Auf der Webseite des Echo sind in den vergangenen Tagen einige Statements und Erklärungen aufgetaucht. Erst heute fühlte sich anscheinend sogar der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI), Dr. Florian Drücke, gezwungen, ein weiteres Statement abzugeben. Warum da nach der Echo-Verleihung 2018 so viel im Nachhinein „erklärt“ werden muss, wird jedem auf der hand liegen, der in den letzten Tagen online war: Zwei rappende Torfnasen, die gerne mal antisemitische Sprüche ablassen, wurden für ihr Album ausgezeichnet.
In dem heutigen Statement ist zu lesen:
Der Publikumspreis ECHO ist – bis auf ausgewählte Kategorien, wie beispielsweise das Lebenswerk und der Preis für soziales Engagement – das Ergebnis von Verkäufen und einer darauf folgenden Juryabstimmung. In strittigen Themen rufen wir den unabhängigen ECHO-Beirat an, der sich im aktuellen Fall mehrheitlich gegen einen Ausschluss entschieden hat.
Im Zuge der aktuellen Debatte mussten wir erkennen, dass wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das den Preis in ein falsches Licht rückt. Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben. Wir möchten an dieser Stelle in aller Deutlichkeit sagen, dass auch wir als Verband und Veranstalter des ECHO jede Art von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Gewaltverherrlichung ablehnen. Die Art und Weise der öffentlichen Befassung mit der Auszeichnung des Albums führte zu einer Welle der Betroffenheit, die uns sehr bestürzt und die den Preis überhöht und zugleich überfordert.
Als Konsequenz daraus wird der Preis auf Entscheidung des Vorstandes vom heutigen Tag nun überarbeitet werden, was die umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen einschließt.
Davon ungeachtet wird der Verband die vom ECHO-Beirat angeregte Diskussion um die Kunstfreiheit und ihre Grenzen mit den verschiedenen Beteiligten innerhalb und außerhalb der Branche, ganz gleich ob Künstler, Label, Handelspartner, Journalisten, Politiker, Eltern, Lehrer, Fans oder aber Ausrichter eines Preises, wie angekündigt weiterführen. Dies in der Überzeugung, dass die mediale Befassung und die Vielfalt der Betroffenheit auf besondere Weise verdeutlicht hat, wie tief das Thema gesellschaftlich sitzt.
Mein Statement zum Statement
Wie tief dieses Problem sitz weiß man jetzt seit dem Echo. Lassen wir das mal so stehen.
Wichtig ist, dass die Auswahlkriterien jetzt überdacht werden. Dieses ganze Rap-Business profitiert gerade von einem morbiden System, welches nur den Absatz zählt. Kunst und Kultur sollte etwas sein, was eine Kultur voranbringt und bereichert und eben nicht nur die Musiker und Labels monetär und mit Likes und Reichweiten.
Die Musikindustrie, vor allem deren Institutionen, sollten sich den Gegebenheiten des Marktes öffnen, umstrukturieren. Passiert hier und da vereinzelt. Dennoch fehlen Visionäre in dieser Branche, die es schaffen die Digitalisierung auch hier im großen Rahmen zu vollziehen.
Sonst kann es eben schnell passieren, dass jemand mit Gott-Komplex seinen eigenen Vertrieb und Kanal für politische Stimmungsmache nutzt und damit noch einen Preis gewinnt. Geld kennt keine Moral.
Bringt den Kindern in den Schulen die Geschichte des Nahen Ostens bei. Lasst sie Kurse in ihrer Muttersprache belegen. Fördert ihr Interesse an der Politik, indem ihr sie abholt und nicht ausschließt. Kinder und Jugendliche wollen lernen. Wenn wir es verpassen sie zu Coachen und zu begleiten, holen sie sich eben den Verschwörungsmüll im Netz ab. Einfache Narrationen die aus Angst, Gewalt und Feindbilder bestehen.
Passend zu Thema empfehle ich die Dokumentation des WDR, die sich mit der Frage „Gibt es Antisemitismus im deutschen Rap?“ befasst.
Sind deutsche Rap-Songs antisemitisch? Und wie werden sie von Jugendlichen verstanden? Kollegah, Haftbefehl und anderen Rappern wird immer wieder Judenfeindlichkeit vorgeworfen. Insider aus der Hip-Hop-Szene wie P.A. Sports oder die Antilopen Gang erklären ihre Sicht auf die umstrittenen Songs und die Vorwürfe von Experten und jüdischen Organisationen.
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