Bild von yuki* (cc)
Dieser Text bezieht sich auf den Beitrag „Netaudio Minimal“ von Matthias drüben im Numblog und war ursprünglich als Kommentar gedacht.
Netlabels sind eine feine Sache!
Obwohl ich erst vor kurzem auf den Geschmack von Netaudio gekommen bin, kann ich die Aussagen von Matthias bezüglich der Dominanz von (Minimal) Techno nur bestätigen.
Beim Durchhören zahlreicher Netlabel-Releases ist mir zudem aufgefallen, dass es bei den mit Downbeat oder Trip-Hop getaggten Titeln sehr viele Produktionen gibt, die durch einfache Soundauswahl und viel zu vielen Flächen- und Streicher-Sounds „billig“ klingen und meiner Meinung nach eher in die Richtung Electronic oder Ambient gehen.
Nichtsdestotrotz sind immer wieder Perlen dazwischen, die mit kostenpflichtigen Releases und bekannten Künstlern durchaus mithalten, wenn nicht sogar übertrumpfen können.
Wie mein Kollege eben so schön sagte, ist es als musikalisch interessierte Blogger „unsere Pflicht“ genau diese Perlen aus den (un-)Tiefen der unzähligen Netlabel-Releases zu bergen und der interessierten Leserschaft vorzustellen.
Trotzdem empfinde auch ich das durchhören von Netlabel-Releases teilweise sehr ermüdend. Es erfordert einen starken Willen und viel Disziplin sich durch die vielen Tracks zu hören.
Andererseits mache ich so nichts anderes als daß, was ich schon seit Jahren praktiziere: Früher bin ich von Plattenladen zu Plattenladen gerannt, habe mir die neusten Scheiben angehört, ausgewählt und gekauft. Heute ist das Internet mein Plattenladen. Neue Musik finde ich in Blogs, auf Myspace oder eben beim durchhören von Netlabel Veröffentlichungen.
Wie auch bei Matthias liegt mein musikalisches Hauptaugenmerk meist bei urbaner Musik, also Downbeat, Trip-Hop, Dub, Brokenbeat, Hip-Hop und NuJazz um mal ein paar Schubladen zu nennen.
Wer möchte kann sich gerne meine del.icio.us Links mit den von mir bisher gefundenen und für gut befundenen Netlabels anschauen. Natürlich würde es mich auch sehr freuen, wenn mir jemand im Gegenzug seine eigenen erlesenen Netaudio-Links zukommen lassen würde. Neben einer Antwort als Kommentar stünde hierfür, einen eigenen del.icio.us Account vorausgesetzt, auch die Networkfunktion von del.icio.us zur Verfügung.
Wenn du also einen interessanten, zum Thema passenden Link bei del.icio.us speicherst, füge in dein „tags“ Feld einfach for:withoutfield hinzu. So wird dieser Link dann unter „Links for You“ angezeigt. Aber auch wer keine neuen Links für mich hat kann mich gerne seinem Netzwerk hinzufügen.
Sehr informativ und ausführlich ist auch netlabels.org, ein Projekt von Moritz Sauer (Phlow.net), das neben einem umfangreichen und nach Genres sortierten Netlabel-Katalog noch weitere Schmankerl zum Thema Netaudio zu bieten hat.
Bleibt noch zu erwähnen, daß auch ich beabsichtige das Thema Netlabes nicht aus den Augen zu lassen und hier in Zukunft weitere virtuose Glanzstücke unter Creative-Commons-Lizenz präsentieren möchte.
Na, so ein Trackback ist doch auch was Feines. Ich habe dich auch prompt mal zu meinem del.icio.us-Netzwerk hinzugefügt und werde mir bei Gelegenheit mal deine Bookmarks ausführlich zu Gemüte führen. Auf Moritz‘ Netlabel-Katalog hätte ich ja auch mal hinweisen können, danke, dass du das übernommen hast 😉
Ich stimme dir zu, dass wir Blogger uns intensiver mit Netlabels beschäftigen sollten, da wir einfach näher dran sind als alle anderen (Medien). Aber es ist eben schon sehr anstrengend und aufwändig, zumal wir alle ja noch tausend andere Interessen haben. Aber wenn jeder seinen Teil beiträgt, wird die Welt auch wieder ein Stückchen besser. Wenn also jeder mal kurz postet, wenn er was tolles gefunden hat, werden andere das aufnehmen und weiterverbreiten.
Vielleicht sollte man mal überlegen und schreiben, wie man am besten vorgehen könnte …
hey peter! danke für die lieben worte und das verlinken von phlow.net. falls du dich noch ein wenig mehr für die netlabel geschichte interessierst, ich habe vor einiger zeit einen längeren artikel über die historie geschrieben:
http://wissen.phlow.net/artikel/Netlabel_Geschichte
ich sehe das problem mit minimal-techno genauso wie ihr. ich mag das genre zwar gerne, aber ic höre gerne auch vielfältige musik. darum suche ich auch immer verstärkt nach hiphop, downbeat und drum&bass-veröffentlichungen. leider gibt es nicht wirklich viele.
einige neuere entdeckungen sind malty media und proviant audio. finde ich persönlich sehr gelungen. die reviews findest du auf der englischen edition von phlow unter htt://phlow-magazine.com oder einfach mal googeln 😉
@mo: Der Artikel zur Geschichte der Netlabels ist wirklich sehr interessant! Phlow und auch das Phlow Magazin sind natürlich schon abonnemiert 😉
@mo & Matthias: Da wir drei anscheinend einen wirklich sehr ähnlichen Musikstil mögen währe es evtl. keine schlechte Idee unsere Netaudio Reviews zu bündeln und in unseren Blogs zu verlinken.
Von der Umsetzung her könnte ich mir das so wie bei Blogfever vorstellen. Ein kleines Fenster in der Sidebar mit den Überschriften der letzten 10 Reviews zum Beispiel.
Wenn euch die Idee gefällt können wir ja mal auf einem anderen Weg darüber kommunizieren 😉
@Matthias: Wann kommst du nun eigentlich nach Berlin??
Eine Bündelung von Reviews wäre eine tolle Sache, diese Idee spukt mir schon lange im Kopf rum. Ich habe da schon einige Ideen zur Umsetzung gewälzt, aber das können wir ggf. per Mail besprechen.
Apropos: pEtEr, du hast Mail ;O)
Als quasi Betroffener will auch was zu sagen. Ich hatte da letztens schon bei Tanith drüben meinen ausführlichen Senf abgegeben, der einen ziemlich guten Artikel geschrieben hatte.
Ich sehe schon eine gewisse Dominanz für das Minimal-Tech Zeugs, finde das allerdings nicht so tragisch. Waren doch die ersten Netlabels immer in diese Richtung orientiert. Vielleicht, weil die Protagonisten ohnehin schon immer eher technologieaffin waren, als bspw. die Hip-Hop Fraktion. Die meisten Genres halten eben immer noch an die alten Strukturen und Konzepten fest. Warum auch immer. Vielleicht ist der Drang dort größer, damit auch Kohle zu machen und der Idealismus geringer, Musik primär das Machens wegen zu produzieren. ich glaube, das Ding Netlabel ist da einfach nicht durchgedrungen oder für jene einfach unrelevant. Keine Ahnung… Ich hoffe auch, dass da noch was passiert in nächster Zeit, bin da aber eher wenig hoffnungsvoll, zumal auch viele Netlabels ja schon dabei sind, in alte Konzepte zu verfallen und ihren Sound gegen Geld anzubieten, was ich sehr bedauere.
Ich schließe mich dem an, dass es gerne mehr Downbeat, Trip Hop, Lounge und vor allem Nu Jazz sein darf, aber es liegt ja nicht in unserer Hand. Leider. o lange niemand den Bedarf als solchen sieht, wird er sicher auch kein netlabel starten, um da einen Output zu schaffen. Das sehe ich als das eigentliche Problem. Vielleicht sind die Technomacher einfach idealistischer und deshalb präsenter. Aber: Da kommt eben auch ein Haufen Schrott(!), was gerne auch mal gesagt werden darf.
Trotzdem gibt es eben auch sehr viel grandiose Releases im Downbeatsektor, die ich nicht missen möchte. Was da hin und wieder auf i.DEOLOGY, auf 1bit, oder – im Moment sehr großartig – auf FOEM kommt, sind doch tolle Platten, wenn man so will, auch wenn es mehr sein könnten. Keine Frage. Man muss eben ewig lange suchen, was ja auch Tanith, zu Recht, bemängelt hatte. Da fehlt eine einfache Möglichkeit, sich einen Überblick nach Bedarf zu ermöglichen.
Wenn ich meine Netaudio-Mixtapes mache, suche ich mich mitunter dämlich und stelle leider auch fest, dass viele Netlabels, die mal als solche begonnen haben, entweder die Segel gänzlich streichen, wie sofasound, oder eben dann doch den Weg zum Hardwarerelease suchen und die Netlabels schleifen lassen siehe No-Response, oder Instabil. Und da werden noch einige zu kommen, bin ich mir sicher.
Ich hoffe, dass es dennoch Idealisten geben wird, die auch die Energie nicht scheuen, in Zukunft mit neuen Sachen an den Start zu gehen, auch wenn ich nicht so recht weiß, wie man in dem Netlabelzirkus noch was neues bringen kann. Zeit dazu wäre es allemal!
Achso: Ich mag dieses neuartige Minimal-Ambient Zeug. ich wäre ja auch blöd, wenn ich was anderes schreiben würde. In echt, ich finde, das ist ebenso wie der Dubtechnooutput ein ganz konkretes Netaudiophänomen, was es ohne Netlabels so nicht geben würden.
Und ganz nebenbei: Ich betreibe selber ein Hardwarelabel, release aber lieber auf Netlabels. Ist schon paradox. 😉
Hi Peter, hast du vielleicht einen Tip, für das eine oder andere gute HipHop-Releases? Bei den Unmengen an Netlabels ist das nicht ganz so spaßig, sich da durch zu hören. So viel elektronisches ist auf die Dauer dann auch nicht so ganz mein Ding, wird dann doch irgendwie monoton;-)Es fehlt glaub ich ein bisschen die Vielfalt an Genres in der Netaudio-Szene…
Schon ein Klassiker und dazu noch einer der besten Releases ever ist Forget and Remember von Comfort Fit. Und dann suche mal nach Sichtbeton, deren Releases sind zwar auch schon ein bisschen her, aber mir gefällt’s immer noch gut.
kool, da guck ich gleich mal. thx
@Saint: Ich habe nun endlich einmal Zeit gefunden den tollen Beitrag und die Disskusion dazu bei Tanith zu lesen. Es scheint wirklich so, dass noch einiges passieren muss damit sich Netlabels etablieren können. Außerdem soll sich der ganze Aufwand für die meist idealistischen Betreiber irgendwann auch finanziell lohnen.
Hoffen wir darauf, dass die Selbstvermarktung bekannter Musiker und Bands auch der Netlabelgeschichte einen neuen Schub bringt.
Übrigens finde ich einige Dubtechno- und Minimal-Tracks auch recht cool 😉
@Matthias: Oh ja, die Scheibe auf Comfort Fit ist ein echter Burner. Auch das Blog ist zu empfehlen.
@tobi: „Colonious Monk Collective 2“ auf Ideology ist auch richtig klasse. Wollte auch noch etwas dazu schreiben, dauert aber bestimmt noch ein bisschen.
@mo: Mensch, da hat mich Askimet verarscht! Dein Kommentar ist schon wieder im Spam-Filter gelandet und dieses mal habe ihn auch noch gelöscht *grmpf*
Im Moment des löschens ist es mir aufgefallen. ?
Ich denke es war auch eine Empfehlung für tobi. Vielleicht kannst du deinen Tipp ja noch mal hineinsetzen? Mich würde es auch brennend interessieren was dein Vorschlag war!
mein tipp war:
http://phlow-magazine.com/mp3-music-download/hiphop/57-willbe-zephyr-language-lab-netlabel
oder schneller
ftp://ftp.scene.org/pub/music/groups/language_lab/llab001d_willbe_-_tribal_city.ogg
http://www.archive.org/details/llab010
und zur ideology-compilation, die weiter oben angepriesen wurde, kommt auch bei uns noch ein review. dabei fällt mir ein: deutscher hiphop auf ideology. sehr geil „stesteste“ auf der compilation
http://www.ideology.de/archives/000045.php
und das nicht ganz so gute album der brokes mit ein paar perlen:
http://www.ideology.de/archives/000060.php
viel vergnügen beim hören 🙂
@mo: Wow, die Willbe Tracks sind cool und „stesteste“ ein Knaller!
Cheers…
[…] pEtEr zu Plattenladen 2.0: @mo: Wow, die Willbe Tracks sind cool und “stesteste” ein… […]
Hi, danke für die Links, sind schöne Sachen dabei, ich hab hier noch was ganz cooles gefunden–> http://die-wiederholung.de/klang.html
[…] will ich aber noch auf Peters Post über den Plattenladen 2.0. Diesen Diskurs kann ich selbst nicht begleiten, lege es euch aber nahe dies zu tun. Welcome to the […]
@ Tobi: also, wenn Du „Stesteste“ von den Brokes magst, könnte Dir auch folgendes gefallen:
Broke Gringos – Der Shit
Colonius Monk Collective Vol.1
V.A. – diverse Hiphop-Tracks
Fleur Earth & Forsch – Zirkular EP
Sel meets 12bitphil EP
Ate One – Lost in Beats
Ate One – Delivered
Sel – Rap in deinen Augen (Monomatik-Remix)
… so hoffe ich zumindest! 🙂
Grüsse, Jörg (iD.EOLOGY)
Super!
Sind echt sehr gute Titel mit dabei. Weiter so – und mehr bitte 😀
[…] Thema Dubtechno kommt. Das zeigen nicht nur die aktuellen Diskussionen dazu bei Tanith, oder bei pEtEr. Auch wir sind über genau jenes Genre zum Netaudio gestoßen. Jahre nachdem uns Labels wie […]
Hi, ich haue hier jett auch einfach mal den Hinweis auf meinen Podcast rein (siehe link unten). Gibts jeden Monat, den Podcast selbst muss man sich nicht mal annhören, sondern kann stattdessen auch gleich die gelisteten und direkt verlinkten Mp3s der vorgestellten Tracks durchhören. Gruß
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