Hifi Esoterik des Tages: Mad Professor Red Cable

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Ich stehe total auf Audio-Esoterik. Echt mal. Ob total überlegener Vinylklang, High Definition Audio oder Premium Sound SD-Karten, ich kann mich immer super beömmeln über den Quatsch, mit dem versucht wird, Liebhabern audiophiler Klänge das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Mein aktuelles Lieblingsunfug, ist das „Mad Professor Red Cable“. Das Ding wendet sich ausnahmsweise nicht an Musikhörer, sondern an Musikanten. Und zwar handelt es sich dabei, um ein Instrumenten-Kabel, dass man zusätzlich zu den eh schon vorhandenen Strippen in den Singalweg packen soll.
Der Hersteller verspricht ein „stärkeres Signal“, steilere Transienten und ausgeglicheneren Sound. (Das verstehe ich zumindest unter dem Begriff „Balance“, der genutzt wird.)

Transienten sind -einfach gesprochen- die impulsiven Teile eines Tons. Reißt man zum Beispiel eine Gitarrenseite an, ist das erste, was man hört, die Transiente, dann schwingt die Seite langsam aus. Je steiler die Transienten, desto impulsiver, lebendiger ist der Sound.

Also nochmal zum Mitmeißeln: Mad Professor (hat hoffentlich nichts mit dem berühmten Dubmusiker zu tun) behaupten, dass ein Kabel, -also ein passives Bauteil- ein Signal verstärken kann, wobei es auch noch impulsiver klingen soll und das bei einer besseren klanglichen Balance. Sportlich kann ich da nur sagen. Die Erklärung, wie das genau funktionieren soll, ist so schön, die muss in ihrer ganzen Pracht und Schönheit zitieren:

SpinX is based on a nano treatment that can bring up nano-particles on the leading material with a very special process. After the treatment process the magnetic field caused by the signal flow starts to re-organize electrons. When the electrons are re-lined so called spin-wave is achieved, which partly participates to carry the signal with the normal charge current. The effect will spread and optimize the whole signal chain – in this case from instrument to speaker output.

Aha, da werden also Elektronen reorganisiert, was immer das heißen mag. Ist aber auch egal, denn es fehlt die Erklärung, wie neu angeordnete Elektronen ein Signal verstärken, oder gar die Transienten steiler kriegen sollen.

Jedes Bauteil hat einen Widerstand und sorgt eher dafür, Impulse bzw Transienten weniger impulsiv zu machen. Angenommen, das Kabel diente dazu, andere Kabel zu ersetzen, dann gäbe es die theoretische Möglichkeit, dass das Mad Professor Kabel den Klang weniger verfälscht, als andere Kabel das tun. Wäre zwar immer noch eher esoterisch, denn die Einflüsse von Kabeln auf den Klang sind meines Erachtens so lange vollkommen zu vernachlässigen, solange innerhalb der Geräte, durch die das Signal läuft, die Kabelquerschnitte wesentlich (!) geringer und die Laufwege der Signale wesentlich länger, als die in den Kabeln, aber gut…

Ein Kabel aber, dass zusätzlich zu denen, die eh schon da sind, verbaut wird, kann gar keinen positiven Einfluss auf die Wiedergabekette haben. Das ist physikalisch vollkommen unmöglich. Ganz im Gegenteil: Jede Steckverbindung und jeder Meter Kabel erhöht den Gesamtwiderstand. Ein zusätzlich eingebrachtes Kabel kann nur schlecht sein.
Mit anderen Worten, das Mad Professor Red Cable ist pure Esoterik. Die 199,- die das Ding kosten soll, sind herausgeschmissenes Geld.
By the way: Fast zweihundert Euro für eine Klinkenverlängerung? WTF?

PS: Es gibt tatsächlich Geräte, die die Musik impulsiver und knackiger klingen lassen. Man nennt sie Transienten-Shaper und ganz sicherlich kommen diese nicht ohne Strom aus….

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