Asylbewerber. Das ist schon fast ein Schimpfwort, ein Angstmacher und ein Monster zugleich. Derzeit wird Freital als neue PEGIDA-Hochburg gesehen. Natürlich müssen wir hier aufpassen, dass wir nicht den gleichen Fehler wie die Hater machen und alle im Freital in einem Pott schmeißen.
Dennoch darf nicht weggeschaut werden, wenn eine Gruppe, und sei diese auch noch so klein, sich mit grausamen Äußerungen bemerkbar macht.
Nun wurde ein tumblr aufgesetzt auf der alle ‚Perlen‘ aus Freital gesammelt werden. alles auf einem Haufen wirkt natürlich besonders bedrohlich, aber wie schon gesagt, wir müssen uns vor den Augen halten, dass hier nicht alle Freitaler repräsentiert werden.
Aus allen Parolen sticht Unwissenheit und Frust hervor. Warum ist das so? Liegt es an der Politik vor Ort? Um mir hierauf eine Antwort geben zu können lese ich nicht nur Nachrichten, sondern auch den Blog der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, kurz SLpB.
Hier hat zuletzt Frank Richter, der oberste Verantwortliche für politische Bildung in Sachsen einen Beitrag zu den Demonstrationen in Freital geschrieben, der mir eine Sicht aus dem Inneren gibt. Richter selbst ist im Falle von PEGIDA hart angegangen worden, ehrlich gesagt weiß ich nicht zurecht, was ich von ihm halten soll. Dennoch lese ich was von ihm:
Flüchtlinge machen keinen Bogen um Freital
Freitaler und offenbar auch Auswärtige gehen gegen Flüchtlinge auf die Straße.
Nein, es könnte alles nicht nur schön sein. Es ist schön. Die Stadt ist schön, obwohl viele es nicht glauben und obwohl sich seit mehr als einer Woche Abend für Abend widerliche und hasserfüllte Szenen abspielen. Vor der Unterkunft für Asylsuchende „Am langen Rain“ versammeln sich die Gegner. Wahrscheinlich sind es nicht alles Freitaler. Hunderte sollen es sein. Sie protestieren gegen Menschen, die nach Freital kommen. Manche brüllen. Manche werfen Flaschen. Manche scheinen alkoholisiert. Befürworter des Asyls wurden angepöbelt und angegriffen. Warum geschieht das? Weil manche meinen, Freital liegt nicht in Sachsen und Sachsen nicht in Deutschland und Deutschland nicht in Europa und Europa nicht auf diesem Planeten? Weil einige in Freital meinen, sie könnten sich abschotten? Weil sie meinen, sie müssten ihr Glück verteidigen gegen andere, die es ihnen nehmen wollen? Die aktuellen, durch Kriege, durch zerfallende Staaten und Millionen Flüchtlinge entstehenden Probleme sind unbezweifelbar groß. Sie machen keinen Bogen um Freital.
Weiterhin appelliert er an die schweigende Mehrheit:
Die schweigende Mehrheit sollte sich melden und einbezogen werden. Die selbstbewussten Bürger Freitals können die Herausforderungen des Asyls ebenso annehmen und menschenfeindlicher Hetze ebenso kräftig entgegentreten, wie das die Bürger anderer sächsischer Städte können.
Wir alle wissen, dass wir nicht wegschauen sollten. Dresden hat es gepackt und ehrlich gesagt kennen wir viele liebe Menschen in Sachsen, die ganz und gar nicht rechts sind. Ich glaube daran, dass auch Freital es schafft aus den Negativschlagzeilen herauszukommen!
[…] (und nochmal und […]
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