Kreuzberg am Nachmittag. Die Feuchtigkeit in der Luft will der steigenden Wärme keinen Platz machen. Wir sind auf dem Weg zu einem Interview mit BRKN, unserer neusten musikalischen Entdeckung. Seit einigen Tagen läuft bei uns sein Album „Einzimmervilla“ rauf und runter. Er ist neu und seine Texte sehr fresh. Am meisten überzeugt hat uns sein Soul und Funk in deutscher Sprache. Er schafft Bilder, die nicht kitschig, wohl eher authentisch sind.

Irgendwo, in der Nähe von der Prinzenstraße in einem Hinterhof einer Kirche hat er uns in sein Studio eingeladen. „Berkan und ich sind hier in den Kindergarten gegangen und der Raum hier unten war mal ein Partykeller, der kaum genutzt wurde“, sagte Hans, der BRKN und uns in den Keller begleitete.

Durch einen Vorraum betreten wir das Studio. Aufgeräumt. Drums, Mischpult eine Hammond fein säuberlich bei Seite geräumt. Nur die Luft läßt an lange Nächte und Musiksessions erinnern. Ich setzte mich auf die einladende grüne Ledercouch auf den obligatorischen Perserteppich im mitten des Raumes. Berkan schnappte sich einen Stuhl, setzte sich mir gegenüber und begann sofort darauf zu schaukeln.

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Woher kommt deine Leidenschaft für R’nB, Souk und Funk?
Ich hab früher schon über meinen Bruder viel Rap und R’nB gehört. Mein größtes Vorbild ist D’Angelo, aber solche Texte funktionieren nicht wirklich auf Deutsch. Wird dann schnell kitschig. Das funktioniert auf englisch besser.
Ich hab auch mal in der Schule in einer Jazzband Saxophon gespielt und das hat sich dann miteinander verbunden.

Wer produziert deine Musik?
Ich selbst. Alleine. Das war schon beim letzten Alben so und dieses Mal wollte ich eigentlich mal ein paar frische Ohren drüber hören lassen. Aber es lag irgendwie an mir, ich konnte niemanden da ran lassen. Das ist schließlich mein Baby und wenn da jemand mit dem Edding kommt und drüber geht, dann ist das schon schmerzhaft.
Für das nächste Mal habe ich aber schon eine Liste von Leuten, mit denen ich mal eine Session machen möchte, um zu sehen, ob es mit dem gemeinsam Produzieren klappt.

In dem Song Promo singst du über Skandälchen zu Promo-Zwecke und die Suche nach dem etwas besonderem, die Story neben der Musik. Wieviel Wahrheit steckt in dem Song?
Der Song kam eigentlich irgendwie aus Spaß zustande. Ich hatte zu meinen Freunden gesagt, ‚wenn ihr mich mal besoffen auf einer Party seht und ich brülle und randaliere, dann ist das Promo.‘
Das ist ja auch das Ding in dem Geschäft: Irgend ein Türke in Kreuzberg, der mal ein bisschen studiert hat. Das interessiert die Bildzeitung nicht. Entweder hat er einen 1,0 Abi gemacht und ist die große Hoffnung oder er ist Intensivtäter. Dazwischen, das was alltäglich ist, das interessiert niemanden. Niemand schaut sich eine Dokumentation über jemanden an, der so ist, wie man selber.
Mir hat mal ein Lehrer gesagt „Geschichte interessiert uns, weil das alternative Lebenswege sind“. Mich nervt das alles ein bisschen. Ich will nur Mucke machen und hoffen, dass die Leute das hören und merken, dass da was dahinter steckt.
Ich halte mich aus diesen gegenseitigen Provokationen raus, am Ende ist das alles heiße Luft und es passiert nix. Wenn jemand damit sein Umsatz macht, soll er das tun. Für mich ist das nix.

Angenommen du schießt jetzt mit deinem Album durch die Decke, was würdest du dir zulegen? Einen SUV, Coupé, Fahrrad oder U-Bahn fahren?
Wenn ich heute auf morgen Millionär werden würde, würde ich mich erstmal drei Tage einsperren und hoffen, dass es niemand mitbekommen hat. Erstmal paranoid werden und einen guten Steuerberater suchen.
Ich weiß, dass es bescheuert ist fünfzigtausend mehr auszugeben, um dann einen Mercedes zu fahren. Theoretisch kannst du dir auch einen Skoda kaufen. Aber ich weiß auch, dass dieses Kapitalismus-Brainwash-Ding bei mir super geklappt hat. Als ich ein bisschen Geld hatte, bin ich sofort los und hab mir direkt eine Playstation geholt und vor kurzem hab ich mir einen Pullover gekauft, den ich mir eigentlich garnicht leisten kann. Aber ich hatte Bock drauf.
In meinem Leben haben alle auf den Typen mit dem Mercedes geschaut. Keiner kann mir erzählen, dass es nicht richtig geil ist mit so einem E-Coupé durch die Gegend zu fahren!

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Wa ist Luxus für dich?
Dass ich mir nach meinem Bachelor Gedanken machen kann, ob ich als Architekt arbeite oder Musik machen will. Das ist purer Luxus.

 

Berkan ist ein Kreuzberger Original. Authentisch, geerdet, sympathisch. Man hat keinen Moment das Gefühl, dass er einem etwas vormacht. Weder Face to Face, noch in seinen Lyrics. Er ist ein Vollblut-Musiker, spielt Klavier und Saxophon, schreibt seine Texte und komponiert seine Musik selbst. Seine Realness spiegelt sich in seiner Musik wider. Mit Herz, Verstand und Witz – gepaart mit astreiner Soul- und Funk-Musik weiß er zu überzeugen. Es fehlt nur noch der Hit, der ihm zum großen Durchbruch verhilft. Das Zeug dazu hat er. Wir gönnen es ihm.

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Tour Dates
5. Oktober Nachtleben Frankfurt
6. Oktober FZW Dortmund
7. Oktober Jungle Club Köln
8. Oktober Logo Hamburg
12. Oktober Bi Nuu Berlin
14. Oktober Schräglage Stuttgart

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