Warum ihr euch den neuen James Bond (nicht) ansehen solltet!

0

Um mal vorab die Formalitäten zum neuen Bond zu klären:

Krasse Karren? Check!
Sexy Girls? Check!
Böse Bösewichte? Check!

Im Westen also nix neues. Genaugenommen ist „Spectre“ sogar eine Art Backlash in vergangene Bondzeiten. „Ein Quantum Trost“ und besonders „Skyfall“ hatten noch mit der Brüchigkeit und dem Schmerz des Protagonisten geglänzt. Davon sind in „Spectre“ fast nur noch an Wänden zerfleddernde Foto-Reminiszenzen übrig. 007 ist wieder zu Kräften gekommen und wieder ganz der Alte. Das kann man enttäuschend finden, andererseits ist es halt immer noch Bond. Darüber kann auch ein kurioses Detail über Bonds Kindheit nicht wirklich hinwegtäuschen.

Dafür spielen sich andere in den Vordergrund. Ben Whishaw als Q gibt wie in „Skyfall“ den genialen Obernerd, der zwar Höllenmaschinen zimmert, aber mit Sticker auf dem Laptop, Nerdbrille und Engelsgesicht in keinem Neuköllner Hipsterprekariatscafé auffallen würde. Besonders sein irgendwie wohlwollendes, aber trotzdem distanziertes und ironisches Verhältnis zu 007 sorgt für die ein oder andere schlaue Belustigung.

Lea Seydoux in ihrer Rolle als Schurkentochter ist so bezaubernd, wie tough und fällt am Ende doch in 007s starke Arme. Warum ihrer eigentlich interessanten Doppelrolle nicht mehr Ambivalenz und Eigenständigkeit zugestanden wurde, bleibt schleierhaft. Trotzdem ein starker Auftritt.

Als Obergriesgram und Vertreter der alten Agentenschule macht Ray Fiennes alias „M“ eine gute Figur, auch wenn er zwischendurch ein wenig nervt. Er verkörpert die Rolle, die einem während dem Film auf den Zeiger geht und erst in der Retrospektive wichtig erscheint. Ihr kennt das! In „M“ kristallisiert sich der Konflikt zwischen dem alten MI-6 und der neuen Generation Agenten, die in der Vernetzung und einem grenzenlosen Datenaustausch zwischen allen Geheimdiensten den Garanten für Sicherheit sehen. Wie anfällig das Ganze für Manipulation und die Herrschaft des „Bösen“ zeigt „Spectre“ leider nur schemenhaft. Ein interessanter Gedanke ist es trotzdem.

Christoph Waltz als Chefschurke Blofeld bzw. Oberhauser zeigt auch in mittelmäßiger Form, wieviel Wahnsinn und Boshaftigkeit in ihm steckt. Leider ist seine Nettospielzeit von gefühlt 20 Minuten zu dünn. Und wer Javier Bardem als furiosen und verstörenden Waltz-Vorgänger erlebt hat, weiß, in welch große Fußstapfen der Österreicher treten musste. Trotzdem ein abgrundtief böser und dadurch faszinierender Auftritt.

Insgesamt also eher eine wohlwollende 3. Für Bondfans natürlich ein Muss, für alle anderen ein skeptisches: „Kann man machen, kann man aber auch lassen!“

Mehr zum neuen James Bond Film: Ganz große und ganz grottige James Bond Songs