Einen Dosenwurf vom Ku’damm entfernt, im Herzen Westberlins, wird am 1. April für nur wenige Wochen ein Kunstprojekt zu erleben sein, dass die Stadt so noch nicht gesehen hat. Wir durften schon mal in THE HAUS und haben euch unsere Eindrücke und jede Menge Fotos mitgebracht – und ein exklusives Mixtape gibt es noch oben drauf.

Eine temporäre Galerie in Berlins Mitte
Vergangene Woche luden uns die „Hausmeister“ von „THE HAUS – Berlin Art Bang“ zu einem Sneak-Preview in die Nürnbergerstrasse in Berlin ein. THE HAUS ist ein ehemaliges Schulungsgebäude einer Bank, das seit ein paar Monaten leer steht und im Sommer dieses Jahres abgerissen wird. In der Zwischenzeit wird dieses Gebäude mit Kunstkonzepten von über 100 Streetart-Künstlern sämtlicher Disziplinen aus der ganzen Welt gefüllt.

Es fällt schwer in Worte zu fassen, was einen in THE HAUS erwartet. Etwas vergleichbar umfang- und abwechslungsreiches habe ich bisher noch nicht gesehen. Auf insgesamt fünf Stockwerken haben sich die Künstler verewigt. Jede*r in einem eigenen Raum, einer atemberaubender als der andere. Wer nun glaubt, ein paar Räume mit Leinwänden bestaunen zu können, ist auf dem Holzweg. Die Kunst wurde fest in die Räume gemalt, installiert, gebaut und wird diese auch nicht mehr verlassen.

The skurrile ErlebnisHAUS
Die Idee zu THE HAUS stammt von einer Handvoll Freunden und Künstlern, die seit über 20 Jahres im Biz sind und in Berlin unter anderem auch durch kommerzielle Murals bekannt wurden. Über diese Connections trat man an sie heran und fragte, ob sie Interesse daran hätten, das leerstehende Bürogebäude in der Nürnbergerstrasse zwischen zu nutzen. Durch ihre tiefen Verbindungen in die internationale Künstler und Streetart-Szene plante die Gruppe schon lange einmal etwas zusammen auf die Beine zu stellen und mit dieser Anfrage kam das eine zum anderen. Unzählige Telefonate wurden geführt und Künstler aus aller Welt gefragt, ob sie Lust hätten nach Berlin zu kommen um gemeinsam etwas großes aufzuziehen.

101 Flächen waren zu vergeben und bereits nach wenigen Tagen standen über 70 Künstler auf der Warteliste, die dabei sein wollten. Nach ein paar weiteren Tagen war das Lineup komplett. Die Aufgabe der Crew, die zwischenzeitlich einen Verein für dieses Projekt gründeten, war es die Künstler auf die Etagen und Flächen zu verteilen, damit durch die unterschiedlichen Sytles ein Spannungsbogen entsteht.

THE HAUS – BERLIN ART BANG
Finanziert wird das ganze von langjährigen und neuen Partnern der Vereinsmitglieder, darunter zum Beispiel Berliner Pilsener, die wöchentlich eine enorme Anzahl an Getränken zur Verfügung stellen, auf den Pfand verzichten und diesen spenden. Ebenfalls mit dabei ist das Hotel „Berlin, Berlin“, das insgesamt 300 Übernachtungen inklusive Frühstück für die angereisten Künstler zur Verfügung stellte – um nur einige Beispiele zu nennen. Verträge wurden dabei nicht geschlossen und auf „Sponsorenfriedhöfe“ auf Plakaten und Flyern (also die Nennung der Sponsoren auf Werbemitteln), wurde ebenfalls verzichtet. Alles Handschlaggeschäfte, die auf Vertrauen bestehen. Im Gegenzug versicherte die Crew ihren Partnern, diese bei der offiziellen „Kommunikation nicht zu vergessen“. Ein Win-Win-Deal.

Die Künstler arbeiteten alle ohne Gage und erhielten im Vorfeld keine finanzielle Entschädigung. Dafür organisierte man ihnen über die Partner alle Arbeitsmaterialien, die sie für ihre Werke benötigten. Der Sprühdosenhersteller lieferte alle benötigten Farben in Massen und über eine Kooperation mit dem lokalen Baumarkt Kluwe durften die Künstler auf Waren im Wert von insgesamt 10.000€ zurückgreifen. Interessant dabei ist, dass sich hier für den lokalen Händler entschieden wurde und nicht für eine große deutsche Baumarktkette, da diese für ihr Engagement einen eigenen Raum einfordern wollten und damit zu tief in das Konzept eingegriffen hätten.

Doch ganz ohne Entschädigung sollten die Künstler doch nicht arbeiten und so überlegte man sich, wie man ihnen einen Return geben konnte. Man entschied sich dazu, ein hochqualitatives Buch mit Bildern der Räume in Auftrag zu geben, durch dessen Erlöse die Künstler entschädigt werden sollten. Dieses Buch, in dem die Arbeit jedes Künstlers zusehen sein wird und auch die Partner berücksichtigt werden, wird zur Eröffnung ab dem 1. April für die Besucher erhältlich sein.

Fotografieren verboten!
Apropos Fotos: Das Buch soll die einzige Quelle für Bilder der kompletten Raumkonzepte sein. Besucher werden ihre Fotoapparate und Smartphones am Eingang in spezielle Bags einpacken müssen und auch uns wurde das Fotografieren bei dem exklusiven Vorab-Rundgang nur unter der Bedingung erlaubt, dass wir nur Details ablichten und nicht die kompletten Räume zeigen.

Temporäre Street- und Urban-Art
Wie bereits beschrieben sind alle Kunstwerke und Installationen fest in den Räumen verbaut und verbunden. So vergänglich wie Street- und Urban-Art nun eben ist, wird die Kunst – gemeinsam mit dem kompletten Gebäude – nach dem Ausstellungszeitraum schließlich abgerissen werden. Der Abrissprozess soll dann ebenfalls fotografisch dokumentiert und in einer zweiten Auflage des Buchs verewigt werden. „Erst dann ist die ganze Sache rund“, sagt Jörni von Berlin Art Bang, einer der Köpfe und Macher – oder wie er sich tiefstapelnd nennt – „Hausmeister“.

Banksy habe man übrigens ebenfalls versucht anzufragen, doch es ist ihnen wohl nicht gelungen. Doch es sei nicht wirklich abwegig, dass sich der wohl weltweit bekannteste Streetart-Künstler heimlich im Haus verewigte.

THE HAUS – alle Infos für Besucher
Offiziell wird THE HAUS am 1. April vom Berliner Kultursenator Dr. Klaus Lederer eröffnet, der die Schirmherrschaft für das Projekt übernahm. Ab dann steht THE HAUS täglich, außer Montags, von 10 bis 20 Uhr für Besucher offen. Maximal 99 Besucher dürfen gleichzeitig in das Haus. Besucher sollen dort nicht verweilen, sondern erleben und damit dies möglich ist, werden sie von Mitarbeitern durch die Etagen und Räume kontrolliert geführt.
Mindestens sechs, maximal acht Wochen wird die Tür für Besucher geöffnet sein, danach ist THE HAUS Geschichte.
Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.
Alle weiteren Infos auf thehaus.de oder auf Facebook.
Lasst euch THE HAUS nicht entgehen! So etwas habt ihr sicher noch nicht gesehen und werdet es erstmal auch nicht mehr zu sehen bekommen!

THE HAUS in Bildern









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THE HAUS – THE PARTY – THE MIX
Eine ganz erlesene Gruppe an Menschen, nämlich die Künstlern, Initiatoren und deren Freunde feiert am Tag vor der offiziellen Eröffnung eine inoffizielle und für die Öffentlichkeit geschlossene Eröffnungsparty, bei der unser Brudi Grandmoflash Platten drehen wird. Uns stellt er freundlicherweise ein Mixtape zu dem Event zusammen, das wir euch abschließend noch exklusiv präsentieren dürfen.
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Alle Bilder (c) pEtEr Withoutfield
Hallo, wo kann ich das Fotobuch zu der Ausstellung „the Haus“ erwerben???
L.G.
M. Möhlmann
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