105 Millionen. Was für eine Ansage. Der französische Fußballstar Paul Pogba wechselt von Juventus Turin zu Manchester United und die Fußballwelt steht Kopf. Noch nie zuvor hat ein Fußballklub so viel Geld für einen Fußballer ausgegeben. Bisher war Gareth Bale von Real Madrid mit knapp 100 Millionen Euro der (über-)teuerste Kicker. Es ist natürlich eine absurde Ablösesumme, die kaum mehr begreifbar ist. Wir haben uns Paul Pogba und dessen Wahnsinns-Transfer mal etwas genauer angeschaut und ihn auf Herz und Nieren getestet.
Fußballerische Fähigkeiten
Keine Frage: Pogba gehört schon jetzt zur Creme de la Creme des europäischen Fußballs. Mit seiner Athletik, mit seinem Spielverständnis und seinen technischen Fähigkeiten würde er jede Mannschaft der Welt verstärken. Fraglich ist jedoch seine Konstanz auf ganz hohem Niveau. Sowohl in den wichtigen Spielen mit der französischen Nationalmannschaft, als auch in der K.O.-Phase der Champions League ist er eher abgetaucht als aufgefallen. Viele Beobachter halten den Franzosen daher für überbewertet. Wenn auch auf recht hohem Niveau.
Der Wahnsinns-Transfer
Natürlich heult der gesunde Menschenverstand bei solchen Summen auf und kreidet zu Recht die vollkommene Entkopplung von Ablösesummen und vermittelbarer Wertschöpfung im Fußball an. Der Sport und besonders der englische Vereinsfußball ist mittlerweile zur Werbebande für Sponsoren und Investoren verkommen. Das kann man bedauern. Eine Wahrheit ist allerdings auch: Allein durch Trikotverkäufe holen international perfekt vermarktete Vereine wie ManU oder Real Madrid oft die absurden Ablösesummen wieder rein. Nur noch ein ganz kleiner Teil der Budgets von Klubs in dieser Größenordnung werden durch Eintrittspreise erwirtschaftet. Das meiste Geld wird durch TV-Vermarktungsrechte und Investoren/Sponsoren-Verträge reingeholt. Als aktiver Fußball-Fan sollte man also langsam mal drüber nachdenken, ob man die Forderung nach zumindest drastisch gesenkten Eintrittspreisen in den Ring wirft. Das Big Business mit den eigenen Mitteln schlagen würde man das wohl nennen.
Pogba, die Werbeikone
Ausrüster-Verträge mit großen Sportartikel-Herstellern haben mittlerweile auch zweitklassige Fußballer. Der Deal von adidas und Paul Pogba liest sich trotzdem wie von einem anderen Stern: Pogba kassiert angeblich 40 Millionen Euro für einen Zehn-Jahres-Werbevertrag. Aus der Portokasse wurde da wahrscheinlich der Werbeclip bezahlt, den Stormzy mit und für Pogbas Wechsel drehte.
Swag
Pogba dreht auf. Auch, was den Swag angeht. Und er macht sich auf Instagram über die Transfergerüchte lustig. Das ist alles recht unterhaltsam, wenn man mal für einen Moment außer Acht lässt, was für ein absurdes Theater um diesen Transfer gemacht wurde.
Fazit
Wenn man das alles nicht zu ernst nimmt ist das Pogba-Wechseltheater mit Knalleffekt zum Schluss ziemlich unterhaltsam. Pogba ist zweifelsohne auf dem Weg einer der besten Kicker der Welt zu werden. Was er wirklich kann, wird sich aber erst im Old Trafford in Manchester zeigen, wenn die Saison wieder losgegangen ist. Absurd sind die Ablösesummen, die sich aber auch durch die monströsen Summen erklären, die in der komplett zum Produkt durchgestylten englischen Premier League im Umlauf sind. Die Konsequenz aus diesem Theater, das übrigens auch vor der deutschen Bundesliga keinen Halt macht, können eigentlich nur zwei Wege sein: Entweder man kündigt als Fußball-Fan seinem Verein die Gefolgschaft auf und gründet was eigenes, wie United of Manchester oder man versucht aktiv auf die Politik seines Vereins Einfluss zu nehmen. Eine Idee wäre hierbei darauf einzuwirken, dass es bei den Premium-Klubs zu drastischen Preissenkungen im Stadion kommt. Dann hätten wenigstens alle was vom Brot und Spiele der Neuzeit.