Was haben wir uns hier einen Wolf geschrieben, um eine Lanze für Digital-DJing im Allgemeinen und den SYNC-Button im Besonderen zu brechen. Wir haben argumentiert, gestritten und – ich gebe es offen zu- auch gut getrollt.
Seit gestern gesellt sich zu den vielen bisher gebrachten Argumenten ein ganz handfestes persönliches Erlebnis dazu: Ich weiss bis heute nicht, warum, aber wir hatten gestern beim Swing Ding ein Delay auf dem Monitor, das mixen tatsächlich so gut wie unmöglich machte. Ich spreche jetzt nicht von dem mehr oder weniger kleinen Delay, das man immer dann hat, wenn man sich die Monitorbox nicht direkt ans Ohr schnallt, das in jeder Location ein wenig anders ausfällt und auf das sich jeder „richtige“ DJ innerhalb weniger Übergänge einstellt, sondern von einem monströsen Zeitversatz von gefühlt einer halben Sekunde, die Mixen nach Gehör praktisch unmöglich machte. (Ja Freunde, dieser unterbewußte Delayausgleich gehört zu den Kernkompetenzen, über die nicht so viel geredet wird und die hinten runterfallen, wenn man sich statt dessen in Diskussionen auf den SYNC-Button kapriziert.)
In der Panke spielt man hinter der PA, der Sound auf der Bühne ist ohne funktionierenden Monitor ein einziger Brei, was heisst, auch von dieser Seite kann man eher keine Unterstützung beim Timing von Übergängen erwarten.
Und so blieb nur , sich auf den den SYNC-Button zu verlassen, um die Standardübergänge zu retten. Ich tue das normalerweise nicht so gern, aber gestern war ich verdammt froh, dass es diese Technik gibt. Ironie des Schicksals übrigens, dass es überhaupt kein Problem gewesen wäre, in dieser Situation ohne SYNC-Button manuell die Tempi zu matchen. Genaugenommen, wäre ich nicht ohne SYNC, sondern ohne die Quantisierungsfunktion von Traktor aufgeschmissen gewesen.)
Da aber Mixen nicht wirklich Spaß macht, sondern ziemlich stresst, wenn man erst bei aufgezogenem Regler (also zu spät, um Fehler zu verhindern) merkt, ob ein Übergang danebengeht, habe ich viel weniger als sonst in Übergängen gedacht, sondern viel mehr als sonst in Kategorien wie „Welcher Tune würde als nächstes stimmungsmäßig perfekt passen unabhängig von seinem Tempo“.
Und genau deswegen fand ich das Swing Ding am Samstag musikalisch und vom meiner Verbindung zur Tanzfläche her eines der besten bisher. Und guess what? Die ausgelassenste Stimmung kam dann auf, wenn ich auch mal 2 Sekunden Stille zuließ, bevor ich den nächsten Tune auf die Meute losliess.
Ich habe gestern zwei Dinge gelernt:
1. Ich fühle mich extrem unwohl, wenn ich mich nicht auf meine Ohren verlassen kann beim Auflegen, sondern nur auf die Technik
2. Der beste Mix ist oftmals kein Mix.
[Update:]
Ja, ich weiss, dass es möglich ist, im Kopfhörer zu mixen. Habe ich auch dann auch meist gemacht. Allerdings ist es auf der Bühne so knacklaut gewesen, das das nur bei voll aufgerissenem Kopfhörer ging. Meine Ohren schmerzen jetzt noch davon. Das ist für mich als Tinnitusgeschädigten nicht wirklich ein gute Lösung. Und sollte es für euch nicht sein, so ein Gehörsturz kann die Auflegerei ziemlich unschön beenden. Ohne eine gute Portion Glück durchaus auch für immer, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden…
Klar, ein gutes Argument, keine Frage!
Aber anders herum? Wenn (aus welchem Grund auch immer) die Sync Funktion nicht nutzbar gewesen wäre? Vinyl-only-bla-bla muss nicht, aber das „Gegenstück“ ich-kann-syncen-und-bin-DJ wäre dann auch in die Hose gegangen…
@Sascha:
Anders herum wärs genauso schwierig gewesen. Ein schönes Beispiel dafür, dass es manchmal durchaus beides braucht: SYNC und Erfahrung. 🙂
Andererseits zeigt der Artikel ja auch eine ganz andere Lösung auf, nämlich gar nicht mixen. Klappt natürlich nur mit der passenden Musik. Techno oder House wird ohne mixen schwierig…
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