Pokémon Go: Was uns noch bevorsteht

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Keine Stunde ohne neue Wahnsinns-News zum Thema Pokémon Go – wie das wohl weiter geht? So. Wahrscheinlich vielleicht:

Juli 2016: Das ist erst der Anfang…

Die BILD-Zeitung titelt „NIE WIEDER FETT!“ und zitiert einen Mediziner mit den Worten „Fettleibigkeit wird schon im September dieses Jahres aus den TOP10 der größten deutschen Gesundheitsgefährdungen fallen“. Der Grund sei Pokémon Go und die für die Spieler mit dem Spiel einhergehende Bewegung. Diverse Krankenkassen kündigen einen besonders günstigen Tarif für Pokémon-Go-Spieler an.

DJ KHALED nennt sein Album noch mal eben um. Aus „Major Key“ wird „Gotta catch ‚em all WE THE BEST POKEMON GO“. Durchschnittlich 3 Stunden seiner täglichen 5 Stunden Snapchat-Output wird er beim Streicheln seiner Pokémons gefilmt. Neue Catchphrase: „I love you, my little angels“ (bezogen jetzt aber nicht mehr auf Blumen, sondern nur noch…naja, ihr wisst schon).

Ende Juli endet die Tour De France, ohne dass auch nur ein einziger Fahrer die Ziellinie überquert. Die Jüngeren aus dem Feld steigen allesamt in den Alpen oder den Pyrenäen aus bzw. fallen aus der Wertung , weil sie sich in verlassenen Tälern und auf kahlen Gipfeln nach besonders seltenen Pokémon auf die Suche machen. Die älteren Fahrer (Pokémon-Abstinenzler) finden keinen Unterschlupf im Windschatten der Jungspunde. Der Radsportweltverband spricht von „einer vergleichsweise kleinen Blamage dieses Jahr im Gegensatz zu den letzten zwei Jahrzehnten voller Dopingskandale“.

Niantic (die Firma hinter der App) ist Ende August laut Analysteneinschätzungen fast so wertvoll wie Facebook, hat Snapchat als Hype-Medium der 15-25jährigen quasi abgelöst und erwirtschaftet monatlich mehr Gewinn als die Schweiz, der Stadtstaat Hamburg und ganz Australien zusammen.

Reihenweise Social Media Consultants, Snapchat Early Adopters und Digital Nomad Hustlers ändern ihre Jobbeschreibungen auf Xing und LinkedIn hektisch in „Pokémon Go Evangelists“.

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August 2016: Neomagazin Royale Hashtag des Jahres #JokemonGo

Die BILD-Zeitung titelt „KREBS! Pokémon Go schlimmer als Pommes“ und zitiert einen Mediziner mit den Worten „Pokémon Go wird in Sachen Gesundheitsschädlichkeit schon im Oktober dieses Jahres Kartoffelchips, Zigaretten und VW-Abgase-Einatmen überholen“. Krebs. Tja. Die Krankenkassen verschieben den Start der Pokémon-Tarife auf unbestimmte Zeit.

Eine Gruppe von 15 Pokémon-Go-Spielern wird bei Ebbe von der App ins Meer gelockt und gelangt schließlich bei Eintreten der Flut nicht mehr trockenen Fusses zurück an Land. Die Wasserwacht rückt an und rettet. Es gibt zwei Verletzte (Erkältung). Eltern wirken in Schulen sofort auf ein Pokémon-Go-Verbot hin und nerven bei Elternabenden mega – bis sie ihren Willen bekommen.

Die Themen der Talkshows, von Stern TV und Spiegel TV im August im Überblick: „Horror-Hype Pokémon Go: Wie gefährlich ist die Hammer-App“, „Pokémon Go verblödet meine Kinder, welche Globuli helfen wirklich?“, „Die Hell’s Angels und Pokémon Go – Nachwuchs-Recruitment mit der erfolgreichsten App aller Zeiten“, „Pokémon Go: Grausamer als Chrystal Meth?“…

Es gibt einen Riesenleak von Pokémon-Go-Nutzerdaten. Interessiert niemanden. Außer Heiko Maas, dessen Fliege sich vor Wut im Kragen dreht. Bento titelt „So wütend ist der Justizminister jetzt auf die App-Sensation Pokémon Go“.

Die AfD, dezimiert und geschwächt durch interne Grabenkämpfe, stellt ihre neue Kampagne vor: „Flüchtlinge nehmen deutschen Spielern die Pokémons weg“. Dass ein derartiger Klau im Sinne eines „Wegschnappens von Pokémons“ nicht möglich ist, wird von der AfD nicht bestritten – nur ignoriert. Beatrix von Storchs Aussage aus der Woche zuvor, dass Pokémon Go „anti-deutsch“ sei, passt nicht mehr zur Promo-Strategie der Partei. Sie wird aus der Partei ausgeschlossen.

Die Olympischen Spiele in Rio finden statt, interessieren aber niemanden.

Buzzfeed veröffentlicht den Sammelartikel „Diese 847 in den letzten Wochen bei uns zum Thema Pokémon Go veröffentlichten Artikel kennt selbst deine Oma“.

René von Nerdcore erweitert seinen Pokémon-Hype-Artikel um einen weiteren Absatz (der Ausdruck des Artikels in Schriftgröße 12 hat zum Beginn der KW32 137 DINA4 Seiten erreicht): „Taiwanese Pokémon-VR-Gangbangs are a thing now“. In Taiwan seien Orte, an denen Venusaur (deutsch: Bisaflor, japanisch: Fushigibana) zu finden sind, zu Treffpunkten für „wilde VR-COSPLAY-Steampunk-Wank-Offs“ mit „occasional intercourse“ umgemünzt worden. Das taiwanesische Erziehungsministerium leite Schritte ein, Minderjährige vor der „Zweckentfremdung“ der Venosaur-Habitate zu beschützen.

Der Postillon verliert Marktanteile, weil ein Großteil der auch noch so absurden Fake-Artikel zum Thema Pokémon Go sich wenige Tage nach Veröffentlichung als die Wahrheit entpuppen. Bestes Beispiel: Der Ende Juli veröffentlichte Artikel zu Trumps Abschied aus dem US-Wahlkampf und die Ankündigung seiner eigenen Pokémon-Go-Manager-Agentur „Make America catch ‚em all again“.

Ada Kreuzberg nennt sich in Ada Nidoqueen um und färbt sich die Haare blau-beige.

Am 20. August kommt das Neo Magazin Royale aus der Sommerpause zurück. Die Zuschauer sind enttäuscht. Hinter keinem der bis dato bekannten Mönsterchen in Pokémon Go steckt ein Mitarbeiter aus Böhmermanns Team. Die komplette Episode im Pokémon-Go-Look und Pokébälle aus Hubba-Bubba-Kaugummi für alle Studiouschauer können nicht über den schwachen Start der neuen Staffel hinwegtrösten. Tags darauf verkündet Steffen Seibert im Namen der Kanzlerin, dass der Verzicht auf ein Pokégate den Zuschauern gegenüber „bewusst verletzend“ gewesen sei und die Regierung sich bei Erdogan dafür einsetzen würde, dass Jan Böhmermann Türkeiverbot bekomme.

Die Jungs von Radio Nukular geben in einem emotionalen Facebook-Post das Ende ihres Erfolgspodcasts bekannt: „Fickt euch alle! Pokémon Go ist das neue Podcasten ihr Late Adopterz-Opferz!

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September 2016: Das letzte Aufplustern der App-Sensation?

Niels Ruf vergleicht irgendwas bei Pokémon Go mit dem Holocaust oder so und ist noch unten durcher als er eh schon war.

Micaela Schäfers Nippel sind jetzt nicht mehr herzförmig, sondern Digda-förmig.

Jay Z kündigt an, dass es auf Tidal drei Pokémons gäbe, die sonst nirgendwo findbar seien und dazu noch in superguter Qualität.

Daniela Katzenberger trennt sich von Lucas Cordalis und heiratet – live und bei RTL zur Prime Time den Vice President Strategy von Niantic, den laut Fortune siebzehntreichsten Menschen der Welt.

Kanye West veröffentlicht ein Musikvideo, in dem er neben 250 nackten Pokémons im Bett liegt.

Keiner hat mehr Bock auf die Scheiße.

Bildschirmfoto 2016-07-14 um 10.49.00

Oktober 2016: „Pokémon Go: Regenbogen-Edition“ erscheint

Alle haben wieder Bock auf die Scheiße. Die Veröffentlichung der Regenbogen-Edition für Pokémon Go bringt massenweise neue Pokémons mit sich – und außerdem massiven LGBT-Hype. Die Darkrooms Berlins sind leergefegt, Niantic erschließt sich eine weitere Zielgruppe.

HBO gibt das Ende der Dreharbeiten an der nächsten Staffel „Game Of Thrones“ bekannt. Offizielle Erklärung: „Interessiert sich doch eh kein Schwein mehr für“.

Den USA und ihren Alliierten gelingt ein Epic Win über den Terror. Schätzungsweise 85% aller islamistischer Gefährder im Irak und Afghanistan werden durch nächtliche Drohnenangriffe „außer Gefecht gesetzt“. Die Geheimdienste nutzten für die Lokalisation der Terrorfürsten die Bewegungsdaten aus deren Pokémon-Go-Profilen.

Mark Zuckerberg gibt über die im Vormonat bei Pokémon Go frisch eingeführte Instant-Messenger- und Social-Network-Funktion das Ende von Facebook bekannt. Ende 2016 würden die Server abgestellt, Anfang 2017 übernähme er dann eine leitende Funktion im Team Blau bei Pokémon Go.

Quelle: YouTube
Quelle: YouTube

November 2016: Weihnachten, die Zeit des Abzockens

Ein kurzfristig avisierter Pokémon-Go-Film lässt die Kinokasseln klingeln.
Der Start des neuen Star Wars Films wird verschoben.

LEGO kündigt rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 250 Pokémon-Minifiguren an.

Helene Fischer übernimmt die Chartspitze mit ihrem Album „Weihnachtslieder mit Helene Fischer und Pokémon Go“; die Auskopplung „Kling Glöckchen Klingplim“ landet auf Platz 1 der Single-Charts.

Dezember 2016: Das nagelneue Pokémon „Chriskin“ erobert die Herzen der Spieler im Sturm, viele Kirchengemeinden heizen erst gar nicht in der Kirche

Der Papst spricht aus Verlegenheit erstmals eine App heilig, um zu Weihnachten wenigstens ein Mindestmaß an Berichterstattung für „kirchliche Themen“ sicherzustellen.

5 Kommentare

  1. Ich bin echt gespannt in welche Richtung sich das Ganze bewegt!
    Potential ist definitiv da!
    Vor allem was das Marketing betrifft (Ist mein Job ;))
    Mal schauen!
    Danke für den Artikel 🙂
    LG
    Max

  2. Pokemon Go ist der Traum jedes Marketingstrategen. Da wird es wohl in nächster Zeit einige Deals mit den großen Ketten geben. Auf einmal rennen alle in die Penny Filialen um Ihre Monster zu fangen. Das wird lustig.

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