Samstag Abend stach ein wahnwichtelnder Vollidiot mit den Worten „this is for Syria“ in einer Londoner U-Bahn-Station drei Leute nieder. Der medial konstruierte Tathintergrund war schnell omnipräsent: Die Tat war eine islamistische Antwort auf den Beginn des britischen Bombardement in Syrien.
Ebenso omnipräsent war zum Glück aber auch ein anderer Tenor: „Du bist kein Moslem, Alter!“. Das Zitat, im Original „you ain’t no muslim, bruv“, stammt aus einem auf Twitter geposteten Video (siehe unten), das den Täter bei seiner Festnahme zeigt. Das Chaos ist allgegenwärtig, die Unsicherheit ist allen unfreiwilligen Akteuren und Statisten des Videos anzusehen und in den Stimmen zu hören. Außer in der Stimme einer Person, die sich relativ nahe beim filmenden Mobiltelefon befunden haben muss. Laut, überzeugt und vorwurfsvoll schallt es gleich doppelt:
You ain’t no muslim, bruv!
Und der Mann hat Recht. Könnten wir Pseudo-Vernünftigen das nicht auch etwas öfter ins Chaos brüllen?
Seit wann lassen wir superschlauen*, vernünftigen*, aufgeklärten* und zivilisatorisch überlegenen* Schreiberlinge, Twitter-Empörer und Meinungsmacher uns eigentlich von wahnwichtelnden Terror-Predigern die präferierten Begrifflichkeiten aufdrängen? Wir nennen die AFD „rechtspopulistisch“ (noch?) und den Front National „rechtsradikal“, aber die widerlichen Terrorfürsten da unten und bei uns den „Islamischen Staat“? Einfach so? Als wäre das da unten in irgendeiner Form völkerrechtlich legitimiert?
Ja, es gibt die Reflektierten, die für die Nutzung von Daesh plädieren. Aber die von den Terror-Arschlöchern entlang ihrer Propaganda entworfene Begrifflichkeit ist immer noch überall zu lesen und zu hören, als „IS“, als „ISIS“ oder eben als „Islamischer Staat“.**
It was cool until he said it. #YouAintNoMuslimBruv https://t.co/sefVQDYPYQ
— afroarabian (@AfroArabian_) December 7, 2015
Wenn dieser zusammengewürfelte Haufen von Frustrierten und leicht Beeinflussbaren (nein, die Rede ist nicht von der PEGIDA) aber irgendetwas ist, dann islamistisch – und nicht islamisch. Und auch ein Staat ist das nicht – Infrastruktur hin oder her. Genau wie auch die Terroristen, Bombenträger und Messerstecher keine terroristischen Glaubenskrieger für einen „Islamischen Staat“ sind. Das wären sie gerne. Als solche würden sie gerne in die Geschichte eingehen. Aber wir könnten alle etwas weniger zum vermeintlichen „fame“ und zur erhofften „street credibility“ beitragen. Frei nach dem Motto
DAESH, you ain’t no state, bruv!
DAESH, you ain’t no islamic nothing, bruv!
PEGIDA, you ain’t no Volk, bruv!
Leytonstone Stabbing Part 3
pic.twitter.com/fwurJ4Kta4
— Sensational (@LowkeyMo_) December 5, 2015
* = ganz eindeutiges Ironie-Signal. Nur so vorsichtshalber.
**: Die Nummer Eins der Terror-Crew ist sogar Zweiter im Rennen um Time Magazin’s Person Of The Year geworden.