderen impliziert gleichzeitig das eigene Bild. Während dem ‚Orientalen‘ die Eigenschaften wie z.B. Despotismus und Unbeherrschtheit zu gesprochen werden stehen dem gegenüber die westlichen Eigenschaften der Demokratie und Selbstkontrolle welche als die richtig wahren Werte angesehen werden. Dies ist vor allem für Groß Britanien und die USA Rechtfertigung dafür, ganze Völker zu entmündigen und ihnen ihre Vorstellung von ‚Frieden und Freiheit‘ zu bringen. Nach wie vor herrschen koloniale Machtverhältnisse, denn es gilt die Landkarte des Nahen Ostens zu verändern ohne Rücksicht auf gewachsene Gesellschaften und Kulturen.
Danke Mr. Bush; durch die Achse des Bösen weiß ich nun endlich wer mein Feind ist und wer daran schuld ist, dass es keinen Frieden auf der Welt gibt. Danke!
Der Grund weshalb ich hier auf diesen Mann eingehe ist, dass wir, die in der westlichen Welt lebenden, vielen dieser Konstruktionen zum Opfer gefallen sind. Ich spreche zunächst über die Macht unsere Bilder, die nach wie vor Bestehende, vollbärtige Massen zeigen wenn sie oftmals über den Islam sprechen. Daraufhin die Gefahr die aus einer solch fanatischen Masse heraus gehen kann, dies rechtfertige natürlich die Notwendigkeit der Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen.
Bücher wie ‚Islam und der Terror‘ und die ‚arabische Bedrohung‘ und die ‚muslimische Gefahr‘ arbeiten dem Pentagon die Rechtfertigung über ihren Krieg gegen eine „bankrotte Dritte-Welt-Diktatur“ zu. (Die Bücher sind wohl in Amerika erschienen)
Ich frage mich wie viele Experten haben wir tatsächlich auf diesem Gebiet. Ich meine die der arabischen Sprache mächtig sind und den Koran lesen können und die Sprache der Völker vor Ort sprechen? Menschen, die Tag täglich sich auf dem politischen Parkett befinden und nach einem tatsächlichen Dialog suchen?
Ich möchte alle interessierten auffordern mal genau hinzuschauen, wenn im Fernsehen oder im Kino das Bild der ‚anderen‘ Kultur gezeigt wird.
Hier ist ein kleines Video von Jacqueline Salloum
Derzeit läuft ‚Blood Diamond‘ in den Kinos und spielt in Afrika….
Schade, dass Du den selben Fehler machst, den Du der westlichen Welt vorwürfst: Opferrollen verteilen
Leider wurden meine Zitate verschluckt: Ich bezog mich im oberen Teil auf „…dass wir, die in der westlichen Welt lebenden, vielen dieser Konstruktionen zum Opfer gefallen sind.“ im Gegensatz zu „…hört auf Kopftuch tragende Frauen als Opfer an zu sehen.“
Nur für die bessere Verständlichkeit.
Lieber Ali,
ich empfehle dir folgenden Text : „ORIENTALISMUS, Kultur der Einfühlung“, http://www.monde-diplomatique.de/pm/2003/09/12/a0005.text.name,askgc4jFO.n,10.
„Man verliert sehr leicht seine objektive Sichtweise, wenn man zu emotional eben diese Themen zur Disskusion bringt.“
S. Edward geht hier mit Hilfe des Diskursanalyse, nach Foucault, vor. Also nicht ganz so emotional.
Dennoch solltest du seine Auffassung vom Humanismus lesen. (Weiter unten habe ich ansatzweise was geschrieben)
„Anstatt sich gegenseitig immer wieder die Schuld- und Opferfrage zu stellen, sollte doch der moderne Mensch anfangen zu kommunizieren, nicht sich zu separieren oder sogar zu eleminieren.!
Um miteinander kommunizieren zu können, bedarf es die in Fragestellung des eignen Wissens und der eigenen Moral. Sprich ich muss mir meiner Selbst bewußt werden, bis ich den Dialog suchen kann. Deshalb ist es für Europa wichtig die eigene Geschichte zu kennen und kritisch dem übermittelten Wissen gegenüber zu treten.
„Schade, dass Du den selben Fehler machst, den Du der westlichen Welt vorwürfst: Opferrollen verteilen“
Anfangs habe ich dies S. Edward ebenfalls vorgeworfen, denn die Araber waren selbst lange Zeit eine koloniale Macht und sorgten ohne Rücksichtnahme auf vorhandene Kulturen für die Verbreitung des Islams.
Bis ich dahinter gekommen bin, dass er sich mit seiner Arbeit auf sprachlich subtileren Ebenen bewegt:
„Die schrecklichen Konflikte, bei denen Menschen unter falschen Herdenbegriffen wie „Amerika“, „der Westen“ oder „der Islam“ vereinnahmt und trotz ihrer Pluralität mit einer fiktiven kollektiven Identität ausgestattet werden, dürfen nicht länger eine derart große Macht über die Menschen haben. Vielmehr müssen sich die Menschen solchen Einflussnahmen widersetzen.“
Er ist humanist und setzt auf die Verbindung zwischen den Menschen und nicht, dass was von Mächtigen als Verbindung diktiert wird.
„Im Mittelpunkt des humanistischen Denkens stehen nicht Vorurteile und Autoritätshörigkeit, sondern das Handeln des Einzelnen und die persönliche Intuition. Der wichtigste Punkt aber ist, dass das humanistische Denken die einzige und meines Erachtens letzte Bastion darstellt, die wir gegen inhumanes Handeln und gegen die Ungerechtigkeiten in der Geschichte der Menschen besitzen.“
Wer hat die Macht und wer konstruiert unsere Realität? Welche hegemonialen Ansprüche gibt es? Sicher ist die Vorstellung von Objektivität was tolles, aber kein Wissenschaftler bewegt sich in einem ‚Luftleeren Raum‘ , Genies fallen nicht einfach so vom Himmel und die reine Vernunft hat keinem was gebracht.
Viele Grüße
n.
Aber Foucault betreibt Wortklauberei, und alle, die danach lehren und lernen ebenso.
Ich habe doch mit meinem Einwand eben gegen dieses stereotype Denken Position ergreifen wollen. Keine abstrakten Feindbilder oder Schuldzuweisungen, sondern eben dieses individuelle Miteinander.
Du fragst wieder nach einen übergeordnetem „Wer gestaltet Realität?“. Natürliche gibt es keine 100% Objektivität, oder den „luftleeren Raum“, aber der persönliche Anspruch in der Betrachtung und Wertung muss immer ÜBER dem erreichbaren liegen. Ansonsten begibt man sich allzuleicht in konspirologisches Terrain.
Und den Begriff Humanismus im Kontext mit einer Welt-Religion wie dem Islam zu benutzen, ist aus meiner Sicht und meinem Verständnis als Humanist nicht zulässig, da wir jegliche Beeinflußung gerade auch durch die Religion ablehnen, da diese immer eine dem Menschen übergeordnete Kraft ausübt. Daher mein Streben nach Vernunft und den daraus resultierenden Vorteil.
„Verständnis als Humanist nicht zulässig, da wir jegliche Beeinflussung gerade auch durch die Religion ablehnen, da diese immer eine dem Menschen übergeordnete Kraft ausübt“
Quasi: Religion ist Opium für das Volk. Kommt mir bekannt vor die Parole.
„Und den Begriff Humanismus im Kontext mit einer Welt-Religion wie dem Islam zu benutzen“
Gibt es sowas wie DER Islam und DEN Muslimen, DER Deutsche, DIE Frau, DER Mann…
Nicht das ich mich im Islam auskenne, aber in wie weit kennst du dich aus und was sind deine Quellen? Sprichst du arabisch?
„aber der persönliche Anspruch in der Betrachtung und Wertung muss immer ÜBER dem erreichbaren liegen. Ansonsten begibt man sich all zu leicht in konspirologisches Terrain.“
Das ‚ÜBER dem erreichbaren‘ wird in manchen Kulturen als etwas göttlichem angesehen… Und hier möchte ich meine Kommilitonin zitieren: „Glauben ist nicht Wissen aber Wissen ist glauben.“
Die Grenze zwischen Wahnsinn und gesundem Geist ist ebenfalls eine kulturspezifische Festlegung.
Darum geht es doch: Unsere Auffassung der Wirklichkeit wird als die übergeordnete und einzige angesehen, weil wir ja so vernünftig und rational handelnde Menschen sind. Dabei fesseln wir unsere Wahrnehmung und unseren Geist so dermaßen, dass wir das Andere nicht erkennen können.
Ich vertrete eher die emotionale Intelligenz!
„Aber Foucault betreibt Wortklauberei, und alle, die danach lehren und lernen ebenso.“
Keine Erkenntnis ist zu vermitteln und zu erfassen ohne Sprache und damit ist auch die non verbale Sprache gemeint. ‚Wortklauberei‘ erlaubt uns übermittelte Texte/Erzählungen aus der Geschichte besser zu erkennen und zu hinterfragen. Denn Menschen erzählen nun mal Geschichten; unser soziales Gedächtnis besteht aus Mythen, Genealogien, Märchen und Sagen.
Leider werde ich ohne den Kontext zu beachten zitiert. Den Focus in einem Satz auf den bestimmten Artikel zu setzen und dann in Frage zu stellen, wenn es sich um eine vergleichende Aufzählung handelt, ist stark polemisch und den Inhalt verfälschend.
Es gibt klare Definitionen sowohl in der Sprache, in der Politik, als auch in der Philosophie. Hält man sich nicht an diese oder kennt man sie nicht einmal, ist eine Diskussion nicht möglich, da sonst permanent Kommunikationsstörungen in Hinsicht auf die Syntaktik auftreten. Will sagen, bevor ich Dinge interpretieren kann, MUSS ich sie analysieren.
Ich will hiermit auch Abschied von dieser Disskussion nehmen, da wir leider den roten Faden verloren haben.
Hallo,
ich bemerke dass du dich fuer Islam interessiert. Vieleicht wurdest du interessiert sein, wenn du franzosich kann,mehrere video auf diesem Thema auf dem website Baglis TV anschauen. Die URL ist http://www.baglis.tv
zur Kenntnisnahme!
Gruss
lieber ali..
Ich danke dir sehr für diesen wertvollen Beitrag und den Hinweis auf Said, der wie es scheint nicht richtig aufgenommen wird in vers. Kreisen und sogar unter Philosophen und Wissenschaftler, wegen seiner Theorie zu dem modernen Postkolenialismus..
was ich darum bitte, falls du aus Berlin bist und falls du das Buch auf Deutsch hast,ob du es mir zum kopieren ausleihen kannst? Das Buch ist total vergriffen und die wenigen Exemp. in ganz BRD sind ausgeliehen und ich brauche es für einen Un- Beitrag
mfg und vielen Dank nochmals
z.o.
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