Wenn ich jedes Mal einen neuen Posten bekommen würde, wenn ein Mann mir erzählt, wie schwachsinnig die Einführung einer Frauenquote sei, hätte ich mich innerhalb weniger Monate zum Vorstand hochgearbeitet. Nun bin ich aber Selbstständige, Mutter und – JA – Hausfrau! Meine Routine und mein Workflow haben sich seit der Uni nicht geändert. Keine Angst, ich werde jetzt nicht auf hohem Niveau lamentieren. Bin happy, wie es ist. Allerdings wird man mir in einem Konzern keinen Job geben können, der meinen Skills gerecht wird, da ich eben seit der Uni selbstständig bin. Weshalb ich es irgendwie auch nicht probiere.
„Da musst du halt durch“ – einen Scheiß muss ich!
Der Grund, warum ich keinen konventionellen Weg in einem Konzern gegangen bin, ist, weil ich zu „dünnhäutig“ bin. Das hatte mir mal eine Arbeitskollegin in meiner Ausbildung gesagt, als ich mich bei ihr ausgeheult hatte, weil mein damaliger Chef mich ständig schikaniert hatte. „Da müsse man durch“, hörte ich mir oft an. Nun, ich hatte einfach keine Lust mehr mich – vorläufig wegen meines Geschlechts – schikanieren zu lassen. Das war vor zwanzig Jahren alles wesentlich gängiger, gerade in der Zeit der Wirtschaftskrise, als alle alles getan haben, um ihren Job zu behalten.
Schon in meiner Ausbildung war ich die kommunikative, dachte in Konzepte und konnte die auch soweit umsetzen. Allerdings war das nicht, was man von mir wollte. Ich sollte in meinem ersten Jahr Briefmarken lecken und Kaltakquise machen, während beide Chefs täglich sich in ihren Büros zurückzogen und keine Messe oder Events besuchten. Wenn ich zeigte, dass ich lieber das machen würde, was im Ausbildungsplan steht, wurde ich niedergemacht und vor versammelter Mannschaft angeschrien. Schade. Ich kann das mit der Akquise schon, wenn ich die Kontakte persönlich kennenlerne.
Parallel wurde ein junger Mann in meinem Alter ausgebildet. Er war ruhig, saß den ganzen Tag auf seinen Platz. Sprach mit niemanden und machte brav, was der Chef ihm sagte.
Ratet mal, wer noch in diesem Betrieb sitzt?
Männer machen de facto eine andere Erfahrung im Job-Alltag!
Ich weiß nicht, wie viele Frauen diesen Weg gegangen sind und hier ähnliche Erfahrung gesammelt haben. 2019 ist das sicher alles weniger diskriminierend wie vor knapp zwanzig Jahren. Aber wenn mir ein Mann sagt, dass es kompletter Schwachsinn sei, dass mit der Frauenquote, dem möchte ich gerne an dieser Stelle sagen: Wir Frauen bekommen selten die Gelegenheit unser Potenzial so weit zu entwickeln, sodass wir selbstverständlich durch einen weiteren Mann in die nächste Position gehievt werden. Und wenn mir jetzt ein Mann erzählt, dass er ja auch freiwillig zu Hause bei den Kids geblieben ist und die Frau arbeitet: Glückwunsch. Dieses Privileg eine solche Entscheidung zu treffen, haben die meisten Frauen nicht.
Wenn du dann nicht Deutsche bist…
Von meinem Migrationshintergrund möchte ich erst gar nicht anfangen. Die Erfahrungen, die ich hier in der Lohnarbeit gemacht habe, sind geschmückt von positiver und negativer Rassismus gepaart mit Sexismus, wie: „haben sie meinen Coupé gesehen? Sie können gerne mal mitfahren, wenn sie ihn dafür mal waschen.“ Dinge, die weiße Männer in der Machtposition sagen, wenn niemand im Raum ist. Davon habe ich eine Liste.
Fatma Aydemir hat einen grandiosen Text, Das Ende des German Dream,
darüber geschrieben, wie es ist, wenn man sich mit Menschen auf gleicher Augenhöhe durch ein Volontariat schlagen muss:
Immer nur deutsche Berufstätige leiden an Burn-out – warum? Vielleicht ist der Erschöpfungszustand für viele Migranten so sehr Normalität, dass kaum Diagnosen erfolgen.
Der Maßstab aller Dinge
Es gibt Frauen, die sagen, dass sie für dieselbe Anerkennung, die ein Mann im Job bekommt, sogar viel kompetenter sein müssen. Die meisten Männer verkörpern dieses „ich hab es verdient hier zu sein“ gegenüber ihren Kolleginnen, die eben dadurch sich herabgesetzt fühlt. Dass und wie wir über den Gendergap sprechen, erweckt den Eindruck, dass Frauen sich eben mehr bemühen müssen, um diese Lücke zu schließen.
So gut sein wie ein Mann, das scheint der Maßstab der Dinge zu sein. Vielleicht reicht es so gut zu sein, wie Frau ist. Frauen anhand ihrer Stärken und Fähigkeiten bewertet, als danach, was Mann von ihr erwartet. Damit wäre ein enorm großer Schritt getan. Bis dahin müssen wir die Quote fordern auch wenn es hier und da etwas mehr Arbeit macht.
Ich kann den Quark nicht mehr hören. Während meines Studiums war eine Frau Institutsleiterin. In sämtlichen Firmen, in denen ich gearbeitet habe, waren Frauen in Führungspositionen zu mindestens 50% vertreten. Und sorry, wenn ich es mal so sagen muss, sie waren nicht die besseren Vorgesetzten. Ich habe niemals schlimmere Kompetenzstreitereien und Intrigen erfahren müssen, als mit einem weiblichen Vorgesetzten. So long…and this are just my 50 Cent
P.S.: Es müsste these heissen, ok Ich hatte in meinem Berufsleben eine coole Vorgesetzte. Sie war einfach extrem fähig und auch von ihren Fähigkeiten so überzeugt, dass sie die typische Abwehrhaltung von Frauen gegen Männer nicht nötig hatte. Die Zusammenarbeit war einfach klasse. Leider ist dies nicht der Normalfall. Und jetzt könnt ihr alle auf mich eindreschen.
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