Vinyl ist wieder in aller Munde. Es ist hip wie nix Gutes, was sich unter anderem daran feststellen lässt, wie viele Hersteller wieder Schallplattenspieler ins Sortiment aufnehmen. Und wo ein Hype ist, da sind auch Startups.
Eines dieser Startups hat neulich einen Plattenspieler mit frei schwebendem Teller vorgestellt und hat die Serienfertigung per Kickstarter finanzieren lassen. Das enorme Medienecho, das dieses Projekt nach sich zog, dürfte seinen Beitrag dazu geleistet haben, dass die aufgerufenen 300.000 Dollar tatsächlich erreicht wurden.
Das Ding sieht toll aus. Die Idee klingt auch technisch erstmal super: Ein Plattenteller ohne mechanische Verbindung zum Antrieb und zur Umgebung, das heißt doch, weniger Trittschall, weniger Rückkoppelung, weniger Reibung, besserer Gleichlauf, oder? Warum wird das hier unter „Hifi-Esoterik“ subsummiert, einer Rubrik, in deren Rahmen ich mich gerne über wirkungslosen Bullshit echauffiere? Ganz einfach: Weil ich nicht glaube, dass der schwebende Plattenteller ein vorhandenes Problem beim Plattenspielerbau löst oder irgendetwas besser macht, als ein mechanisch gelagerter und angetriebener Teller. Ganz im Gegenteil. Okay, was die Trittschalldämpfung betrifft, kann die Konstruktion eventuell punkten. Aber sonst? Eine sauteure, technisch aufwendige Konstruktion, deren einziger Daseinszweck die coole Optik ist. Ich mein, wenn selbst dem Hersteller nichts anderes einfällt, was sein Produkt auszeichnet, als
„The First Levitating Turntable visually enhances the experience of listening to vinyl records by levitating the platter.“
und
„bringing the feeling of zero gravity into your living room.“
was soll man da noch sagen? Das ist das absolut erste HiFi-Produkt, bei dem nicht einmal der Versuch gemacht wird, irgendeinen klanglichen Vorteil zu vermarkten, weil es keinen gibt und keinen geben kann. Der schwebende Plattenteller löst also maximal ein Problem: „Normale“ Plattenspieler sind mittlerweile wieder so verbreitet, dass sie kaum noch Distinktionsgewinne bringen. Da kann so ein optisches Zuckerl eventuell noch was reissen, in der veganen Peergroup.
„Was ist das?“
„Ein schwebender und leuchtender Plattenteller.“
„Was macht er?“
„Er schwebt und leuchtet.“
Wie kläglich ist das bitte?

Und dann war da noch die klitzekleine Kleinigkeit, dass es ein ziemlich starkes Magnetfeld braucht, um einen Plattenteller schwebend und drehend auf einer ganz bestimmten Position zu halten. Und dieses Magnetfeld muss sich drehen. War da nicht nochwas? Ach ja, im Tonabnehmer des Plattenspielers wird die mechanisch gespeicherte Musik in elektrischen Strom verwandelt, indem sich ein Leiter in einem Magnetfeld bewegt. (oder umgekehrt, das ist egal.) Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine gute Idee ist, in der unmittelbaren Umgebung eines Tonabnehmers der mit Hilfe von Bewegung und eines Magnetfelds (schwachen)elektrischen Strom erzeugt, ein um Größenordnungen stärkeres und auch noch drehendes Magnetfeld zu platzieren. Beim besten Willen nicht.
[…] wie neulich bei dem schwebenden Plattenteller frage ich mich, welches Problem dieses Schloss löst. Ich komme für mich zu dem Schluss, dass das […]
Willst du mit dem blöden und unnötigen Kommentar Veganer ins Esoterik-Lager packen? Gerade Veganer sind eher Realisten, ich halte sicher weniger von HiFi-Geschwurbel als ich es bei dir vermute.
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