„Ich hab ja so viele Freunde, die von überall auf der Welt herkommen…“ So könnte man die Rechtfertigung von Henkel irgendwie lesen. Quasi als ein Alibi dafür, dass man ja automatisch weltoffen und tolerant sei. Das ist aber so eine Sache mit diesem Kapitalismus und offene Märkte, liebe Henkel-Öffentlichkeitsabteilung. Moral und Ethik sind hier überhaupt keine Kriterien, wenn man Geschäfte macht. Geld kennt diese menschlichen Eigenschaften nicht. In erster Linie geht es da ja wohl ums Geschäft. Aber kein Ding. Kein Vorwurf an das Geschäfte machen. Was aber hier mal Fett nach hinten losgeht, ist daraus ein ethisches Argument drehen zu wollen.

Was ist da los? Was ist Anti-Fa?

Für alle, die nicht wissen worum es geht: Der Verein FC St.Pauli hat ein Duschgel gegen faschistische Haltung rausgebracht. Kurz: „Anti-Fa„. Die Firma Henkel ist nicht wirklich amused, dass es eine Ähnlichkeit mit ihrer Marke „Fa“ gibt. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass es sich um das Unternehmen Henkel AG & Co. KGaA mit Hauptsitz in Düsseldorf-Holthausen handelt. Nicht zu verwechseln mit der Sektkellerei!

In Ihrer Pressemitteilung heißt es:

Der FC St. Pauli hat gemeinsam mit seinem Partner Budni ein neues Duschgel herausgebracht: „Anti-Fa – die wilde Frische der Straße“. In Zeiten, in denen Nazis auf ihren Demos ungehindert und unbehelligt rechtsextreme Parolen schreien dürfen und in denen geflüchtete Menschen bedroht und gejagt werden, ist es wichtiger denn je, Haltung zu zeigen.

Henkel braucht dringend Kommunikations-Experten aus 2018

Es wäre so ein leichtes gewesen die Sache mit Humor zu nehmen und den Stock in der Besenkammer stehen zu lassen. Ich gehe davon aus, dass euer Briefkasten derzeit überquillt mit Angeboten von Social Media-Experten, die euch aus dieser Krise helfen, oder euch „How to tweet“ Workshops anbieten wollen. Solltet ihr wirklich in Erwägung ziehen euch ein paar Experten reinzuholen, denn diese Nummer habt ihr echt verkackt.

Mit rechtlichen Schritten vorzugehen behält man erstmal für sich und bumst damit nicht in die sowieso aufgebrachte Twitter-Runde. Wenn schon St. Pauli mit der Aussage rausgeht, dass ihr Produkt „Antifaschistisch“ sein soll, dann könnt ihr doch nicht dagegen öffentlich so ankämpfen. Damit impliziert ihr doch, dass ihr was gegen diese Aussage habt. Da könnt ihr mit noch so viel Rechtsgelaber kommen, diese Sache ist zu tiefst emotional und muss wirklich behutsam angegangen werden. Aber ich kann mir vorstellen, dass es noch schwierig erscheint das Jahr 2018 anzuerkennen, weil man ja viele starre Vorstellungen loslassen müsste.

So. das hab ich noch loswerden wollen, bevor ich jetzt zu meiner Wurzelresektion fahre.