Throwback Thursday: Genesis/Phil Collins

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Der Throwback Thursday ist die Aufarbeitung der Musik, die uns Blogrebellen in unserer Jugendzeit gefallen hat. Ungeachtet dessen, was wir heute davon halten, wollen wir in dieser Reihe die Sounds feiern, die uns musikalisch prägten. Das darf gerne nostalgisch und eventuell auch peinlich werden, aber immer ehrlich, das versprechen wir.
Den Anfang macht Walter, dessen musikalische Sozialisation in den 80er-Jahren stattfand. In dieser Zeit kam auf dem Gebiet der Popmusik niemand an Genesis bzw. Phil Collins vorbei.

Meine Jugendhelden sind…

Ganz klar, die erste Band, von der ich möglichst alle Platten haben wollte, war Genesis. Phil Collins, der Schlagzeuger und Sänger war damals der größte Popstar on earth.

Die absolut legendärste Platte war..

Phil Collins erstes Soloalbum „Face Value“ ist nach wie vor eines der Alben, die mich am meisten geprägt haben. Ich habe es erst vor ein paar Monaten auf CD nachgekauft, denn es ist von vorne bis hinten perfekt. Ausgerechnet Phil Collins -wahrscheinlich der weißeste Musiker auf der Welt- verbindet auf Face Value Popmusik mit dem klassischen Sound des Motown-Labels. Da ist einer Fan und man hört es.
Eine andere -besonders für die damalige Zeit- sehr ungewöhnliche Sache, ist der exzessive Drumcomputer-Einsatz. Ich mein, hey: Phil Collins ist eine Legende an den Drums. Aber er ist eben auch ein begnadeter Arrangeur und wenn das umbarmherzige Timing der Maschine einen Song besser unterstützt, als Collins’ notorisch kraftvolles Spiel, dann bekommt halt Rolands Elektrodrummer den Zuschlag.
Ebenfalls ungewöhnlich für die damalige Zeit: Ein weißer Musiker, der eine schwarze Bläsersection verpflichtet (und, wie man hört, auch noch verdammt gut bezahlt.). Aber da kommt wieder Collins Liebe zu schwarzer Musik zum Tragen. Er wollte unbedingt messerscharfe Bläsersätze und niemand konnte die damals besser liefern als die „Phoenix Horns“, die Bläsersection von Earth, Wind & Fire.

Der beste Song war…

…natürlich „In The Air Tonight“
Man kann gar nicht genug betonen, was „In The Air Tonight“ für ein besondere Song ist. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber bevor der Tune weltweit abräumte, war er ein Sommerhit in den Clubs auf Ibiza. Yes Sir, damals gab es noch das Phänomen des „Schiebers“ oder „Engtanzes“ auf Tanzflächen. Der bekannteste Drumeinsatz auf der Welt markierte für unzählige Tänzer den Punkt, an dem der/die Liebste aus der Umklammerung befreit wird und der Tanz beginnt. Nix gegen Mixen, Trance und fließende DJ Sets, aber die Welt wäre eine bessere, wenn wir nicht die verbindende Kraft von kollektiv erlebtem Knutschen auf dem Floor vergessen hätten.

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Weshalb hast du die Band abgefeiert?…

Boah, was für eine Frage. Wegen der Musik habe ich Genesis und Phil Collins abgefeiert, ist doch klar. Und weil „In the Air tonight“ halt ein Song war, an dem ein junger Nachwuchs-DJ nicht vorbeikam. Nach „Face Value“ hörte ich das Genesis-Album mit „Mama“ und war einfach sold. Underground war damals einfach kein Thema für mich. Also störte es auch in keinster Weise, dass die ganze Welt die gleiche Musik abfeierte, die ich auch mochte. Im Gegenteil, zu der Zeit hatte ich keine Ahnung, dass es auch DJs gab, die ihrem Publikum Musik spielen konnten, dass dieses nicht kannte. Das wäre damals für mich völlig absurd gewesen. (Nicht lange allerdings. Es liegt in der Natur der Sache, dass man als DJ viel Musik hört und kauft. Es geht rasend schnell, zu merken, dass außerhalb der Charts die spannenderen Sachen passieren.)

Live waren die eh ne Wucht und vor allem…

invisible-touch-tour

Mein allererstes Konzert waren Genesis 1987 im Münchner Olympiastadion. Ein Erlebnis, das sich mir ins Hirn eingebrannt hat. Ich war noch keine 18, nie zuvor auf einem Konzert gewesen und dann gleich dieses Brett. Die größte Location, die München zu bieten hat. Die alten Männer spielten mit einer geradezu kindlichen Begeisterung und ich begann zu ahnen, das Musiker nicht unbedingt vom Geld angetrieben werden, sondern vom Auf-der-Bühne-stehen.
Da Phil Collins die meiste Zeit singen und den Frontmann geben musste, spielte auf Tour Chester Thomson Schlagzeug, was mich zuerst enttäuschte, denn ich wollte meinen Helden an den Drums sehen. Die Enttäuschung verflog schnell, denn erstens kann wahrscheinlich nichtmal Phil Collins selbst sagen, ob er sich oder Thomson hört, wenn dieser der typischen „schweren“ Collins-Drum-Sound perfekt kopiert. Zweitens kam ich so in den Genuss gleich bei meinem ersten Konzert zu hören, wie geil es ist, wenn zwei Schlagzeuger sich ein Battle liefern, wie das Thomson und Collins auf der „Invisible Touch“-Tour taten.

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Neben der Musik gab es einen weiteren Grund, warum ich das Konzert nie vergessen werde: Damals war die Moving-Lights- oder Scanner-Technologie noch brandneu. So neu, dass man die Lampen der Firma Varilight nicht kaufen konnte. Man musste sie mieten und die hauseigenen Techniker mit dazu. Viele Bands hatten damals ein paar von den Dingern auf Tour dabei, den man konnte mit diesen Superlampen absolut unerhörte Dinge anstellen. Sie frei schwenken, Gobos (eine Art Dias mit Mustern) und Farben wechseln. Genesis waren allerdings Mitbesitzer des Unternehmens und konnten deswegen (und vielleicht auch aus Merketinggründen) in die Vollen greifen. Und so tourten sie mit rund 300 Varilights, die praktisch die gesamte Lightshow bildeten. Heute ist es normal und selbstverständlich, dass sich die Lampen auf Konzerten einem Schwarm gleich synchron bewegen und Farben sowie Muster wechseln. Damals war es eine Sensation.
Meines Wissens ist seitdem nie wieder jemand mit einer ähnlich aufwendigen Lightshow auf Tour gewesen.

Der geilste Move/das geilste Outfit war…

Haha! Bands bei denen Moves oder Outfits eine Rolle spielen waren -vielleicht mit Ausnahme des „Dave-Dance“– noch nie mein Ding. Auf Genesis/Phil Collins trifft das ebenfalls zu. Die Band hatte zwar -solange Peter Gabriel der Frontmann war- einen starken Hang zu extravaganten Bühnenshows und wilden Kostümen auf der Bühne, aber ich mochte Genesis erst später, als der poppige Einfluss von Phil Collins stärker wurde.
Peter Gabriel-Mittelscheitel
Dennoch habe ich zwei Bilder aus der Zeit im Kopf. Einerseits Peter Gabriels Live-Outfit als Blume, andererseits das hier: Ich weiß noch genau, das ich diesen breiten Mittelscheitel sehr abstoßend fand.

 

 

Und jetzt schäme ich mich ein wenig dafür, weil…

…weil ich bei der Recherche zu diesem Artikel ein komplettes Konzert der Tour, bei der ich damals war, auf YouTube gefunden habe und merke, wie sehr meine Erinnerung das alles aufgehübscht hat. Wie poppig der Sound war. Wie verdammt 80ies das alles ist. Und wie wenig es mich heute kicken würde. Aber hey, so war das halt damals. Es ist ein Teil von mir, der mich geprägt hat.
Mittlerweile ist es so, dass ich Peter Gabriel sehr gerne mag, der mir damals zu kompliziert und zu lärmig war. Und so habe ich heute den halben Tag lang die ganz alten Genesis-Scheiben, auf den Gabriel singt, gehört und neu für mich entdeckt. Auch schön.

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