Die Nachricht verbreitete sich wie Lauffeuer: Junge IranerInnen, die mit ihrem eigenen Video zu Pharrell Williams ‚Happy’ zeigen wollten, dass sie zu der jungen Generation Iranerinnen gehören, die der westlichen Welt gegenüber aufgeschlossen sind, wurden verhaftet.
Vor 21 Stunden meldete sich Reihane Taravati, eine der Tänzerinnen, via Instagram:
International Campaign For Human Rights bezieht sich auf einen Informanten, der den Familien der Angehörigen nahe steht:
„A source close to a family of one of the arrested young people told the International Campaign for Human Rights in Iran that the youths were told they would be prosecuted.
The source indicated that the detained youth were not abused during their detention, although their personal belongings, including personal computers and cell phones, were confiscated.“
Warum wurden sie verhaftet?
„Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden senken und ihre Keuschheit (Schmuck) wahren sollen, bis auf das, was davon sichtbar sein muss, und dass sie ihre Tücher über ihre Busen ziehen sollen und ihre Reize vor niemanden enthüllen als vor ihren Gatten (…).“
(Koran Sure 24, 31)
Seit der Revolution ist die Verhüllungspflicht ein politisches Symbol, das die Beziehungen zwischen den Geschlechtern klar definiert.
Der Körper der Frau wird als Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung gesehen. Von ihr gehen Reize aus, die den Mann verwirren und ihn von seiner Aufgabe, ein frommer Muslime zu sein, abhalten könnten. Deshalb ist es Frauen untersagt ihre Rundungen und Haare zu zeigen. Zudem ist der Tanz etwas, was die ‚heiklen‘ Körperstellen zum beben bringt und ebenfalls die öffentliche Ordnung gefährdet.
Nun gibt es ein privat gedrehtes Video, welches gegen die vorgegebenen Sitten, deren Quelle der Koran ist, verstoßen.
Zuständig für die Pflege und Einhaltung der Sitten ist die iranische Religionspolizei, die hier nach Vorschrift gehandelt hat.
Vorschriften, die seit Jahrzehnten die Jugendlichen in Iran zum ersticken bringen.
Die iranische Journalistin Golnaz Esfandari bringt es mit ihrem Tweet auf den Punkt
Thousands of Iranians have been arrested in the past 35 years for being happy, partying. #freehappyiranians #Iran
— Golnaz Esfandiari (@GEsfandiari) May 20, 2014
Der amtierende Präsident Houssein Rouhani meldete sich ebenfalls auf Twitter zu Wort:
"#Happiness is our people's right. We shouldn't be too hard on behaviors caused by joy." 29/6/2013
— Hassan Rouhani (@HassanRouhani) 21. Mai 2014
Ein Versprechen an die junge Generation
Während des Wahlkampfs sprach sich Rouhani im Interview mit dem iranischen Fernsehen für eine Lockerung der Zensur und der Pressefreiheit aus. Sein Versprechen an die junge Generation: Gemeinsam mit ihnen möchte er in eine glückliche Zukunft blicken.
Es sind Worte, die sich diese Protagonisten zu Herzen genommen haben und in die Tat umsetzten. Genau hier liegt das Potenzial staatliche Reformen anzustreben. Den Menschen muss die Angst genommen werden sich aktiv für ihre Rechte einzusetzen. Die Gesellschaft hat sich bereits geändert, nur lebt sie Tag für Tag mit einem autoritären Staat, der nur bewirkt, dass Menschen sich ihr Recht nehmen indem sie sich in die Illegalität und einer schizophrenen Lebenshaltung hingeben.
Der iranische Weg in eine moderne und weltoffene Gesellschaft ist seit Jahrzehnten, ein steiniger Weg, dennoch findet der Prozess der Änderung statt, weil die Menschen sich ihre Freiheiten nehmen und mit den Gefahren leben.