DIY Cloud Services – Wie man sich selbst eine Cloud bastelt

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I don’t need a hard disk in my computer if I can get to the server faster… carrying around these non-connected computers is byzantine by comparison.

– Steve Jobs, late chairman of Apple (1997). Forbes 2013

Die Cloud – Fluch oder Segen? Für mich ist sie ganz klar eine Bereicherung, sowohl im Arbeitsalltag als auch im Privaten, mögen die Grenzen hier oft auch fließend sein. Speicherte man seine Daten im zwanzigsten Jahrhundert noch lokal auf der eigenen Festplatte, liegen sie 2014, eine stabile Internetverbindung vorausgesetzt, jederzeit zugänglich in der Wolke. Dokumente, Notizen und Bookmarks – irgendwo in der Wolke. RSS Feeds samt Verwaltung und Client – in der Wolke. Kalender und Adressbuch, Sie wissen schon – Wolke. Doch wozu das Ganze? Klare Sache! Es ist komfortabel und es spart Zeit. Zudem lassen sich die so gespeicherten Daten über alle verwendeten Geräte hinweg synchron halten. Und natürlich eignet sich die Cloud auch bestens als zusätzlicher Backup Service, eine stabile Internetverbindung vorausgesetzt aber das hatten wir ja bereits. Die schöne neue Cloud-Welt kommt mit einem dicken Paket nützlicher Funktionen daher, Ihr Siegeszug liegt auf der Hand.

Wäre da nicht die Sache mit dem Datenschutz, denn speichert man seine Daten irgendwo in die Wolke, liegen sie auf fremden Servern. Man gibt die Kontrolle ab. Relevant wird dies, wenn es sich beispielsweise um sensiblen Daten des Arbeitgebers handelt. Teilweise ist die Nutzung externer Cloudanbieter vom Arbeitgeber komplett untersagt. Im Zweifelsfall gibt hier die hauseigene IT-Abteilung Auskunft. Aber es gibt weit mehr Gründe, weshalb man seine Daten vielleicht doch nicht ohne Weiteres aus der Hand geben möchte. Wer datenschutzrechtliche Bedenken hat, auf die Cloud aber nicht verzichten möchte, der installiert sie sich einfach selbst. Auf dem eigenen Server, unter eigener Kontrolle. In diesem Artikel möchte ich kurz drei Open Source Alternativen zu verbreiteten Cloudanbietern vorstellen. Die entsprechenden Installationsanleitungen finden sich auf den jeweils verlinkten Webseiten der Anbieter.

1. Owncloud statt Dropbox

Ownclound, eine freie Cloud Storage Alternative zu Dropbox. Auf dem eigenen Server installiert, ermöglicht sie, wie vielleicht von Dropbox bekannt, die Dateiablage in die Wolke. Zur Synchronisation der Dateien bietet Owncloud für alle gängigen Betriebssysteme entsprechende Client Software an. Selbstverständlich lassen sich alle Dienste der Owncloud auch über einen Webbrowser nutzen. Zu den bereitgestellten Diensten zählen u.a.:

• Kalender (CalDAV)
• Adressbuch-Verwaltung (CardDAV)
• Aufgabenplanung
• Bookmark-Verwaltung
• Fotogalerie
• Verschlüsselung (in der aktuellen Version 6 nur serverseitig)
• Musikwiedergabe
• Versionskontrolle
• Kurz-URL-Verwaltung
• Datenübertragung über HTTPS
• Dokumentenbetrachter für PDF Dateien und ODT formatierte Dokumente
• Kollaborative Dokumentenbearbeitung
• Öffentliche API

Die Installation der Owncloud ist denkbar einfach und daher schnell erledigt. Nähere Informationen gibt es auf den Seiten des Anbieters: https://www.owncloud.com
Lizenz: AGPLv3

Poche

2. Poche statt Pocket

Die Webapp Poche ermöglicht es dem Nutzer, Webseiten und Artikel zu archivieren, um sie zu einem späteren Zeitpunkt lesen zu können. Damit bietet Poche ähnliche Funktionen wie Pocket (ehem. Read It Later), ist im Gegensatz dazu aber quelloffen und läßt sich auf dem eigenen Server betreiben. Für die unkomplizierte Archivierung eines Artikels stellt Poche passende Erweiterungen für Mozilla Firefox und Google Chrome bereit. Poche bietet u.a. folgende Features:

• Optimierung der archivierten Artikel auf Lesbarkeit
• vollständige Archivierung der Webseiten
• Anwendungen für Android und Windows Phone
• Bookmarklets
• Mobile Support
• RSS Feeds für die archivierten Artikel
• Multiuser support
• Export-Funktion

Nähere Informationen zu Poche auf den Webseiten des Anbieters: http://www.inthepoche.com
Lizenz: WTFPLv2

tiny-tiny-rss-feed

3. TinyTinyRSS statt Feedly

Damit sowohl die einfache Konfiguration als auch Synchronisation abonnierter RSS Feeds über mehrere Geräte hinweg möglich wird, bietet es sich an, diese zentral zu verwalten. Dementsprechend haben alle verwendeten Feedreader Zugriff auf dieselbe Quelle. Feedly stellt u.a eine solche zentrale Verwaltung als Webdienst bereit. Wer dagegen seinen eigenen RSS Aggregator aufsetzen möchte, sollte sich Tiny Tiny RSS genauer anschauen. Wie Feedly, bietet auch Tiny Tiny RSS neben der reinen Verwaltung der RSS Feeds einen eigenen, browserbasierten, RSS Reader an. Die Feeds lassen sich natürlich auch in gängigen Feedreadern für Desktop, Smartphone und Tablet abonnieren und lesen. Zu den Funktionen von Tiny Tiny RSS zählen u.a.:

• OPML import/export
• Android Client
• Tastaturkürzel
• Unterstützung mobiler Geräte
• Podcasts
• Plugins und Themes

Nähere Informationen zu Tiny Tiny RSS finden sich auf den Seiten des Anbieters unter: http://tt-rss.org/redmine/projects/tt-rss/wiki
Lizenz: GPLv3

Fazit

Begibt man sich erst einmal auf die Suche nach freien Cloud Service Alternativen, wird man recht schnell fündig. Inwieweit die Alternativen den eigenen Anforderungen genügen, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Alle hier vorgestellten Projekte werden zur Zeit kontinuierlich weiterentwickelt und um Features ergänzt. Es bleibt also spannend.
Zum Schluß noch eine kurze Bemerkung zur allgemeinen Server-Sicherheit. Eigene Server müssen korrekt installiert, fortlaufend gewartet und gepflegt werden. Wer dazu nicht bereit ist, sollte es mit der eigenen Cloud besser lassen. Unsicher konfigurierte bzw. veraltete Software stellt immer ein Sicherheitsrisiko dar. Letzlich wäre dann nichts gewonnen. Wer jedoch den Mehraufwand in Kauf nimmt, bleibt zumindest unabhängiger, denn wie die Beispiele Google Reader und Google Wave zeigen, stellen Drittanbieter ihre Cloud Services teils unerwartet wieder einstellen.

Dies ist ein Gastartikel von @zeitdiskret – show some love 🙂

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