Gefallene Helden: MacGyver oder warum eine Büroklammer keinen Browser ersetzen kann

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Wir schrieben das Jahr 1986. Vielleicht auch ’87.
Unerheblich. Es war die Zeit, in der ich wie viele andere auch, nachmittags vor dem Fernseher klebte, um MacGyver zu kucken.
MacGyver lief auf Sat1 – einer der wenigen, wenn nicht sogar der einzige Privatsender, den man auch ohne Kabel-TV über Antenne sehen konnte.
Auf Sat1 liefen die coolen Sachen. Neben MacGyver, lief dort auch „Love Boat“. Ich gebe es zu, ich war dreizehn, fand Grover heiß und konnte diesen unfassbar schlechten Stories tatsächlich irgendetwas abgewinnen.

Tsja, und dann kam irgendwie MacGyver daher. Richard Dean Anderson a.k.a. Traummann. Den Bravo-Starschnitt hatte ich nur unvollständig, ich glaube, es fehlte der rechte Fuß und die linke Hand, weil die betreffenden Bravo-Ausgaben in den Ferien erschienen, und da war ich in Norwegen. Und auf meine Bitte, doch einfach den dreifachen Preis für die deutsche Bravo im norwegischen Zeitschriftenhandel zu zahlen, erntete ich von meinen Eltern nur ein knappes: „Von wegen!“ und so blieb MacGyver amputiert an meiner Wand hängen. Aber das war egal, weil, ich hatte ja den Kopf!!! Ich konnte den Mann wenigstens auf seine Papierlippen küssen, bevor ich abends schlafen ging.

Er schwamm immer gegen den Strom. Mit einem selbstgebauten Floß aus Strohhalmen.
Er schwamm immer gegen den Strom. Mit einem selbstgebauten Floß aus Strohhalmen.

Was mir seit MacGyver geblieben ist, ist die tatsächliche Faszination, wenn es um Einfallsreichtum geht. Einfallsreich sein, das ist total geil. „Resourceful“ sagt man auf Englisch dazu, ich mag dieses Wort sehr gern.
Sich zu helfen wissen, das ist nicht nur praktisch, sondern auch ein hammergeiles Gefühl.

Läuft bei ihm.
Läuft bei ihm.

Dass das bei MacGyver gnadenlos übertrieben und überzeichnet wird, ist eh klar.
Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass ich, als ich mir vor einigen Jahren dachte „Au ja, lass ma ’ne Folge auf Englisch kieken!“ aus dem Gähnen gar nicht mehr rauskam. Die Stories sind so unfassbar schlecht, aber leider nicht lame genug, um schon wieder cool zu sein. Wobei das ja eigentlich für alles gilt, das in den Achtzigern für’s Fernsehen produziert wurde. Außer vielleicht für ALF. Ich glaube, ich würde keine ganze Folge „Ein Colt für alle Fälle“ schaffen, ohne einzupennen.

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Meine MacGyver-Hysterie ging so weit, dass ich mir, unbedarft wie ich damals nun mal war, eine CD mit der Titelmusik der Serie kaufte. Vom Taschengeld, versteht sich. Ich kann mich noch erinnern, dass sie schweineteuer war (weit über 30 DM, den regulären CD-Preis zu der Zeit) und ich sie bestellen musste. Als sie dann da war, war ich soooooooooooo dermaßen enttäuscht, denn es handelte sich nicht um die Originalmusik (so, wie sie aus den TV-Lautsprechern kam), sondern eine schlimme Synthi-Kopie eines unbekannten Produzenten, das hörte ich sofort. Ich weiß auch noch, dass die Plattenfirma ZYX hieß und ich sie jahrelang gehasst habe, denn ich habe mich persönlich von ihr verarscht gefühlt („Was fällt denen ein, sowas einfach nachzuproduzieren und mich armen und mittellosen Teenager zu veräppeln?“). Ist bei ZYX eigentlich mal ein Tonträger erschienen, der was taugt?

Darauf wäre ich nicht reingefallen - bei mir reichte eine schlechte Copycat-CD...
Darauf wäre ich nicht reingefallen – bei mir reichte eine schlechte Copycat-CD…

Hach, MacGyver.
Dein Stern kam ins Taumeln, als ich mitbekam, dass Du noch nicht mal Dein eigenes Auto reparieren kannst. Und als ich dann erfuhr, wie Dein Character mit Vornamen heißt – seit wann hat MacGyver bitte einen Vornamen?! Was das denn für’ne Scheiße? – war es ganz aus. Angus MacGyver? FUCKING SERIOUSLY? Kein Geheimagent der Phoenix Foundation hat so einen bescheuerten Namen. Ich dachte lange, er hieße mit Vornamen „Mac“ und mit Nachnamen „Gyver“, jetzt lese ich sowas und mein ganzes Weltbild bricht zusammen!
Als nächstes wollt Ihr mir wohl erzählen, dass es das Loveboat gar nicht gibt!

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