Warum Radfahrstreifen brandgefährlich sind und ihr sie auf keinen Fall nutzen solltet

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Von allen fahrradfahrerfeindlichen Maßnahmen, die Radlern in deutschen Städten zugemutet werden, gehören die sogenannten „Radfahrstreifen“ zu den gefährlichsten überhaupt. Warum? Weil sie zwei der Gefahrenquellen, denen Fahrradfahrer in Straßenverkehr ausgesetzt sind, noch gefährlicher machen.

Zum einen sind Fahrradstreifen in der Regel so schmal, dass es unmöglich ist, genug Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos am rechten Fahrbahnrand zu halten. Im Endeffekt zwingen die meisten Fahrradstreifen radelnde Verkehrsteilnehmer dazu, in der lebensgefährlichen Dooringzone zu fahren. Vor wenigen Tagen erst hat das ein Radler in Berlin mit dem Leben bezahlt.

Zu wenig Abstand nach rechts –> Teilschuld

Ach ja, (Not-so-much-)Fun Fact am Rande: Es haben schon Fahrradfahrer eine Teilschuld an Dooring-Unfällen bekommen, weil sie weniger als 120cm Abstand zu den parkenden Autos hielten. Danke für nichts!

Versucht man sich an die Regeln halten und dem Selbsterhaltungstrieb Genüge zu tun, indem man anderthalb Meter Abstand den parkenden Fahrzeugen lässt, landet man ganz schnell am linken Rand des Radstreifens.
Dort liegt meiner Wahrnehmung nach die noch größere Gefahr. Gefühlt bildet die auf die Straße gepinselte „Begrenzung“ nämlich eine visuelle Grenze, die den Autofahrern suggeriert, sie müssten nicht die vorgeschriebenen 150cm Sicherheitsabstand einhalten. Es gibt auch eine Studie, die mein Gefühl bestätigt.

Regelkonformes Verhalten –> unmöglich

Das Artikelbild illustriert das Problem ganz schön, verharmlost es aber auch ein wenig. Das rote Auto ist ein Viertürer. Wäre es ein Zweitürer gewesen, hätte es eine längere Tür, die noch weiter in den Radstreifen hineinragt. Ist der Radstreifen benutzungspflichtig, wird es haarig. Es ist dann faktisch unmöglich, genug Sicherheitsabstand zu halten und auf dem Radstreifen zu bleiben. Egal wie man es macht, man bricht die Verkehrsregeln.
Dazu kommt als zusätzliche Gefahrenquelle die rollende Provokation, die ein Radler darstellt, der links neben dem Radstreifen eine ganze Fahrspur blockiert. (Und ich kann die Autofahrer, die das anzeckt, sogar ein wenig verstehen. So trägt Verkehrspolitik dazu bei, Autofahrer und Radler noch mehr zu Gegnern zu machen, wovon echt niemand etwas hat!).

Yay, Radfahrstreifen sind eine ganz hervorragende Methode, uns Radler im -Wortsinne- an den Rand zu drängen und und schön von beiden Seiten zu gefährden. Da manche dieser Todesfallen auch noch benutzungspflichtig sind, kann man ihnen legal nur oft nur entkommen, in dem man eine andere Straße wählt. Well done, Gesetzgeber!

Hier ein Bild, dass mehr sagt, als tausend Worte es könnten:

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Ich kann nur immer wieder den selben Ratschlag geben. Fahrt um Himmels Willen soweit nach links auf die Fahrbahn, dass ihr euch sicher nicht innerhalb der Dooring-Zone befindet! Meiner Erfahrung nach führt das auch dazu, dass ihr mit mehr Abstand überholt werdet, weil die Autofahrer dann deutlich merken, dass sie ohne Spurwechsel eh nicht an euch vorbeikommen. Und lasst euch nicht erzählen, das sei Verkehrsbehinderung oder anderweitig illegal. Das ist Quatsch, wie uns im Interview mit der Polizei klar bestätigt wurde. In den (wenigen) Fällen, wo der Radstreifen auch benutzungspflichtig ist, bleibt nur die Entscheidung, bewusst gegen die StVZO zu verstoßen, oder einen anderen Weg zu wählen. So traurig es ist.

4 Kommentare

  1. Der Tipp, den Streifen nicht zu benutzen, ist kontraproduktiv. Immerhin signalisieren sie den Autofahrern dass sie dort gefälligst aufpassen müssen. Wahrheit liegt im letzten Absatz. Ich fahre seit Jahrzehnten mit dem Rad durch die Stadt, erst durch Frankfurt, derzeit durch Wiesbaden. Ziemlich am Anfang in Frankfurt habe ich Bekanntschaft mit einer aufspringenden Autotür gemacht. Danach wusste ich, dass man Abstand halten muss. Wer selbstbewusst weit links fährt, wird letztlich auch respektiert.
    Separate Fahrradwege sind meist noch gefährlicher, Weil man nicht gesehen wird, wird man von Rechtsabbiegern umgenietet. Dazu meist Konflikte mit träumenden Fußgängern und/oder aufspringenden Beifahrertüren.

    • Ich habe leider auch keine perfekte Lösung. Wenn ich aber -wie vorgeschrieben- bis zu 120cm Abstand von den parkenden Autos halte, befinde ich mich bei den Radfahrstreifen auf beiden Bildern im Artikel links vom Fahrradstreifen und breche damit die Verkehrsregeln, wenn der Radstreifen benutzungspflichtig ist. Wie ich es mache, mache ich es falsch. Das ist das Dilemma.

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