So richtig gut war 2016 nicht zu seinen Pop-Ikonen. In aller Munde ist das Rockstarsterben eigentlich schon seit im Januar für David Bowie der letzte Vorhang gefallen ist. Ich persönlich hoffe einfach, dass es auf den letzten Metern von 2016 nicht auch noch meinen All-Time-Favourite Bob Dylan erwischt. Im Grunde ist das aber auch alles nur Zahlenspielerei. Auch 2017 werden große Musiker sterben. So ist das halt im Leben. Hier und jetzt gibt es aber auch von quicklebendigen Künstlern eine Menge großartigen Output. Diese Liste befasst sich mit meinen Highlights des Jahres. So viel schon mal vorab: HipHop-lastig und im weitesten Sinne Urban wirds werden.
Eine Spotify-Playliste mit allen Titeln findet ihr am Ende des Beitrags!
Die Platten des Jahres
Anderson Paak-Malibu
So viel Liebe für dieses absolut fantastische Album, das es sich irgendwo zwischen RnB, Jazz und Rap gemütlich macht! Anderson changiert spielend leicht zwischen gesungenen und gerappten Parts, als wäre es das einfachste der Welt. Zwischendurch setzt er sich auch noch hinters Schlagzeug. Malibu ist Lebensretter-Musik. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, was auch Blogrebellen-Babo Peter viel früher als alle anderen erkannt hat und der Redaktion kollektiv das Album genehmigt hat. Bossmove.
Lieblings-Tracks: Unfassbar schwer irgendwas hervorzuheben. Im Grunde unmöglich. Wenn ich andernfalls meinen Skalp verlieren würde, würde ich mich für Without You, The Bird und The Season/Carry me entscheiden
NxWorries-Yes Lawd!
Mit NxWorries machte Anderson Paak gleich weiter, wo er mit seinem Solo-Projekt aufgehört hat und packt noch eine Prise Improvisation und Durchgeknalltheit oben drauf. Trotzdem ist „Yes Lawd!“ eher ein Zwischending mit jede Menge Interludes und Soundcollagen, was die Versatzstück-Haftigkeit der Platte nochmal unterstreicht. Mit wahnwitzigen, wie genialen Tracks wie „Can´t stop“(achtet mal auf den Shift um die Sekunde 40 rum) oder „Wngs“ schafft es NxWorries noch locker in meine Platten des Jahres.
Lieblings-Tracks: Wngs, Can´t stop(!!!), Lyk Dis
Frank Ocean-Blonde
Frank baut weiter am Weirdo-Image und zeigt seine große Liebe für zuckersüße Melodien, die so klebrig sind, dass es fast wehtut. Aber eben nur fast. Man muss in der Stimmung für „Blonde“ sein, aber wenn mans ist, kann man in dieser Platte versinken. Die Gitarren-Ballade „Self Control“ mit wunderbaren Pitches, sowie Hall und minimalem Autotune(?) auf Oceans Stimme z.B. ist zum Heulen schön. Keep a place for me!? Mit dem größten Vergnügen!
Lieblings-Tracks: Pink&White, Self Control, Good Guy
Kate Tempest-Let them eat chaos
Es hat eine Zeit gedauert bis ich mich auf „Let them eat chaos“ einlassen konnte. Der manchmal recht plakative Weltschmerz von Frau Tempest hielt mich davon ab richtig reinzuhören. Bis ich sie dann live im Astra sah. Was sie da ablieferte war einfach nur phänomenal und kann wohl eher als Spoken Word-Konzert oder Rap-Lesung ohne Buch beschrieben werden. Eine wahnsinnige Magie strahlt Kate auf der Bühne aus und die Platte ist ein Grower. Wenn ihr „Let them eat chaos“ noch nicht kennt, dann nehmt euch ein bisschen Zeit dafür, denn die bassigen Beats mit Slow House-Einflüssen kommen erst so richtig zur Geltung, wenn man die Lyrics durchsteigt und in dieses düstere Post-Brexit UK-Sittenbild in Musikform abtaucht. Am Ende steht trotz aller Dunkelheit die Hoffnung: „Wake up and love more!“
Lieblings-Tracks: Ketamine for breakfast(Der Drop bei 0:50…Uff!), Lionmouth Door Knocker, Perfect Coffee, Tunnel Vision
Dexter-Raw Random Files
Dexy hat in unserem ZehnMalZwei-Interview eine Rap-Platte mehr oder weniger angekündigt. Soll in einem Sommer rauskommen, weils da besser passt. „Raw Random Files“ kam im Herbst raus, passt aber in jede Jahreszeit. Definitiv eine der Platten des Jahres!
Lieblings-Tracks: Everyday like this, Professionals, Dawn
Isaiah Rashad-The sun´s tirade
Lieblings-Tracks: 4r da Squaw, Rope, Wat´s wrong, Brenda
Solange- A seat at the table
Lieblings-Tracks: Weary, Mad, Where do we go
Isolation Berlin- Und aus den Wolken tropft die Zeit & Berliner Schule/Protopop
Lieblings-Tracks: Fahr weg, Aquarium, Der Bus der stillen Hoffnung
Prezident-Limbus
Lieblings-Tracks: Der ewige Ikea, Prometheus, Was glaubt die Welt denn, wer sie ist
Form-Der Urknall war ein Inside Job
Lieblings-Tracks: Ausritt, Die Empörung wird sie nicht am Morden hindern, Golden Dolden
De La Soul- ..and the anonymous nobody!
Lieblings-Tracks: Royalty Capes, Property of spitkicker.com, Memory of
A Tribe Called Quest-We got it from here…Thanks 4 your service
Lieblings-Tracks: The Space Program, Whateva will be, Conrad Tokyo
Filou-Feste Farben
Lieblings-Tracks: Mein Kopf, Jam Lazy, Vögel
Voodoo Jürgens- Ansa Woar
Lieblings-Tracks: Heite grob ma Tote aus, Gitti, Ronny(B-Seite der „Heite grob ma Tote aus“-Single)
Suff Daddy-Birdsongs
Lieblings-Tracks: What we do, Paper Proclamation, Piano Joint
Romeo Elvis-Morale
Lieblings-Tracks: Morale, Copain, 2013
Haiyti-Nightliner
Lieblings-Tracks: Halleluja, Crime Life, Fast verliebt
SSIO-0,9
Lieblings-Tracks: SIM-Karte, Nur Schimpfen, GoPro
Crack Ignaz- Geld Leben
Lieblings-Tracks: Moch Cash, Gödlife Pretty Boys, Lila Lila
Junius Meyvant- Floating Harmonies
Lieblings-Tracks: Be a man, Neon Experience, Signals
Yuksek- Sweet Addiction
Lieblings-Tracks: Sweet Addiction, Make it easy, Golden Age
Club Des Belugas- Nine
Lieblings-Tracks: Ai mi morena, Mirando al mar, Mambo tonight
Die Songs des Jahres
Satori-Days without you(Crussen Remix)
Crussen aus London/Norwegen schraubt seit Jahren an organischen Clubsounds. Für „Days without you“ verlötete er Julia Stone´s entrückten Gesang in ein psychedelisches Club-Kleid. Einfach nur Gänsehaut. Von vorne bis hinten.
Crew Love, Pillow Talk, Soul Clap- Smoker´s delight
Mit einem Bein in Oldschool-Breaks, ansonsten groovend-organische Clubsounds. In meinen DJ-Sets war dieser Song dieses Jahr eine Allzweckwaffe.
Damian Lazarus&The Ancient Moons-Vermillion(&Me Remix)
Von 2015, aber erst dieses Jahr auf meinem Radar und ihr müsst den hören. Absoluter Killertrack im Sinne von: Absoluter Killertrack!!!!
Michael Kiwanuka- Black man in a white world
Der Brite Kiwanuka blickt in die Seele schwarzer Männer nicht nur in den Staaten. Nach dem ganzen rassistischen Scheiß dieser Jahr ein absoluter Gänsehaut-Track.
Lando Chill- Early in the morning
Mies produziert aber auch mies catchy. I got peace on my mind…Wir auch.
Romeo Elvis-Morale
Das Hi-Hat Free Jazz Massaker. Magnifique!
Woods-Sun City Creeps
Wunderbar-Sphärischer Psychedelic Pop mit dünnem Stimmchen, das auf Platte aber herrlich aufpoliert wirkt.
Bilderbuch- Sweetlove
Bilderbuch drehen am Kitsch-Rädchen. Überdrehen maßlos, von daher: Geil. Und zwar richtig.
Lee Fields&The Expressions-Special Night
Klingt wie direkt aus den 60ern rübergebeamt. Herzschmerz-Musik wie sie sein sollte: Plakativ, leidend und ein bisschen cheesy.
Dexter-Everyday like this
Dexter stand uns im ZMZ Rede und Antwort, v.a. zu seiner Beatbau-Kunst. „Everyday like this“ ist so dermaßen fröhlich und gleichzeitig deep, dass es einen gleichzeitig schweben lässt und erdet. in einer gerechten Welt landet dieser Knaller auf dem nächsten Narcos-Soundtrack.
Ahzumjot, Crack Ignaz, Juicy Gay, Genz&Dexter- I bims das
„Und du bimst das nicht! Kuck, wie gesund ich bin: Ich spür mein Gesicht.“
Haiyti feat. Why SL Know Plug – Halleluja
Haiyti macht den Boy wieder cool. Im Grunde unpackbar. Sie schaffts trotzdem. Mehr muss nicht gesagt werden.
Crack Ignaz- Gödlife Pretty Boys
Ignaz hat dieses Jahr gleich zwei super Platten veröffentlicht. Dieser Song ist von „Moch Cash“ und hat mich am meisten gepackt.
LGoony-Utopia
Sehr musikalische erste Single zur neuen Platte „Intergalactica“. Ich hab mich noch nicht so richtig reingehört, kann also gut sein, dass die Platte nachträglich zu den Platten des Jahres hinzugefügt wird.
Form-Ausritt
Call it Zecken-Rap oder Meta oder einfach nur: Sehr schlauer, erfrischend unzeitgeistiger Rap. Ausritt ist ein Hit ohne Hookline. Muss man auch erstmal schaffen. Hier unser Interview mit Form…
Junius Meyvant- Neon Experience
Was ein Hit. Uplifting würde man im Englischen sagen. Ich nenns einfach: Aufbau-Musik zu der man formidabel tanzend rumhüpfen kann. Probierts mal aus. Noch dazu die Line des Jahres(siehe unten)
Juicy Gay feat. LGoony-Sace Sace Remix
Autotune-Gejodel at its best. Einfach Wahnsinn der Track.
Hiob & Pierre Sonality – Über Uns (feat. Sonne Ra)
Sommerhittigster Planschbecken-Soundtrack a.k.a. Track gewordenes Zitroneneis. Melancholie und Sommer-Hit schließen sich nicht mehr aus. Haben sie auch noch nie. Auch dank Hiob, Pierre Sonality und Sonne Ra hab ichs diesen Sommer endlich begriffen.
Weekend- Das Lied des Jahres
Wenn man „Das“ mit „Ein“ ersetzt wird ein Schuh draus. Ich mag das 2016-Gejammer nicht. Wenns einer darf, dann Weekend und zwar nur so…
Filou- Mein Kopf
Memo an mich selbst: meine Indie-Wurzeln nicht immer so vernachlässigen. Filou fetzen mit Ösi-Zungenschlag und originellen Texten.
Milliarden- Im Bett verhungern
Peinlichstes Lieblingslied des Jahres. Eigentlich Schlager. Aber was für einer. Geil.
Voodoo Jürgens- Ronny
Wahnsinnig anrührender Song über einen Stricherjungen. Der Austria-Dylan hat dieses Jahr das Dach gehoben und festgestellt, dass se sky se limit ist. Leiwand!
Voodoo Jürgens- Heite grob ma Tote aus
Weil Herr V.Jürgens so nen Run hat, hier eine Ausnahme: „Heite grob ma Tote aus“ ist ein windschiefer Track, direkt aus Wiens Unterwelten. Ganz großes Kino, genau wie die „Der dritte Mann“-Referenz. Hier unser Interview mit eam…
Isolation Berlin- Aquarium
Isolation Berlin sind dieses Jahr durch die Decke gegangen und erscheinen in unzähligen Besten-Listen. Sonderbarer Indie-Rock, der aber trotz Genre-Mief erfrischt. Muss man auch erstmal schaffen.
Emapea-Jazzy
Einfach nur schön zurückgelehnter jazzy HipHop-Beatbauer-Kram
Ben Lukas Boysen- Nocturne 3
Lasst euch überraschen. Episch.
Band of Horses- In A Drawer
Eine Radio Eins-Entdeckung. Ich saß grade in der Küche und schnibbelte irgendwas. Dann kam dieser Song. Bin drauf hängengeblieben.
Typen/Typinnen des Jahres
Voodoo Jürgens, Juicy Gay, Frank Ocean, Haiyti, SSIO
Enttäuschung des Jahres
Schwesta Ewa. Wenn das stimmt, was man ihr vorwirft. Sehr bitter.
Line des Jahres
„Stay out of trouble, if you can, boy“ aus „Neon Experience“ von Junius Meyvant
Cypher des Jahres
Da kanns nur eine geben. „Frag mal Savas, Digger, keiner der mehr Optik ist!“
Und 2017 so?
Die neue Antilopen Gang-Platte, die Ende Januar rauskommt ist der absolute Hammer. Jeder Song fünf von fünf Sternen. Bald mehr im großen ZehnMalZwei-Interview!
Listen-Liebe – Die besten Alben und Songs aus 2016 als Spotify Playliste
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I <3 Form.
[…] einer der wichtigsten Musiker des Jahres 2016 war. Das zeigt zum einen Julian in seinem grandiosen Jahresrückblick, aber auch die Kollegen von Testspiel sind sich einig, dass Malibu als eines der wichtigsten Alben […]
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