Ich war in Kalifornien.
Echt jetzt?
Nee, mit`m Finger auf der Landkarte.
Brüller! Ein Monument von einem Witz, tief verankert seit ersten Schulhoftagen. Die 2016er Edition geht so: Ich war bei der NAMM, via Youtube. Die „National Association of Music Merchants“ (kurz NAMM) ist so was wie das amerikanische Gegenstück zur Musikmesse in Frankfurt. Da sie zeitlich im Januar und somit etwas eher stattfindet, präsentieren Hersteller ihre Neuheiten hier meist zuerst. Wenn es sein muss als funktional beschnittene Prototypen hinter Glas. Einige Produkte, die in den kommenden Monaten über den Handel an den geneigten Konsumenten- was an dieser Stelle hauptsächlich Deejays meint – gebracht werden sollen, möchte ich im Folgenden kurz vorstellen. Ende der gestelzten Einführung, here we go.
Plattenspieler
Es gibt einen Rosenkranz, der hat lediglich zwei Perlen. Bei der schwarzen sagt man „Vinyl ist zurück“ und bei der silbernen „Nur ein SL-1200 ist ein Plattenspieler“. Je öfter man diese Worte wiederholt, umso trüber wird der Blick. Und wenn viele Gläubige diese Worte sprechen, hört sie auch Gott. Der wohnt in Japan, Präfektur Osaka, und ist eigentlich eine Aktiengesellschaft. Panasonic heißt die, eine ihrer Untermarken ist Technics. Im Jahr 1979 verfeinerte der auf HiFi-Komponenten spezialisierte Hersteller den Plattenspieler SL-1200 in Version MK2 – unter anderem mit einem Pitchfader. Der Rest ist Geschichte. Der SL-1200MK2 wurde zum Inbegriff eines DJ-Turntables – bis vor einigen Jahren seine Produktion eingestellt wurde.

Für 2016 hat Technics die Rückkehr des SL-1200 in Aussicht gestellt. Technisch überarbeitet und in zwei Versionen. Eintausendzweihundert Stück sollen limitiert (SL-1200GAE), mit einem Tonarm aus Magnesium, kommen. Der reguläre SL-1200G soll im Herbst folgen. Für beide (!) Modelle wird ein Preis von 4000 Dollar kolportiert. Das passt zum Subtitel „Grand Class“. Gott will scheinbar HiFi-Enthusiasten und keine Deejays als Jünger- was Jazzy Jeff zu deutlichen Worten bewegt.

Das Vinyl einen Aufschwung erlebt ist auch anderen Firmen aufgefallen. Zum Beispiel Denon. Deren VL-12 Turntable will dahin, wo noch immer hauptsächlich „Zwölfzehner“ stehen. Ein schweres Unterfangen, bisher ist es – trotz (ver)besser(t)er Features – keinem Hersteller gelungen die Dominanz von Technics aufzubrechen. Beim VL-12 handelt sich wohl um eine komplette Eigenentwicklung und nicht um einen sogenannten Super-OEM. Unter dieser Bezeichnung werden oft Geräte des chinesischen Manufacturers Hanpin zusammengefasst. Bekannte DJ-Marken lassen hier – nach eigenen Vorgaben modifiziert – produzieren und verkaufen das Endprodukt mit ihrem Logo. So soll angeblich der Pioneer PLX-1000 (mein Review dazu gibt es hier) auf einem Hanpin basieren.
Wenn man weiß, dass Denon zu InMusic gehört und die Schwestermarke Numark nicht bei Hanpin, aber bei Yanhorng produzieren lässt, relativiert sich die „Eigenkreation“. Das global agierende Marken ihre Produkte im Hinterzimmer zusammenschrauben sollte man ohnehin nicht annehmen und letztlich muss sich der Denon VL-12 in der Praxis beweisen. Vor allem durch CD-Player und durch einige Controller hat sich die Marke den Ruf von Zuverlässigkeit und Qualität erarbeitet. Zu haben ist der VL-12 (Auffälligkeit: eine Hintergrundbeleuchtung des Plattentellers mit den Einstellungen von Brightness und Color) ab dem Sommer für ca. 700 Euro. By the way: Warum baut eigentlich niemand einen Turntable, bei dem ein DSP-Signal ausgespielt wird? Also sowas in der Art des Numark CDX: DVS-Vinylsteuerung, aber das Signal muss nicht über die Nadel, ausser man legt `ne herkömmliche Platte auf.

Ein schön anzusehender Plattendreher kommt von AKAI. Das Design und die Features des BT-500 legen eine Verwendung im HiFi-Umfeld nahe: Riemengetrieben, eingebaute Phono-Vorverstärkung, USB-Anschluss um Vinyl zu digitalisieren sowie Bluetooth, um auf entsprechende Lautsprecher zu funken. Im Handel ab dem zweiten Quartal, Preis 475 Euro.

Aus der Rolle fällt der DIF-7PT1. DJ-Worx vermeldet einen kleinen Scratch-Turntable von DJ-Tech. Originelle Idee, die aber gar nicht so neu ist. Der Entwickler des originalen 7PS scheint nicht bei dieser Umsetzung involviert. Ob hier ein Konzept geklaut wurde, wäre also noch zu klären. Ebenso, ob DJ-Tech meint ein portabler Player macht auch ohne Batteriebetrieb Sinn.
Mischpulte

Rane stellt den MP2014, eine kleine 2-Kanal-Version des Rotarymixers MP2015, vor. Kein Linefader und kein Crossfader stört die Symphonie aus Drehreglern. Wäre ich Rane, würde ich für die Promotion eine Szene aus dem Studio54 nachstellen. Bianca Jagger zu Pferde hält den MP2014 in der Hand. Keiner würde merken, dass hier was aus dem Jahr 2016 ist. Cooles Teil, spezielle Features, fetter Preis: ca. 2000 Euro. Und wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen dem MP2015 und dem MP2014? Hier kläre ich diese Frage.
Pioneer unterzieht seine Nexus-Serie einer Frischzellenkur. So wird es bald einen DJM-900NXS2 geben. Der gewährt den Laptops von zwei digitalen DJs Anschluss, ein Trend der sich endlich durchsetzt. Überarbeitet wurden die EQs, die Faderkurven und vor allem die Effekte. Aber auch die Levelanzeige ist neu gedacht (wobei mir nicht ganz klar ist, was man sich beim „Clip-Indicator“ gedacht hat). Der DJM-900NXS2 hat einen hauseigenen Magvel-Crossfader verbaut, dazu wurde der Send/Return-Effektweg verbessert. Bei der unterstützten Software fokusiert Pioneer immer schärfer auf das eigene Programm „rekordbox“. Die interne Soundkarte dieses Mixers ist bereit für den Einsatz mit dem kommenden „rekordbox-DVS“. Preis: 2299 Euro.

Nicht nur einen, sondern gleich vier neue Mixer stellt Mixars vor. Die Italiener sind eine Submarke aus dem gleichen Haus wie dB-Technologies und frisch im Markt. Mit dem Mixars Duo legen die Neulinge gleich ordentlich vor: ein 2-Kanal-Mixer für Serato. Integrierte Soundkarte, Pads zum Triggern von Funktionen in der Software und Mini-Innofader ergeben das Bild eines Kontrol Z2 für Serato statt Traktor. Die aufgerufen 1000 Euro könnten eine Hürde beim Markteintritt sein.

Richie Hawtin, der mit der klaren Linie in der Frisur, arbeitet auch an etwas Neuem. Der Mann hat ein Händchen, erinnert sei an seine Multiplikatorrolle bei Final Scratch oder Beatport und an seine Impulse bei Native Instruments. Zuletzt kreierte Hawtin mit Livid Instruments den Controller CNTRL:R. Nun arbeitet er gemeinsam mit Allen & Heath an einem Mixer (Vermutung: Xone:93C). Abgesehen von einigen Bildern die paar Drehknöpfe oder fünf(!) Fader zeigen, weiß man noch nicht viel. Immerhin ist das Motto bekannt: „Play Differently“. Meint das zwei Tracks im Takt versetzt zu mischen? Abwarten!
[…] Im ersten Teil unserer Zusammenfassung von der NAMM 2016 geht es um den Hoffnungsträger Plattenspieler und die aktuellsten Entwicklungen am Markt für Mischpulte. […]
[…] manche Hersteller ihre Neuheiten nur noch einem exklusiven Kreis vorstellen. Oder auch an der NAMM (mein Rückblick bei den Blogrebellen), der BPM-Show oder der Superbooth, die wenige Tage zuvor in Berlin ihre Premiere feierte. All […]
Ich finden das Technics zurzeit einfach die beste Marke für Plattenspieler ist. Auch wenn sie eine Stange Geld kosten ist der Preis wirklich gerechtfertigt.
[…] manche Hersteller ihre Neuheiten nur noch einem exklusiven Kreis vorstellen. Oder auch an der NAMM (mein Rückblick bei den Blogrebellen), der BPM-Show oder der Superbooth, die wenige Tage zuvor in Berlin ihre Premiere feierte. All […]
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