Prag ist eine unglaublich schöne Stadt. Allerdings gibt’s auch eine Menge auf die Ohren: Durch einen der historisch wichtigsten Plätze rauscht eine vierspurige Straße durch. Die Straßenbahnen weisen präventiv klingelnd Fußgänger und Autofahrer in die Schranken. Deutsche und britische Junggesellenabschiede ziehen johlend durch das Weltkulturerbe.
So sehr die Stadtgeräusche vereinzelt bestimmt auch inspirierend wirken (Franz Kafka, schon mal gehört vielleicht?!), so stark ist doch das Verlangen, dem akustischen Trubel ab und zu einmal zu entkommen.

Folgt mir durch einen Prager Tag mit Knechterei im Café meiner Wahl, Metro-Transfer zum Park und Sonnenuntergang im Riegrovy Sady: Musiktipps inklusive!
Relaxen und home office away from home: Café NONA

Das Café NONA begegnet einem umgangssprachlich als „dieses Café da oben im neuen Nationaltheater“. Die Location befindet sich tatsächlich oberhalb des Ticket Box Office der Nová Scená, dem old-school-futuristischen Nachbargebäude des alten Nationaltheaters, das u.a. aus Romain Gavras‘ Video zu „No Church in The Wild“ von Kanye und Jay Z bekannt sein dürfte. Das gesamte Video wurde in der Umgebung des Café NONA und des alten Nationaltheaters gedreht, gegen Ende erscheint das alte Gebäude in vollem Glanz – zusammen mit einem Elefanten…warum? Kunst wahrscheinlich. Keine Ahnung.
Zurück zum Café NONA. Ab und an dient das Etablissement, das eigentlich eher eine Mischung aus Café und Bar ist, als Location für Premierenfeiern und musikalische Veranstaltungen. An einem ganz normalen Nachmittag oder Abend ist die Beschallung des Cafés mehr so „hit&miss“. Mit Glück wird das innenarchitektonisch bemerkenswerte Café mit Boom Bap Klassikern aus den 90ern beschallt. Mit Pech hat einer der Kellner sein Handy mit irgendeiner absurd poppigen Spotify Playlist mit dem Soundsystem verbunden, allerdings ohne kostenpflichtigen Account beim Musikstreamingdienst: Peinlicherweise erschallt alle Nase lang tschechische Spotify-Werbung für das kostenpflichtige Abonnement…
Um dem von Werbung noch zusätzlich ruinierten Popsalat zu entkommen, bleibt nur eins. Kopfhörer auf und durch. Mein Album der Wahl für das komische Café mit dem romantisch-verschrobenen Interieur einer städtischen Turnhalle aus den 70er Jahren ist Boozoo Bajous „Satta“:
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Boozoo Bajou, Kruder und Dorfmeister und Konsorten wären eigentlich auch die richtigen Jungs, um das gesamte Etablissement mit ihren Downtempo Vibes mit adäquatem Sound auszustatten. Wer’s einheimischer und derber mag, dem seien Die Trap-Biester aus Prag, ANGRY TABLEFLIP, ans Herz gelegt:
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Verpflegung: Downtempo aus den 00er Jahren, Innenarchitektur von 1977. Was fehlt da noch? Jupp, Trendgetränke aus der Gegenwart: Ingwer- oder Gurkenlimonade geht eigentlich immer im NONA. Gezapftes Gambrinus und Pilsner gibt’s auch, nebst Kuchen und chlebícky (kunstvoll belegte Weißbrotscheiben).

Verwendungszweck: Das NONA eignet sich eher zum Entspannen nach einem „durchlatschten“ Stadturlaubstag oder einer kleinen Pause zwischendurch. Für romantische Treffen und Dates gibt’s bessere Locations in Prag. Ich missbrauche das NONA vormittags (ab 09:00) und am frühen Nachmittag gerne als home office away from home. Papierkrieg, Mails, Bloggerei und Vorselektion der Tunes für die Stadtsafari.
Café NONA
Národní 1393/4
110 00 Praha 1
http://www.cafenona.cz/
Haltestelle: Tramstation Narodni divadlo oder Metrostation Národní t?ída & ein kurzer Fußweg
Transit troubles: Manchmal muss es halt die Metro sein…

Die Prager Metrostationen sehen auf Bildern super schnieke aus, keine Frage. Sowjet-Design kommt niemals aus der Mode. Auf die Dauer ist die Metro aber halt doch nur eine U-Bahn: Kalt, zugig und irgendwie miefig. Auch das lautstarke Knattern, Rattern und Plappern da drinnen geht schnell auf den Senkel. Da hilft nur Musik. Die Sennheiser Urbanite XL Wireless helfen nicht nur bei der Abschirmung vor akustischer Umweltverschmutzung, sondern liefern auch eigene Vibes in astreiner Qualität, die das ganze Drumrum übertönen, ohne dabei andere Fahrgäste zu nerven.
Für längere Strecken, zum Beispiel aus dem Zentrum zum Flughafen, fällt meine Wahl meistens auf stimmungsvolle Mixtapes zwischen Rap, Soul, Funk und House, wie zum Beispiel Michi Glasls SendlingJamz (hier: die ganz frische Nummer 4):
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Da ich dankbarerweise nur selten mehr als drei, vier Stationen mit der Prager Metro zurücklegen muss, ist die Devise auch oft: Mal hören, was sich so „zum Reinhören“ angesammelt hat. Manchmal sind da Dinger dabei, die einem dann auch noch die Rückfahrt versüßen oder sogar ihren Platz im Standardrepertoire „Kurzfahrt“ bekommen, so zum Beispiel die ersten fünf Tracks von SenseiATLs Produzentenmixtape „MobbCounty“. Die Mischung aus Trap, klassischen Elementen und der lyrischen Leichtigkeit der ersten beiden Odd Future Mixtapes läuft mir regelmäßig äußert gut hinein.
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Die Rolltreppe meiner Stamm-Metrostation Namesti Miru ist übrigens die längste Europas. Zwei Minuten und fünfzehn Sekunden braucht man, wenn man die 53 Höhenmeter überwinden will, ohne aktiv loszuwatscheln. „Nordic Ice“ von UK-Rapper und Wahlprager C. Monts ist etwas länger, überbrückt also auch noch eventuelle Umsteige-Wartezeiten an der Straßenbahnstation vor der Weiterfahrt:
Sonnenuntergang und Frischgezapftes im Plastikbecher: Abhängen im Riegrovy Sady Park

Bei dieser Location muss ich direkt mal ganz prominent anmerken: Im Idealfall packe ich meine Sennheiser Urbanite XL Wireless – einmal im Park angekommen – in ihr Sackerl und begrüße andere Feierabendgenießer mit kunstfertigen Handschlägen und Begrüßungsformeln zwischen deutsch, tschechisch und englisch. Zur Vorbereitung auf das feucht-fröhliche Beisammensein gibt’s aber zur Einstimmung noch DEN Sommerhit 2015, D.R.A.M. – Cha Cha, auf die Ohren, bevor im Park im schlimmsten Falle Gitarrenexhibitionisten der allerfurchtbarsten Sorte die Menschen in ihrem Umfeld an ihren Übungen teilhaben lassen:
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Für einsames Abhängen in trauter Zweisamkeit mit Kopfhörern auf einer der zahlreich vorhandenen Bänke oder der Wiese mit Stadtpanorama- und Sonnenuntergangsblick empfehle ich irgendein Schmuckstück unserer Sunday Joint Reihe, zum Beispiel Peters zweiten Teil von Sunday Soul.
Verpflegung: Egal ob alleine oder in größeren Grüppchen: Mitgebrachte Snacks und Getränke schaden natürlich nicht. Allerdings ist Nachschub immer schnell besorgt. Im parkeigenen Biergarten gibt’s frischgezapftes Bier (wahlweise mit 10 oder 12 Grad Stammwürze) und pappsüße Himbeerlimonade. Dort und im Restaurant um die Ecke (ebenfalls direkt im Park) gibt’s außerdem Gegrilltes und sonstige Snacks zuhauf.
Verwendungszweck: Riegrovy Sady eignet sich quasi für alles. Lesen, gammeln, trautes Beisammensein, Picknick, Hundespaziergänge und und und. Bei Regen ist das Parkerlebnis, wie in jedem Park, natürlich eher ein vergessenswertes. Dafür hat die Location sowohl im Sommer als auch im Winter so ihre Vorteile. Im Sommer grünt es überall, im Winter versperren dafür weniger grüne Blätter an den Bäumen die Aussicht auf die Prager Altstadt weniger stark.
Riegrovy Sady
Location bei Google Maps
Haltestelle: Metrostation Mustek & Fußweg oder Tramstation Vinohradská & Fußweg
Bonus: Tschechoslowakische Disco Mucke
Meine Allzweckwaffe gegen schlechte Laune und der Überraschungshit auf dem Tanzflur unserer Hochzeitsfeier 2014: „Discopríbeh“ aus dem gleichnamigen Film von 1987. Die Straßenbahnen aus dem Video fahren übrigens original so immer noch durch die Gegend. Im Zweifelsfall gilt also: Lieber Tram-Disco als Metro-Tristesse! Es sei denn, die Zeit ist knapp.
[…] in den letzten Tagen so getrieben haben. Ziemlich großartig finde ich ich zum Beispiel Flodoards „Mein Prag-Soundtrack“. Manch einer mag das furchtbar finden, für mich ist er ein prima Beispiel dafür, dass bezahlte […]
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