8 Regeln die dir dabei helfen DJ zu werden

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Da stehen sie auf großen Bühnen, beide Hände in der Luft. Wie Jesus, nur ohne Kreuz. Ihnen zu Füßen die Jünger. Oder die Crowd. Eine treue Gefolgschaft, aufgebaut über Musik. Die Rede ist von DJs. Das kann ein Typ sein, der vor 25.000 Leuten spielt, 50.000 Euro Gage einstreicht und nebenbei noch im Gummiboot über die Köpfe surft. Leider die Ausnahme, weit öfter ist es ein DJ jemand, der für 30 Euro und drei Freidrinks die musikalische Untermalung in einer Bar bestreitet. Jemand, der dabei noch von gerade volljährig gewordenen jungen Damen mit „Spiel mal was zum Tanzen“ angequatscht wird. Junge Damen .. . angequatscht …immerhin. Da gibt es schlimmere Jobs, es gibt auch viel Platz zwischen beiden Extremen und es gibt die erste Regel: DJ ist kein Lehrberuf!

DJ werden – Warum?

DJ Steve Akoi wirft Torten und surft auf der Crowd
DJ Steve Akoi wirft Torten und surft auf der Crowd

Es gibt mehrere Triebfedern, die einen jungen Menschen auf den Gedanken bringen DJ werden zu wollen. Geld ist eine, Fame die nächste. Im Prinzip ist es die uralte Dreifaltigkeit aus „Sex, Drugs und Rock`n Roll“. Kann man auch alles mitnehmen, ganz oben sollte aber die Liebe zur Musik stehen. Sie ist das Mittel, welches DJ und Publikum verbindet. Sie ist einer der wesentlichen Punkte, der für eine Wiedererkennbarkeit des DJ sorgen kann. Ein Veganer wird kein Metzgermeister. Und jemand, der sich nicht für Musik interessiert wird kein guter DJ. Eine gute musikalische Basis (im Sinne von „viel Musik kennen“), ist wichtiger als technische Skills. Ob man sich als Dienstleister oder Teacher begreift, beides geht nicht ohne Musik. Also Regel 2: Beschäftige Dich mit Musik!

Der DJ-Name

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DJ Hardtekkman? Eazy B? Oder Sören Schlöhvogt? Der DJ-Name unterliegt Trends. Während in den Neunzigern DJs mit bürgerlichen Namen Exoten waren, gilt heute ein „DJ Irgendwas“ als wenig originell. Unter den Top-DJs weltweit setzt kein einziger auf die zusätzliche Tätigkeitsbenennung. Allgemein greift man derzeit gern zu Kunstnamen, die den musikalischen Output spiegeln. Der Ibiza-beeinflusste Maik Holzer nennt sich Miguel De La Madera. Das Kollektiv, welches gern mal auf der Fusion auflegen würde, firmiert unter Klangköche – vokalbefreit: KLNGKCH. Bei der Namensfindung helfen Generatoren oder Foren. Wichtig! Du musst Dich mit Deinem DJ-Namen wohlfühlen. Und Dein Publikum muss – irgendwann später mal – was damit verbinden. Sonst muss gar nichts, ausser Regel 3 – Denke daran zu prüfen, ob der ausgesuchte DJ-Name schon belegt ist.

DJ werden – Welches Equipment braucht man?

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Wichtig ist Musik, das haben wir geklärt. Ob man dann mit Vinyl, digital – mit einem Controller – mit CDs, einem USB-Stick oder mit Rechner und Mouse beginnt ist erstmal unwichtig. Es gibt einen schönen Spruch „Geht man aus dem Club, pfeift man die Melodie, nicht den Mixer!“ Mit welchem Equipment man einsteigt ist eine Frage des Budgets und des Fernziels. Ich habe über den technischen Aspekt eine fünfteilige Serie „DJ-Equipment für Einsteiger“* verfasst. Die beleuchtet Vor- und Nachteile der einzelnen Setups. Billig einsteigen und bei Erfolg ausbauen ist besser, als zehn Jahre auf ein NXS2-Set zu sparen.
Regel 4: Normalerweise wird niemand gebucht, weil er einen Xone:92-Mixer nutzt!

FAQs: Vinyl-Setup | CD-Player | Digitales Vinylsystem | Controller | Zubehör

DJ werden – Muss man mixen?

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Eindeutig nein. Allerdings können technische Skills einem DJ-Set einen ordentlichen Schub geben. Es hängt natürlich davon ab, wo man sein Hauptbetätigungfeld sieht. Bei mobilen DJs wird ein nahtloser Mix durchaus mal negativ bewertet. „Klingt alles gleich„. Bei Mainstream-Publikum kommen Mashup-Künste mitunter schlecht an . „Spiel doch mal das Lied aus“. Und bei Hip Hop Events ist es nicht verkehrt, wenn man neben dem mixen auch scratchen kann. Das Publikum, oft durch den Veranstalter vertreten, hat eine Erwartung. Musikalisch mehr als technisch. Versuche dem gerecht zu werden, versuche aber auch ständig Deine Ansprüche zu überprüfen. Step by Step. Deine Erfahrung wird wachsen.
Regel 5: DJ werden ist ein Weg!

DJ werden – Wie kommt man zu Gigs?

Dirty South At Sutra OC von Tony Nungaray (CC BY-SA 2.0)
Foto basiert auf „Dirty South At Sutra OC“ von Tony Nungaray (CC BY-SA 2.0)

Darüber gibt es käuflich zu erwerbende Abhandlungen, die nicht mehr beinhalten, als man sich ohnehin zusammenreimen kann. Versuchen wir es logisch: Warum sollte Euch jemand buchen? Die Antwort: Ihr könnt mit Eurer Musik und Eurem Stil Leute unterhalten. Dafür seid Ihr (mehr oder weniger) bekannt. Woher weiß man das? Weil man es selbst gesehen hat. Oder weil es jemand Vetrauenswürdiges empfohlen hat. Nicht, weil jemand mal eine Visitenkarte abgegeben hat. Zumindest keine, die nicht gleichzeitig zu Referenzen bei Soundcloud oder Youtube führt. Ton sticht Wort! Das gute alte Mixtape ist wichtig, aber nicht als Kassette oder CD. Wir haben 2016. Nutzt die sozialen Netzwerke.

Aber auch hier gilt: Lasst es wachsen. Fragt in Locations, beachtet aber immer den Rahmen. Will sagen: der Warmupslot ist ein besseres Trainingsgelände, als die Peaktime. Knüpft Kontakte. Immer nett, immer freundlich, nie nervend. Man muß auch niemand ins Gesäß kriechen und man sollte schon gar kein Geld zahlen, um auflegen zu dürfen. Das ist der sichere Indikator, dass Ihr mit den falschen Leuten dealt. Clever ist es hingegen eine eigene Partyreihe aufzuziehen. Damit kann man Praxiserfahrungen auf eigenem Terrain sammeln und man steigert seine Bekanntheit. Zudem kann man Gast-DJs einladen, die einen dann selbst zu sich einladen. Wie früher beim Kindergeburtstag.

Regel 6: Macht nicht das, was alle machen!

Und was ist mit eigenen Produktionen?

TrueBusyness Mastering-Studio von Sascha
TrueBusyness Mastering-Studio von Sascha

Derzeit scheint das eine weitere Tür zum Glück. Etliche erfolgreiche „DJs“ haben zuerst Ihre eigenen Tracks produziert. Das geht auch klar, wenn Ihr schon wesentliche Energien ins Wissen ums Producing gesteckt habt. Im Vergleich zum DJing eine noch anspruchsvollere Liga. Ich würde dazu raten, sich auf ein Thema zu konzentrieren. Hat man das im Griff, kann man die nächste Herausforderung annehmen.
Regel 7: 100% Energie in ein Thema!

Die Erfolgsformel

„DJ werden“ … das klingt einfach. Ist es auch. Man benötigt nur Musik und ein wenig Technik zur Wiedergabe. Ein erfolgreicher DJ werden ist schwieriger. Oben sage ich „100% Energie in ein Thema„. Die teilen sich dann aber, denn da ist die Übung für technische Skills, da ist der Zeitaufwand für Promotion und Kontaktpflege. Und nicht zuletzt geht viel Zeit für Recherchen drauf. Neue Musik und so. Der erfolgreiche DJ muss heute auf vielen Gebieten sattelfest sein. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem ihm Agenturen die Arbeit abnehmen. Achtet auf Ausgewogenheit: Investiert 50 Euro lieber in Musik, als in den Kauf von Soundcloud-Followern oder 500 Euro in einen DJ-Kurs, als in fünfzig T-Shirts mit eigenem Logo. Erfolg kann man zwar auch über Geld auf die Sprünge helfen, es gilt aber zu beachten: Wenn der DJ schlecht ist, hilft auch kein Heer an gekauften Fans.
Regel 8: Der Schuh muss passen. Ihr seid Aschenputtel, nicht die Stiefschwester.

Soweit mein kurzer Abriss mit einigen Gedanken zum „DJ werden“. Die lassen sich natürlich diskutieren, was Ihr gern tun dürft.


Dieser Artikel erschien zuvor auf Salection.de

6 Kommentare

  1. Und auflegen den Spaß willen ist jetzt nicht so wichtig oder? Ich lege nun seit fast 20 Jahren auf und niemals habe ich es wegen dem Fame oder Geld getan, einfach nur weil ich verdammt nochmal Spaß mit dem habe was ich mache!

    Gab schon oft Situationen in denen ich gesagt habe „behalte die Gage lieber mal und melde dich bei der nächsten Party wieder bei mir“ oder solche Partys bei denen das Fahrgeld gereicht hat, Spaß und die Liebe zur Musik ist mein Antrieb, kein Fame und kein Geld!

    • Jetzt wo Du es sagst. 😀 Spass hatte ich irgendwie als gegeben vorausgesetzt, sollte man in so bierernsten Zeiten nicht machen. Zumal man ja virtuell sofort Schellen bekommt, sobald ein Aspekt zuviel, zuwenig, nicht richtig oder nicht wie erwartet beleuchtet ist. Das Interesse für Musik rangiert bei mir aber tatsächlich vorm Spass. Der folgt im Fotofinish. Ansonsten bin ich bei Dir. Der Test greift übrigens viele der Fragen auf, die mich über meinen Blog erreichen. Naturgemäß fragen Dudes die zwanzig Jahre auf dem Plattenteller haben andere Dinge.

      • Die Liebe zur Musik schließt für mich das Interesse ein 🙂

        Und es war nicht als Schelle gemeint, ich mag deinen Blog sehr und lese dort sehr viel, weil man auch nach so langer Zeit immer noch Dinge findet die man nie beleuchtet hat.

        War halt nur meine Sichtweise 😀 es klang so kalt und so fokussiert auf Fame und Geld verdienen, vielleicht habe ich es einfach falsch aufgefasst, aber ich habe wirklich Leute kennen gelernt denen es nur ums Geld geht, die haben keinen Spaß am auflegen sondern spulen nur ihr vorbereitetes Set ab.

        • Gerade das mit Fame & Money sollte meinerseits eine Distanzierung ausdrücken. „Sex, Drugs, Rock`n Roll“ = Mythos.
          Ich kenne auch Leute, die DJing als ihren Job sehen und daran wenig Freude haben. Wir werden das nicht ändern können, wir können nur unser Ding machen, das so gut wie möglich, mit Liebe zur Musik und Spass an der Sache.So das noch in Publikumsresonanz und finnalziell honoriert wird, bin ich geneigt von einem Privileg zu sprechen.
          Die Deutungshoheit, wer ein DJ ist und wer nicht, steht mir nicht zu.
          Ansonsten haben wir uns ja hiermit verständigt und ich glaube, wir sehen die Dinge ziemlich ähnlich. 🙂

  2. Ich bin traurig. Ich hab doch auch einen DJ-Namen Generator geschrieben. Und keiner verlinkt den *schnief* – Ansonsten klar, super Artikel.

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