Na geil, Facebook: Echte Freunde lassen sich nicht wegklicken

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Facebook Freunde wegklicken

Facebook hat mein Leben gravierend verändert. Seit  fast fünf Monaten bin ich raus aus dem sozialen Netzwerk mit dem unschuldigen kleinen f. Schluss, aus, es reichte einfach. Aber noch immer bin ich von der Kommunikation auf Facebook im echten Leben geprägt.

Langweilige Gespräche mit Freunden (oder noch schlimmer: Vorgesetzten) möchte ich wie meine Timeline durchscrollen und nur an den wenigen, interessanten Stellen – auf Facebook meistens das Bikinifoto der Ex oder eine Katze, die aussieht wie ein Gangster-Rapper – kurz stoppen.

Beschissene Spiele-Abende, einfach blocken!

Auch würde ich nur all zu gern Einladungen von Freunden zu mir völlig unbedeutenden Super-Elektro-Parties („mit DJ aus Berlin“ sic!) stillschweigend ablehnen – und gleich noch die Option wählen, nie wieder von dieser Person eine Einladung zu bekommen. Oder gleich ganze Bekanntschaften einfach wieder aufgeben, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Dieses fiese kleine f. lässt einen ja immer in der Hoffnung, dass der Freund die Kündigung der Freundschaft eh nicht mitbekommt. Welch ein Segen. 

Oder diese beschissenen Spiele-Abende mit Freunden von Freunden, einfach blocken. Nichts will ich davon hören. Lasst mich in Ruhe mit Eurem Carcassone und dem ganzen Mist. Mr. Zuckerberg hat mir beigebracht, dass ich Euch mit Euren Spielen einfach ignorieren kann. Das soll er mal meinen Freunden sagen, wenn ich mit denen in ihrer tollen Altbauwohnung bei zwei billigen Gläsern Wein über dem Brettspiel hänge.

Freunde einfach weg scrollen

Herrlich auch die kleinen roten Ziffern, die mir sagen, was ich alles noch tun muss. Im echten Leben kann ich mir ja nicht einmal merken, wer wann Geburtstag hat. Dank dem kleinen f. musste ich mir ja auch nichts mehr merken. Wie soll ich denn in meinem Kopf auf einmal wieder dafür Platz schaffen, an all das zu denken, was noch erledigt werden will?

Ganz zu schweigen von dem Erwartungsdruck, den f. in uns schürt: eine Kontaktaufnahme muss beantwortet werden. Nicht nächste Woche, nicht morgen, nicht irgendwann heute, sondern jetzt, immer verfügbar, mobil, jede Sekunde. Bei f. konnte ich Euch immerhin einfach wegklicken. Wenn Ihr vor meiner Tür steht, geht das nicht. Echte Freunde lassen sich nicht einfach so wegscrollen.

Like? Keine Ahnung, was ich mag

Und: Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich gut finden soll. Seitdem meine Freunde mir nicht mehr unermüdlich vorgeben, was ich zwar eigentlich schon kannte, aber aufgrund meiner extrem kurzen Aufmerksamkeitsspanne nicht erinnerte, habe ich den Überblick verloren, was ich eigentlich mag. Like? Keine Ahnung. Ich bin ständig auf der Suche. Das nicht-virtuelle Leben ist keine Filterbubble.

Und das ist auch gut so. Ich fühle mich  auf einmal so frei.

4 Kommentare

  1. Kann ich das irgendwie liken? Oh, ach verdammt, ich vergaß: hab ja auch garkein Facekook. Egal, ich will es trotzdem liken.

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