ZehnMalZwei: Interview mit der Antilopen Gang

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Das ist die neue Antilopen Gang! Mit „Anarchie und Alltag“ veröffentlichen Panik Panzer, Koljah und Danger Dan heute ihr neues Album. Wir durften schon mal reinhören und haben die versammelte Mannschaft zum Interview getroffen. Direkt nach der Track-für-Track-Rezension gehts los.

Rezension Antilopen Gang „Anarchie und Alltag“

Track für Track

Das Trojanische Pferd
Krasse Ansage, die erste Single. Definitiv feierbar, allerdings…

Patientenkollektiv
In „Patientenkollektiv“ lässt die Gang ein altes Psychotherapie-Konzept aus der 68er-Zeit neu aufleben, das sich gegen die Individualisierung und Privatisierung von psychischen Krankheiten wendet, und transportieren es ins Jahr 2017. Alle drei Antilopen beschreiben aus einer sehr persönlichen Perspektive ihre Erfahrungen mit psychischen Problemen und schaffen ein Glanzstück des Empowerments. „Komm wir schließen uns zusammen im Patientenkollektiv, die Konzerte, die wir spielen sind ne Gruppentherapie“. Mega. Der Track besticht mit eingängigen Lines und Hooks und maximaler Ehrlichkeit.

Pizza
Die Pizza als Sinnbild für das, was die Welt zusammenhält. Ein Plädoyer für Frieden auf der Welt und das was fast alle eint: Die Pizza. Schöne Idee, guter Song.

Fiasko
Selbstdemontage, Fremddemontage, Freunddemontage. Vor den Antilopen ist niemand sicher, nicht einmal sie selbst. Auch wenn sie im Song was anderes behaupten: Der Song klingt stark nach Live-Band und besticht mit Orgel-Sounds und groovy Bassline, sowie live klingenden Drums. Ein ausgewachsenes Gitarren-Solo gibts oben drauf.

Tindermatch
Deso Dogg/Denis Cuspert (ehemals Rapper, jetzt IS-Terrorist) und Lutz Bachmann(Pegida) als Tindermatch- Hammer Idee, die auf den ersten Blick weit hergeholt klingt. Die Gang setzt das Ganze allerdings äußerst plausibel um. Ein sehr entspannter Beat, der wieder sehr organisch daher kommt und sowohl textlich, als auch musikalisch überzeugt.

ALF
Thematisch ist „ALF“ nah dran an den „Patientenkollektiv“-Motiven. Sich auf der Welt wie ein Alien zu fühlen kennen viele Leute. Die Fernsehsendung „Alf“ wahrscheinlich immer noch fast jeder. Koljahs Part schafft es Geflüchtete und das „In die Welt geworfen“-Gefühl auf sehr empathische und künstlerisch stimmige Art und Weise zu verbinden. Berührend, auch weil der Beat wieder einmal perfekt zur Atmosphäre, die durch die Lyrics vermittelt wird, passt.

Liebe Grüße
Einer von zwei Tracks, auf denen ein Gast zu bestaunen ist. In diesem Fall Fatoni, der aber nur eine huldigend-homoerotische Hommage an Danger Dan verfassen darf. Aber was für eine. Fatoni at its best. Riesenhit.

Hilfe
Sich selbst zerlegen ist eine der Antilopen-Königsdisziplinen. In „Hilfe“ schalten sie eine textliche Kontaktanzeige und suchen nach Rettung. Macht auch musikalisch enorm viel Spaß und überrascht am Ende mit einem Ausbruch…

Baggersee
Ein krachiges Stück in alter Punk-Tradition, das der Antilopen-Liebe für Punkrock ein weiteres Kapitel hinzufügt. genau wie die Punk- B-Seite von „Anarchie und Alltag“.

Fugen im Parkett
Schorsch Kamerun von den mighty Goldenen Zitronen ist eine geniale Nervensäge. Lange kann man sich dessen Gesang zwar nicht geben, aber trotzdem ist das alles große Kunst. Genau wie die Rap-Parts, die dem Kneipenproletariat ein Denkmal setzen.

Flop
Die drölfste Selbst-Demontage der Antilopen. Und sich dann trotzdem feiern. Der ganz normale Wahnsinn eben. Genau wie der Beat. Und wieder zeigt sich, wie viel Sinn eine Live-Band machen würde…

RAF-Rentner
Damit es nicht allzu sehr nach Band klingt, hier ein Gegenentwurf: Trappiger Beat, Panik´s Autotune-Spielereien, die nach Reggae klingen. Sich mit dem Thema Altern als Staatsfeind auseinanderzusetzen ist auch ziemlich originell und schön umgesetzt.

Lob der Lüge
Auch wieder so ein Thema, das sehr unterhaltsam umgesetzt wurde. Grundtenor: Ohne Lügen würde diese Gesellschaft zusammenbrechen. Der Beat klingt ein bisschen nach einem nachdenklichen Hosen-Song.

Früher war nicht besser
Am Ende wirds richtig deep, philosophisch und nachdenklich: „Ich hätte so gern an das Schicksal geglaubt, mich für immer treiben lassen, alles nimmt seinen Lauf. Doch es war immer nur ein Zufall, ob man Glück oder Pech hat. Früher war nicht besser und heute ist nicht schlechter.“

Fazit
Man muss wirklich lange überlegen, um was zum rummäkeln zu finden. Ich persönlich finde die Single-Auskopplungen nicht ganz so glücklich. Zu „Trojanisches Pferd“ habe ich schon mal alles gesagt. „Pizza“ ist ein guter Song, aber im Vergleich mit den meisten anderen Songs nicht so überzeugend. Was alles über das Album aussagt: Die Antilopen Gang überzeugt mit einem Ideenfeuerwerk, einem sehr schlüssigen Sound-Konzept und klarer Haltung. „Anarchie und Alltag“ ist deswegen schon jetzt unter Verdacht unter den Alben des Jahres zu landen.

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Jetzt aber erstmal ab zum…

Interview mit der Antilopen Gang

Mit Sahra Wagenknecht in den Untergrund abtauchen oder Frieden mit Ken Jebsen machen?

Koljah: Setzt das auch ein politisches Engagement mit Sahra Wagenknecht voraus?

Nee, in diesem Fall eher ein militärisches.

Koljah: Ich mache meinen Frieden mit Jen Kebsen. Untergrund ist viel zu anstrengend, tut mir leid.

Danger Dan: Im Untergrund leben ist ja voll kacke.

Koljah: Das ist lebensgefährlich. Das ist wirklich anstrengend.

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Und kaum mehr möglich in der heutigen Zeit.

Koljah: Ja, das kommt noch dazu. Es hat eigentlich nur Nachteile. Dann lieber mit einem eher unangenehmen Zeitgenossen Frieden schließen.

Danger Dan: Untergrund würde auch bedeuten, dass man auch auf Facebook verzichten müsste und das geht ja wohl mal gar nicht.

Panik Panzer: Wenn schon irgendein Knecht, dann würde ich mit Jimi Blue Ochsenknecht in den Untergrund abtauchen und damit meine ich auch nicht den militanten Untergrund, sondern in irgendeinen Techno-Laden und schön einen drauf machen.

Patientenkollektiv oder Weltflucht?

Panik Panzer: Weltflucht im Patientenkollektiv!

Koljah: Ich glaube auch, dass das Eine das Andere nicht ausschließen muss. Vielleicht ist der Zusammenschluss im Patientenkollektiv auch eine Art Weltflucht.

Danger Dan: Weltflucht hört sich sehr hedonistisch an. Genau mein Ding.

Koljah: Für mich klingt Weltflucht eher nach totaler Isoliertheit und Depression und Traurigkeit. Wenn das schön ist, nehme ich das auch.

Danger Dan: Ein lebenslanges Fusion-Festival, also. Vielleicht dann doch Patientenkollektiv.

Inwiefern war euch das wieder ein besonderes Anliegen zu dem Thema was auf der Platte zu machen!? Also auch etwas Persönlicheres zum Thema Psychische Krankheiten!?

Koljah: Ich weiß zumindest noch, wie Daniel und ich auf die Idee gekommen sind, zu dem Thema etwas zu machen, was ein bisschen persönlicher ist. Da hatten wir schon Bock drauf und wir haben da schon auch Storys zu erzählen. Und wir hatten so einen Song schon länger nicht gemacht, aber es hat dann eigentlich erst Sinn ergeben, als wir diese Patientenkollektiv-Klammer gefunden haben.
Aber wie das Meiste, war das am Ende dann doch eher spontan und intuitiv und mit gar nicht so viel Vorüberlegung.

In diesem Zusammenhang auch: Den Untergrund verbannen oder dem Abgrund ins Gesicht kucken?

Koljah: Ich würde jetzt doch nach Entwicklungen, die nachdem ich den Song geschrieben habe, stattgefunden haben, den Abgrund verbannen, weil es mir doch zu gefährlich ist.


Fatoni oder Schorsch Kamerun?

Koljah: Fatoni. Sorry Schorsch!

Panik Panzer: Ich fühle mich auch bei Fatoni geborgener. Der singt auch nicht so furchteinflößend. Wir teilen mit Fatoni Leidenschaft für Essen und Aussehen.

Koljah: Fatoni ist ein Freund von uns und Schorsch Kamerun ist eher ein Bekannter. Mit Fatoni schreib ich dann doch eher obskure WhatsApp-Nachrichten.

Panik Panzer: Liebe Grüße an Schorsch.

Koljah: Genau. Überhaupt kein Diss an Schorsch Kamerun. Wir mussten uns ja entscheiden!

Danger Dan: Ich nehm Schorsch Kamerun.

Bandleader Danger Dan oder Punkrock-Tour mit Feine Sahne Fischfilet?

Danger Dan: Definitiv will ich nie mit Feine Sahne auf Tour gehen. Ich habe erlebt, was das bedeutet, wenn die auf Tour gehen. Das ist für ein paar Tage machbar, aber dann wird’s echt stumpf. Bandleader bei den Antilopen wäre total super. Ich finde eh, dass Diktaturen in der Schule immer zu unrecht verunglimpft wurden, weil das hier ein Beispiel wäre, wo Diktaturen richtig gut und produktiv wären. Das würde uns ganz nach vorne katapultieren.

Geile Sprüche oder geile Message? Worum geht’s eher im Rap?

Danger Dan: Tja, worum geht’s im Rap? Das weiß ich nicht genau, ich kenn mich im Rap nicht so aus. Ich werde aber dann doch langfristig von einer guten Message besser unterhalten, freu mich aber auch immer, wenn ich kurzfristig über einen guten Spruch lachen muss. Die Entscheidung fällt auch schwer. Im Notfall ist die Message dann doch interessanter.
So sehr hat sich die Antilope also schon die Hörner an blöden Sprüchen abgestoßen.

Koljah: Ich würde trotzdem die Sprüche nehmen, aber im Optimalfall transportieren die geilen Sprüche noch die geile Message. Das wäre das Sahnehäubchen.

Panik Panzer: Für mich ganz eindeutig die Sprüche. Message darf im Rap nicht stattfinden, was nicht heißt, dass ich nicht wunderbare Messages in meine Raps packe.

Zu den Beats: Roe Beardie oder Dexter?

Koljah: Roe Beardie. Roe ist ja auch ein Kumpel von uns. Ich hab Dexter noch nie persönlich getroffen. Ich fänds ok, wenn Roe Beardie heutzutage so Beats machen würde, wie Dexter(lacht). Auf nen Kakao würde ich mich jederzeit gerne mit Roman treffen.

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Tindermatch lieber mit Lutz Bachmann oder mit Deso Dogg?

Danger Dan: Die Überlebenschancen sind bei Lutz wahrscheinlich größer.

Panik Panzer: Ja stimmt, aber mit Deso Dogg könnte man sich korrekt über Rap unterhalten.(Alle lachen) Man hätte auf jeden Fall ein paar coolere Gesprächsthemen.

Koljah: Ich nehme Lutz.

Atombombe auf Deutschland oder Stinkbomben in Freital?

Danger Dan: Atombombe auf Deutschland.

Panik Panzer: Ich finde die Vision, die wir im Song „Baggersee“ aufgemacht haben, ist ne schöne Vision. Ich sehe das ja eigentlich schon seit Jahren vor mir: Diese Wasserrutschen und die sinnlos installierten bunten Ballons, die überall sind und ein fröhliches Ambiente schaffen. Ich sehe schon ganz visuell die Freude vor mir, die an diesem Baggersee entsteht. Deswegen ganz klar: Die Atombombe auf Deutschland, um den Baggersee entstehen zu lassen.

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Autotune ode Delay?

Panik Panzer: Muss ich antworten? Autotune natürlich. Aber ach, naja, Joa Gott, Hilfe.

Koljah: Ich liebe die Antwort und du musst die so transkribieren. (alle lachen)

Ich warte einfach darauf, dass da noch mehr rauskommt.

Panik Panzer: Man kann ja dem Album entnehmen, dass ich offensichtlich Spaß an Autotune habe, aber es gibt viel Autotune und es fängt auch mich langsam an zu nerven und deswegen schlage ich nur noch mit halber Freude in die Kerbe, aber ich tus trotzdem und meine Kerbe ist die schönste.

Hörst du dann auch so ein bisschen Frank Ocean oder Juicy Gay?

Panik Panzer: Juicy Gay habe ich jetzt in letzter Zeit gar nicht so beobachtet. Tatsächlich habe ich mich vermehrt in so Ami-Zeug reingehört, was ich früher gar nicht und in keinster Weise getan habe. Ich kenne kein A Tribe called Quest oder sowas. Ist mir alles egal. Aber ich höre mir aktuell Frank Ocean, Young Thug und Travis Scott an. Auch Kanye und Drake und auch ganz viel Popmusik.

Hast du die letzte Anderson.Paak gehört?

Panik Panzer. Die hab ich gehört. Ich war aber ein bisschen enttäuscht, weil das nicht so ganz mein Sound ist. Ich fand ihn auf dem Dre-Album richtig geil. Da hab ich auch seine Stimme und den Typen das erste Mal richtig wahrgenommen und dachte: Wie geil ist der denn? Wenn der ein Album mit straighten Rap-Beats mit seinem SingSang wäre wahrscheinlich das Geilste, aber sein jazz/Instrumentenkram holt mich nicht so ab.

RAF-Rentner oder Fidel Castro (Anm. d. Red.:Interview wurde kurz nach Castros Tod aufgezeichnet)

Koljah: Ich habe Anfang des Jahres Urlaub auf Kuba gemacht und dann nochmal eine sehr irrationale Sympathie für Fidel Castro entwickelt. Deswegen Fidel Castro.

Danger Dan: Ich wette, dass Fidel Castro am Ende noch eine bessere Zeit hatte, als irgendein armer RAF-Rentner, der sich versteckt und sich nur von Käfern ernährt. Fidel Castro hat mit Sicherheit einige privilegien in Kuba genossen. Es fällt mir dann doch leichter mich in Fidel Castro zu versetzen.

Panik Panzer: Ich glaube, dass sich die RAF-Rentner gar nicht von Käfern ernähren, sondern eine Bank nach der anderen ausräumen.

Koljah: Selten erfolgreich.

Panik Panzer: Ist das so!?

Koljah: Mittlerweile dürfte wieder so ein bisschen Patte zusammengekommen sein.

Panik Panzer: Ab und zu werden die sich bestimmt ein Piccolöchen öffnen und lassens sich gut gehen. Ich glaube, dass der RAF-Rentner-Lifestyle gar nicht so schlecht ist.

Koljah: Fidel Castro trinkt halt Havanna Club den ganzen Tag, ist halt auch kacke.

Danger Dan: Aber er ist halt auf Kuba und die RAF Rentner auf einem norddeutschem Bauernhof oder wo auch immer die sind.

Koljah: Jetzt hast du´s verraten!

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Letzte Frage schon: Fehlfarben oder Ton Steine Scherben?

Koljah: Ich nehme Fehlfarben.

Danger Dan: Ich nehme auch Fehlfarben, besonders wegen Saskia, der neuen Schlagzeugerin. Die ist super.

Koljah: Die seit 15 Jahren neu ist, die Arme.

Danger Dan: Sie ist auf jeden Fall die beste Schlagzeugerin überhaupt.

Panik Panzer: Für mich Ton Steine Scherben. Ich habe „Monarchie und Alltag“ von den Fehlfarben einmal auf Koljas Empfehlung hin gehört, habe es weder für gut oder schlecht befunden, aber kann mich der kulturellen Relevanz, die es womöglich hat, nicht anschließen. Ist mir für mein Leben egal.

Koljah: Panik Panzer lügt. Kilian von Egotronic hatte ihm das Album mal vorgespielt und Panik Panzer war total begeistert.

Panik Panzer: Da war ich aber auch besoffen. Vielleicht muss ich dem Album doch noch einmal eine Chance geben.
Ich habe es einmal gehört in meinem Leben.

Koljah: Zweimal mindestens.

Panik Panzer: Ich war besoffen, ich kann mich nicht mehr erinnern. Also habe ichs einmal bewusst gehört und einmal besoffen. Um aber endlich auf den Punkt zu kommen: Ton Steine Scherben habe ich viel öfter gehört. Nur die Gassenhauer, aber die dafür in fünfstelliger Anzahl. Da hab ich viel mehr Bezug zu.

Wie kam es dann zur Referenz im Albumtitel „Anarchie und Alltag“?

Koljah: Die Antilopen Gang ist ja bekannt für den Weltschmerz, den sie verspürt und verströmt. Deswegen ist der Ausruf „Aua“ uns täglich Brot und deswegen wollten wir das Album ursprünglich „Aua“ nennen. Irgendwann ist uns dann aufgefallen, dass „Aua“ ja eine Abkürzung ist, nämlich für „Anarchie und Alltag“ und das wiederrum ist eben ganz nah dran an „Monarchie und Alltag“, was eines meiner Lieblingsalben überhaupt ist. Deswegen hatten wir dann den perfekten Albumtitel.

Panik Panzer: Ich wollte es ja eigentlich Autotune und Autotune nennen, aber „Anarchie und Alltag“ hat dann das rennen gemacht.

Wie hat sich denn die Entstehung der neuen Platte von der Entstehung des Abwasser-Mixtapes unterschieden?

Koljah: „Abwasser“ war ein Schnellschuss eigentlich. Das hatten wir in ein paar Wochen fertig.
Wir haben uns einfach jetzt ein bisschen locker gemacht, was uns gar nicht mal so ähnlich sieht eigentlich. Zumindest in letzter Zeit. Bei „Anarchie und Alltag“ haben wir länger gebraucht, inklusive anfänglicher Sinnkrise und Formtief und haben uns dann, als es was wurde mit den Songs, länger damit beschäftigt und mehr Zeit investiert. Es sind ja auch keine Fremdbeats mehr. Bei „Abwasser“ haben wir ja viele Beats einfach von anderen Produzenten gepickt. Bei „Anarchie und Alltag“ war es schon ein wenig umfangreicher.

Wie entstehen eure Ideen? Wie funktioniert so ein Songschreibeprozess?

Panik Panzer: Es geht teilweise online. Die wenigsten Ideen sind wirklich an einem Ort entstanden, sondern irgendwer kommt mit irgendeiner Idee, aber dieses Mal war es tatsächlich sehr hilfreich, dass wir uns an einem Ort getroffen haben und zusammen an den Songs gearbeitet haben.

Danger Dan: Es kann tatsächlich passieren, dass wir online eine Idee in den Raum werfen und alle sagen: Das ist ja die totale Scheisse und treffen uns dann irgendwo und merken, dass die selbe Idee dann doch cool ist. Also für unseren kreativen Prozess ist es schon unabdingbar, gemeinsam in den selben Wahnsinn zu verfallen und daraus dann zu schöpfen, aber die Hausaufgaben sind zuhause zu machen.

Koljah: Das mussten wir dann irgendwann auch einsehen. Wir haben erst versucht jeder für sich ein bisschen was vorzulegen und haben alle so im stillen Kämmerlein zuhause was gemacht, aber da ist gar nichts bei rumgekommen und es lief überhaupt nicht. Der Knoten ist erst geplatzt, als wir uns getroffen haben und uns in die brandenburgische Provinz zurückgezogen haben. Das war nochmal eine wichtige Erkenntnis für uns, denn wir wohnen eben nicht in der gleichen Stadt. Wir wohnen alle in verschiedenen Städten. Wir hängen trotzdem so viel aufeinander rum bei Konzerten oder so Promo-Quatsch wie heute, dass wir auch manchmal froh sind, wenn wir die anderen mal nicht sehen müssen. Und das funktioniert nicht, wenn man kreativ sein will, da muss das sein. Und das ist dann auch schön, wenn man sich ein paar Tage schlecht ernährt und nichts macht außer Rap und auch das sonstige alltägliche Leben nicht da ist, weswegen wir es jetzt auch nicht bei einem von uns zuhause gemacht haben.

Album-Stream Antilopen Gang „Anarchie und Alltag“

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3 Kommentare

  1. […] „Danger Dan: Tja, worum geht’s im Rap? Das weiß ich nicht genau, ich kenn mich im Rap nicht so aus.“ Lieber Daniel, genau das ist das Problem. Natürlich ist das lustig und wir lachen alle gerne über „Ich glaube fest daran, dass uns Pizza retten kann“. Doch wenn die bürgerlichen Politiker*innen euch als Repräsentanten der linken Szene feiern, fühl‘ ich mich beleidigt. […]

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