Am kommenden Donnerstag wird zum dritten Mal der Preis für Popkultur verliehen. Warum wir jetzt hier darüber reden liegt nicht nur daran, dass wir auch für unser Interview mit Yasemin Hamdan nominiert wurden (kamen leider nicht weiter auf die Shortlist). Nein, eigentlich geht es uns um die Brisanz der kulturellen Lage in Deutschland. Es sei jedem Künstler gegönnt, der oder die es geschafft hat, sich als Musiker*in wirtschaftlich hochzuarbeiten und wie Manager*innen in großen Konzernen zu leben.

Nachhaltigkeit vor kommerziellen Erfolg

Wie abgeflacht aber die Kunst und der kulturelle Anspruch deshalb wird, zeigen nicht nur Textzeilen wie „Gott sei Dank haben wir die Ausfahrt nicht verpasst, und
Gott sei Dank sind alle außerhalb vom Knast, und, heh, komm, wir kaufen uns einen Schnaps.“ Ja hat alles seine Daseinsberechtigung. Kein Ding. Habe selbst dazu gefeiert. Was mir aber nach kurzer Zeit auf den Nerv ging, da es nicht weiter in die Tiefe geht. Gott sei Dank ist die Produktion ziemlich smart.

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese Art von Pop-Musik, nur ein winziger Augenblick in der Geschichte sein wird. Ich mag bezweifeln, ob es einen nachhaltigen Effekt haben wird. Nachhaltigkeit. Dieser Anspruch ist nicht nur für unsere Umwelt förderlich, sondern auch für unsere Kultur. Schließlich hinterlassen wir der nächsten Generation auch unseren Umgang mit Musik, Kunst, Literatur etc..

Mehr als ein Preis

Hinter dem Preis steckt der „Verein zur Förderung der PopKultur e.V.“. In der Satzung geben sie an, eine interdisziplinäre Plattform für Kunst- und Kulturschaffende in Deutschland zu sein. Man wolle den „Erfahrungsaustausch und Dialog der verschiedenen popkulturellen Berufsfelder“ fördern. Und „Kommerzielle Erfolge sollen bei der Nominierung und Preisvergabe keine Rolle spielen“. Doch wie entscheidet man bei der immensen Auswahl an Werken, was wichtig ist und was nicht? In der Satzung steht weiter: „Alle Gewinner werden ausschließlich durch die Mitglieder des Vereins sowie durch dessen Ehrenmitglieder gewählt.“
Es handelt sich dabei also um einen Fachkreis und Mitglieder des Vereins. Im Grunde steht es ja dann jedem frei hier beizutreten. Basisdemokratie als Gegenpart zur Kommerzialisierung.

Auftritt Joy Denalane auf der Preisverleihung 2017. Bild: Preis für Popkultur.

„Mein Bruder bekam nie einen Echo-Preis“

Der Preis für Pop Kultur ist in meinen Augen nicht nur eine Auszeichung, sondern der Versuch alle Kulturschaffende in Deutschland eine Wertschätzung entgegen zu bringen. 2017 wurde Rio Reiser Postum für sein Lebenswerk ausgezeichnet, 20 Jahre nach seinem Tod wohlgemerkt. Den Preis nahm sein Bruder Gert C. Möbius für ihn entgegen. Diese Auszeichnung zeigt den blinden Fleck der Kulturlandschaft auf.

„Mein Bruder bekam nie einen Echo-Preis aber er erhält auch heute noch, über 20 Jahre nach seinem frühen Tod 1996, ein sehr großes Echo von vielen Musikern, die seine Songs covern, von großen Theatern, die ihm ein Musical widmen, und von Menschen, die für eine Veränderung in dieser Welt und in diesem Land kämpfen.“

1 Kommentar

  1. Hmm, da frag ich mich: Wie leben denn „Manager*innen in großen Konzernen“??

    Und es heißt richtig wohlgemerkt statt „wohl bemerkt“ 😉

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