
Gestern stellten wir in unserem Beitrag Landr, den automatisierten Webdienst für Audio-Mastering vor.
Grodio hatte eine Playlist in die Soundcloud gestellt, das den Vergleich zwischen den ungemasterten, sowie von ihm selbst bzw. von Landr gemasterten Versionen seiner Tunes ermöglichte. Allerdings ohne zu verraten, welcher Track von wem bearbeitet wurde. Hier die Auflösung des ganzen und ein Interview mit Grodio zum Thema:
Was ist Mastering für Dich?
Sehr einfach ausgedrückt macht man beim Mastering den letzten Feinschliff auf der Summe eines eigentlich fertigen Tracks. Hierbei wird das komplette Stück vor allem lauter und fetter gemacht. Außerdem werden die Frequenzanteile ausbalanciert. Wenn zum Beispiel zu viel Bass vorhanden ist, wird man diesen reduzieren. Wenn einzelne Frequenzen zu sehr hervorstechen, wird man versuchen, diese zu zähmen. Aber das ist nur der Anfang. Es gibt etliche Techniken – vor allem für das „lauter und fetter“. Und irgendwie ist das für viele Producer ein ganz ganz großes Mysterium.
Der Königsweg ist eigentlich immer, das Mastering nicht selbst zu machen, sondern dies von einem Profi „mit frischen Ohren“ in einem top ausgestatteten Studio erledigen zu lassen. So etwas kann man sich online bestellen. Ein einfaches Mastering kostet dann im billigsten Fall um die 60 Euro. Das kann dann gut werden, aber auch schonmal voll in die Hose gehen, vor allem wenn der Engineer keine Ahnung von dem Genre des Tracks hat. Ich habe beides schon erlebt.
Man kann auch selber Mastern, dann hat man alles voll im Griff. Aber man hat dann die Einschränkungen durch das eigene Können, das eigene Equipment und die mangelnde Objektivität. Man kann auch schnell Fehler machen, ohne es zu merken. Meine letzten Tracks hatte ich alle selber gemastered. Das hat für mich ganz gut funktioniert, aber das könnten andere sicher noch ein gutes Stück besser.
Was ist Landr?
Landr verspricht, einen Track vollautomatisch zu Mastern. Man kann einen ungemasterten Track zu Landr hochladen, kurz warten, und dann den gemasterten Track herunterladen. Wenn man nur ein 192kbps MP3 braucht, ist das sogar umsonst.
Welches Master ist von Dir mit der Hand gemacht, welches von Landr?
Alle „Master A“ sind von Landr und „Master B“ ist von mir. Meine Master hatte ich schon weit vor dem Launch von Landr erstellt, also war ich unbeeinflusst. Es ist aber wichtig zu wissen, dass ich kein Mastering-Engineer bin, sondern nur jemand, der das „zu Hause Mastering“ wohl ganz OK hinkriegt.
Was sind die Unterschiede?
Ich finde die Landr Master vom Frequenzgang her runder als meine Master, aber auch ein klein wenig leiser. Meine Versionen scheinen mehr Mitten zu haben. Der Bassbereich klingt für mich bei Landr ein wenig zahmer als bei mir aber auch aufgeräumter. Die Transienten (das was knallt) finde ich bei mir besser.
Welches klingt besser und warum?
Das kann ich nur schwer sagen. Bei den eigenen Tracks und eigenem Mastering ist man viel zu unobjektiv. Wie so oft ist vieles Geschmackssache. Aber gerade die Tatsache, dass ich mich nicht entscheiden kann, spricht sehr für Landr. Dass ein Automatismus Ergebnisse abliefert, die meine eigenen Master in Frage stellen, finde ich absolut erstaunlich. Ich hätte ehrlich gesagt nicht mit so guten Ergebnissen gerechnet.
Ich höre nur einen sehr kleinen Unterschied. Warum macht dieser kleine Unterscheid für dich soviel aus?
In der Tat klingen die Tracks jetzt nicht vollkommen unterschiedlich. Die kleinen Unterschiede können aber schon viel bewirken. Zum Beispiel kann es passieren, dass ein schlecht gemasterter Track auf der Anlage im Club nicht mehr richtig funktioniert oder auch dass er auf einer schlechten Heimanlage noch schlechter klingt als andere Tracks. Letztlich hilft beim Beurteilen immer nur, den Track mit anderen Tracks auf verschiedenen Anlagen, die man kennt, zu vergleichen.
Gibt es Anwendungsfälle, wo du Landr empfehlen könntest, oder ist ein Mensch immer die bessere Wahl?
Viele Producer wollen ihre eben produzierten Tracks sofort im Club ausprobieren. Hierfür ist Landr sicherlich ein Hammer Werkzeug. Man kommt schnell zu einem guten Master ohne großen Aufwand.
Beim „Home Mastering“ für einen Release (und sei es nur auf Soundcloud) hängt es ganz stark am eigenen Können, ob Landr besser ist oder nicht. Ich finde aber, man muss schon relativ gut sein, um mit Landr mithalten zu können.
Lässt man extern Mastern, kann Landr glaube ich ganz gut als Vergleich zum externen Master dienen. Vermutlich wird der externe Profi aber besser sein.
Was willst Du sonst noch zum Thema Mastering loswerden?
Mastering ist wohl wie Schminken….
… man kann es ganz schnell übertreiben
… wenn du es selber machst, weißt du nicht, ob es gut ist
… wenn es ein Profi macht, ist es vermutlich besser
… ein Schminkautomat, der funktioniert? Wow.
… biste hässlich, bleibste hässlich
Artikelbild von Audio Mix House (CC BY 2.0)
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