Warum Social-Media oft zum Kotzen ist und was du daran ändern kannst

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Alles fing gestern damit an, dass ich diesen Tweet fand und einen Beitrag dazu machte:

sensibilisierung

Wie immer, wenn ich Bilder aus dem Netz ziehe und bei den Blogrebellen teile versuche ich die Quelle eines Bildes ausfindig zu machen. Das ist gerade bei neuen Bildern sehr schwer. Im besten Fall ist eine Quelle auf dem Bild zu sehen, oder der Urheber wird im Tweet/Facebook-Status genannt, dann ist es einfach nachzuvollziehen. Wenn das nicht der Fall ist, dann schicke ich ein solches Bild durch tineye. Das ist eine Reverse Image Suchmaschine mit der man herausfinden kann, wo ein Bild noch eingesetzt wurde, wann und wo das erste- und wann das letzte mal. In diesem Fall brachte diese Suchmaschine aber auch keine Ergebnisse.

Heute wies mich Nilo darauf hin, dass unser alter Homie Willy, der auf Facebook die Seite Snickers für Linkshänder betreibt und in Berlin einen Shop hat, ebenfalls dieses Bild geteilt hatte. Nach einem kurzen Abgleich der Veröffentlichungszeiten war klar, Willy teilte das Bild rund zwei Stunden VOR dem Tweet. Zudem sicherte er mir zu, dass er das Bild eigenhändig mashte.

Der Tweet hat mittlerweile fast 6000 Retweets und 3000 Favs, zudem erteilt der Twitter-User internationalen Journalisten die Freigabe für die Verwendung in deren Journalen:

freigabe

Was mich regelrecht erschütterte ist, dass der Twitter-User augenscheinlich selbst Künstler ist. Auf seiner Webseite sind mehrere seiner Werke zu sehen. Da würde ich gerne mal wissen wie er reagieren würde, wenn jemand seine Bilder ohne Hinweis auf den Künstler oder Quelle teilt.

Aber es geht noch weiter: Viele große Medien und Aluhut-Träger teilten das Bild ebenfalls, mit – wenn überhaupt – Hanebüchenen Quellenangaben:

Washington Post
Washington Post

spon

ken-fm

feine-sahne

netzplanet

Das Original stammt wie schon geschrieben von Snickers für Linkshänder und sah im ersten Entwurf so aus:

snickers-komplett

Auf die Bitte einer seiner Freunde, das Bild im Facebook-Header-Format nutzten zu dürfen erstellte Willy die Version ohne Wasserzeichen, eben das Bild, das dann viral ging:

sensibilisierung

Aber was sagt Willy dazu?

Nachdem ich ihm von dem Tweet und der Reichweite erzählte reagierte er souverän und gelassen:

Hey lieber Peter. Danke für das Feedback. Es war Teil einer Collage gestern. Habe es dann nochmal auf Wunsch freigestellt und wollte irgendwie die Aussage nicht durch mein Logo behindern. Ich freu mich sehr, dass es so oft geteilt wird und erhebe keinen Anspruch auf künstlerisches Urheberrecht, weil ich nicht daran glaube.

die beiden Fotos die ich gemashed habe, gehören auch nicht mir, sind also auch „geklaut“. Ich hab halt einen Remix gemacht, aber gut. Ich bin nicht auf Twitter, aber man kann ihn (den, der das Bild teilte) ja drauf hinweisen. Ich wette er wusste nicht genau woher es kam (haben nämlich viele Leute, inklusive KenFm als Coverbild benutzt). keine Ahnung. Schön, dass es rumgeht trotzdem.

Also alles halb so schlimm?

Warum ich mich trotzdem so aufrege und diesen elend langen Beitrag schreibe? Weil es mich ankotzt, wie sehr, sehr viele Menschen ohne einen Moment nachzudenken Sachen teilen und dabei nicht erwähnen, wer der „Urheber“ ist oder zumindest sagen, woher sie etwas haben. Dabei will ich gar nicht mit der Urheberrecht-Keule schwingen, denn das deutsche Urheberrecht ist total veraltet und benötigt dringend eine Überarbeitung. Es geht mir dabei um Respekt und Anerkennung, es geht darum Macher zu würdigen, zu verlinken und/oder Quellen zu nennen.

Jeder macht einmal Fehler, auch ich. Es kann auch hier bei den Blogrebellen unwissentlich mal die Quelle oder die Urhebernennung vergessen werden. Ich weiß, dass ich mich mit diesem Artikel hier ins Glashaus setzte und mit Steinen werfe. Absurd? Ich finde nicht, denn im Normalfall nennen und verlinken wir, wenn irgend möglich oder nachvollziehbar, immer die Macher oder mindestens die Quelle. Ausgenommen ein Bild, Video, Text oder ähnliches stammt von einem der Autoren. Das ist eine „redaktionelle Vorgabe“ wenn man das so nennen möchte und auch die Art und Weise, wie ich Social Media „lebe“.

Sharing Is Caring

Warum mit Quellen und Lob rumgeizen? Warum nicht einfach den Social-Media-Fame mit denen teilen, die etwas gemacht haben oder es dir zuvor zugespielt haben? Ist das Selbstwertgefühl vieler Social-Media-User so gering, dass sie die ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken müssen?
Ich bin der Meinung das MUSS und geht anders!
Zeigt woher ihr das geile Bild habt, gebt Künstlern die Aufmerksamkeit und heimst sie nicht selbst ein. Dann wären wir einen gehörigen Schritt weiter und das „social“ in Social Media könnte wortwörtlich genommen werden.

Zu guter Letzt noch die „Auflösung“ mit dem auf Twitter geteiltem Bild und dem, der es teilte und dadurch viel Feedback erhielt:

aufloesung-bild

21 Kommentare

  1. Hi Peter, hab deine Fragen im Originaltread gelesen bei Snickers. Hm. Also: Ich mach in meinem Schwarzer Kater ( den ich heut wegen FB rückwärts umbenannt hab, da FB das Ding wegen “ Verstoß gegen die Namensrichtlinien“ dichtgeschaltet hatte ) auch Bilder öffentlich. Wenn ich will das die Quelle zu sehen ist mach ich ein Wasserzeichen rein. Tu ichs nicht, ist es für mich ok wenn andere das Bild wieauchimmer nutzen. Und dann ist doch klar, das da keine Quellenangabe stattfindet.

    • Ja das mache ich auch so, oft werden meine Bilder aber so dreist geklaut das mein Wasserzeichen und sogar noch Teile meines Instagram Accounts zu sehen sind. Und es interessiert niemanden, die Leute in den Kommentare reagieren nur auf den Inhalt des Bildes, wirklich verrückt. Aber naja was soll man machen.

  2. Was habe ich damals (kein Plan, 2008?) krass über Tumblr abgekotzt, weil ich die Mechanik zum kotzen fand; du lädst was runter, lädst was hoch; dann isses deins. Eigentlich… naja… es ist immer noch zum Brechen und ich verstehe deinen Zorn nur zugut. Andererseits…schau dir Pinterest an. Was denkste was da an Quellen auf der Strecke bleibt? Und heute empfinde ich es nicht mal schlimm. Warum? Weil mein (völlig subjektiver) Eindruck zu dem Thema so ist: In den kleinen Kreisen (Nenn es Subkultur, nenn es Nische, Blog, Nischenblog, egal) ist die Quelle noch da. Ich habe tatsächlich nicht mehr das Gefühl, dass mir wär was vorenthält. Kann auch sein, dass ich da blind geworden bin; oder es schlicht ne Gewöhnungssache ist. – Es. Ist. Aber. So. – (Deine Aufregung ist total angebracht, trotz allem).

    Ob und wie das Main-Medien nun handhaben…ich verstehe ja deine Argumente… aber ey.. ist doch vollkommen latte. „QuellenNennung“ ist tatsächlich ein alter Hut; beruhigend ist dennoch: Wer sich interessiert, der findet raus; das ist eben auch das Netz. Vielleicht ist der Blickwinkel von dieser Seite etwas gesünder.

  3. Ich habe das Bild im Social Media mit der Quellenangabe https://twitter.com/Couverts/status/590160592087949313 geteilt.
    Was habe ich mich geärgert, als ich diese Collage erstellte http://waschtrommler.org/2011/10/03/mein-mdchen/ und kein Wasserzeichen darin hatte. Überall war es zu finden und like und flattr schlugen auf einigen Blogs ein….und kaum einer zeigte als Quelle auf mich……………….Fazit: seitdem habe ich ein Wasserzeichen und darin auch die Domain: http://borgdrone.de/

    • …mir ging es damals ähnlich, mit einer Anti-ACTA-Grafik, die druckte dann letztendlich die Frankfurter Rundschau und auch der Kölner Stadtanzeiger.
      Hätt ich da ne Lizenz gehabt, wäre ich cool in Urlaub gefahren. Aber auch da war ,ein Gefühl ähnlich wie das, was der interviewte sagt: Ich freute mich in erster Linie, eben weil es auch ne starke Message war (Blog offline, finds gerade nicht mehr) und gegen ACTA ging. Hab dann kurz im Blog „guck an die Pisser“ gesagt und gut wars.

  4. Schick das Bild einfach dem Typen von Amy&Fick. Der kann sich dann darauf einen runterholen und noch nen Artikel über Urheberrechte schreiben.
    Rumheulen kann der Typ nämlich ganz ausgezeichnet.

  5. Grundsätzlich stimme ich der Kernaussage zu. Es ist eine Unart geworden ohne Urheberrechtsangabe zu teilen – und hier muss genauso die andere Seite der Medaille betrachtet werden. Wenn ich als Urheber/Autor kein Wasserzeichen oder einen sichbaren Vermerkt/Branding/Logo einbinde, muss ich mich nicht wundern.

    Wie soll man denn bitte auf die Urheber kommen? Ja, da glänzt nicht alles im Social-Media, aber wer seine Bilder und Videos nicht tagged hat auch eine gewisse Mitverantwortung

  6. hey,
    das ist ein echt cooler blog!
    ich fände das auch echt gut, wenn die arbeit der autoren mehr geschätzt werden würde.
    ich denke das ist aber auch in der musikbranche ein echtes problem. man downloadet einfach kostenlos und die
    künstler bekommen kein geld dafür. das ist echt unfair, oder?

    Lg Lilly

  7. Ich denke es ist Sache der Autoren, sich auf ihren Bilder zu vermerken. Man sollte ja auch annehmen, das sie ein wenig stolz auf ihre Arbeiten sind.
    Was allerdings eine absolute Unart ist: den Autorenvermerk absichtlich aus dem Bild schneiden.
    Leider schon zu oft gesehen.

  8. Ich bin auch der Meinung, dass es am besten ist, wenn sich die Urheber mit einem Wasserzeichen auf dem Bild verewigen. Leider macht sich heutzutage Niemand mehr einen Kopf, ob ein Bild geschützt ist oder nicht. Allerdings kann man wirklich nicht nachvollziehen, wo die eigenen Werke überall verwendet werden, dafür ist das Internet einfach zu groß 🙂

  9. Bei Facebook und Co wird doch kaum oder gar nicht auf die Quellenangabe von Fotos geachtet, da werden Fotos einfach herauskopiert und weiter geteilt. Kennt Ihr Fälle, in denen das weiter verfolgt wurde?

  10. Ich bin absolut deiner Meinung und finde es furchtbar, wie sehr das Thema Urheberrechtsverletzung auf Social Media Kanälen missachtet wird. Mit Videobearbeitungs-Tools ist es leider viel zu einfach, Logos etc. zu retuschieren. In solchen Fällen sollte man als Nutzer mehr Möglichkeiten haben, Facebook & Instagram darauf aufmerksam zu machen. Letztens wollte ich eine Urheberrechtsverletzung melden, was mir jedoch verweigert wurde, da ich nicht derjenige bin, dem die Bildrechte gehören… Man sollte auch als Hilfe für andere derartiges melden dürfen, damit der Künstler darauf aufmerksam gemacht werden kann.

  11. Hallo Peter,
    super Beitrag, Danke! Ich betreibe als Hobbie auch eine Seite auf Instagram mit lustigen Sprüchen die ich im Alltag auschnappe. Es ist wirklich traurig wie schnell diese oftmals geklaut werden, grade wird sich heutzutage nicht einmal mehr die Mühe gemacht die klaren Indizien für den Klau zu verstecken, oft wird nichtmal mehr der Screenshot zugeschnitten und ich kann noch die Ränder meines ursprünglichen Beitrags sehen. Wirklich sehr krass.

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