„Coño, que vas muy a la izquierda!!!“ rufe ich erschrocken (zu deutsch: „Scheiße Mann, du fährst voll weit links!“), weil ich Angst habe, dass Javi in den Graben fährt. Linksverkehr ist auch noch neu für ihn, vielleicht fährt er deshalb fast von der Straße runter. Tief durchatmen, ich seh schon die Schilder, die den Weg nach Stonehenge weisen.
Der Schreck ob des waghalsigen Manövers meines Fahrers steckt mir noch in den Knochen, als ich aus dem Auto steige (nach einer Woche finde ich es immer noch seltsam, auf der linken Seite des Autos ein- und auszusteigen und NICHT zu fahren). Ich atme tief ein, ein frischer Wind weht hier im britischen Outback, auf den weiten grünen Wiesen grasen – natürlich – Schafe.
Wir laufen zum Visitor Centre und kaufen zwei Eintrittskarten. £ 14,90 kostet der Spaß pro unterkühlte Nase, plus £ 4,99 für das Heft über Stonehenge, das man optional dazu kaufen kann.
Optional können wir uns auch überlegen, ob wir durch die royale Pampa zum Monument laufen, oder einen eigens dafür abgestellten Bus nehmen.
Wir entscheiden uns für den Fußweg. Wenn das Wetter, bzw. das Licht besser wäre, hätte es ein bisschen was von Filmkulisse. So ist es „nur“ ein strammer Spaziergang.
Irgendwann kommen wir dann dahin, wo die ganzen anderen Leute schon lange vor uns mit dem Bus hingekommen sind: da steht sie, seit Jahrtausenden, diese seltsame, geschichtsträchtige Steinformation.
Ich habe einen Plan und grinse bei dem Gedanken daran über’s ganze Gesicht.
Man läuft einmal um die Formation herum, macht Bilder aus allen nur denkbaren Perspektiven (das Beitragsbild ist von mir, und das Schöne daran, die störenden Touristen am rechten Rand wirken auf den ersten Blick wie kleine Bäume und nicht wie Menschen) und hört sich, wenn man will, das ganze Drumherum von einem sehr höflichen Guide an. Ich hatte jedoch etwas anderes im Sinn.
Hinter der Formation (also, ich nenne das jetzt mal so, das hängt natürlich davon ab, wo man hinten und vorne definiert bei so ’ner Formation) hat man die Möglichkeit etwas abseits zu stehen. Also stelle ich mich dort hin (Javi, dem Spanier, den ich betreue, habe ich von meinem Plan erzählt und er lässt mir die Freiheit, ihn auszuführen) und setze erstmal die Kopfhörer auf. Die kürzeste Playlist der Welt enthält exakt zwei Songs: „Like A Rolling Stone“ von Dylan, und „Under My Thumb“ von den Stones. Ich hole den klitzekleinen Spliff aus der Jackentasche, den ich extra for the occasion gebaut habe und zünde ihn an.
Die Mucke, obgleich bekannt, war noch nie so geil.
Stoned at Stonehenge while listening to the Stones.
Jetzt kann ich dann beruhigt sterben.
PS: An alle Witzbolde, die schon auf FB sagten „Tipp doch mal die Formation an, mal kucken, ob die Steine dann wie Dominos umfallen!“: man kommt an die Steine nicht heran. Ist 10m drumrum alles komplett abgesperrt. Und nein, man kann auch keine Kieselsteinchen von dort mitbringen.