Känäck 4 Life: Ebow haut ein gnadenlos ehrliches Album über Stigmata, Sexualität und Lifestyle raus

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Mit ihrer ersten Single K4L (Känäck for Life) hatte Ebow bereits vor dem Release ihres gleichnamigen Albums in der Szene für Aufmerksamkeit gesorgt. Das dazugehörige Video kommt in einer Calvin Klein Anmutung aus den Neunzigerjahren daher.
Ihr wisst schon: CK One. Das Statement der hedonistischen Rave-Bewegung. One World. One Future. Während das One-Gefühl im Rap sooft zu einem überrepräsentierten Ego verkommen ist, dreht es sich bei Ebow um Communities.

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Blutgruppe Ayran – Känäck Style als Alman Lifestyle Story

Ist es das was ihr Almans wollt / Einen Brudi der die Felgen rollt / Haare schwarz & am Nacken Gold / Ist es das was ihr Almans wollt? (AMK)

Der Känäck-Style ist zum Verkaufsschlager geworden. Einerseits eignet man sich die migrantische Ästhetik an, wie es Hengameh auf Track 11 so schön formuliert, anderseits macht man sich lustig, stigmatisiert und schließt diese Menschen aus und verlangt, dass sie sich besser den deutschen Werten anpassen.

Ich denke gerade im Song AMK wird Hengamehs Skit klar auf den Punkt gebracht. „Zu viele weiße, reiche Jungs im Rap.“  Auch wenn nach außen die Klischees der Känäcks zelebriert werden,  sind es die weißen Männer (wird als soziale Schicht gesehen), die Kohle damit machen.

Lass mal Liebe machen

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Die neue Single Butterflies ist ein queerer Lovesong, Liebe als Waffe gegen Intoleranz. Absolut heißester R’nB Tune, der nicht langweilig daher kommt und Deutschland die Hoffnung schenkt, dass 1. R’nB auch eine größere Relevanz bekommt und 2. man nicht zu Cis-Heten-Lovesongs die Hüften aneinander reiben muss.

Auch wenn sich einige von euch ausgeschlossen fühlen: speichert das Gefühl gut ab. Dennoch seid ihr eingeladen mitzufeiern.

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Fette Beats

Gemeinsam mit Producer walter p99 arke$tra hat Ebow ein geniales Album rausgehauen, welches es geschafft hat uns zu überraschen und voll abzuholen. Nicht nur inhaltlich.

Schmeck mein Blut geht vorwärts, wie wir es z.B. von Missy Elliott kennen. Energiegeladen und mit Pausen an den richtigen Stellen.

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Fazit

Dieses Album zu kritisieren fällt mir schwer, denn es ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort, mit der richtigen Message erschienen. Musikalisch 1a umgesetzt. Deutschlands kulturelles Chaos braucht eine solche ordentliche Schelle. Gib ihm, Ebow!

Exkurs: Wer darf sich angesprochen fühlen?

Keine Angst, ihr dürft weiterhin in den Barber-Shop gehen und einen Ayran danach flexen. Kein Ding, solange ihr draus kein Kapital schlagen wollten, weil es gerade so im Trend ist.
Läufst du aber als Kind einer privilegierten Schicht durch Berlin und zeigst in deiner Insta-Story deinen Humus-Teller, samt deiner Adiletten – die du mit weißen Tennissocken trägst – als Komposition, dann ist die Nummer etwas schwierig. Denn dann bedienst du dich einer Ästhetik, die du dir angeeignet hast. Du behauptest jemand zu sein, der du nicht bist und einer Gruppe anzugehören, der du nicht angehörst, die aber so viel Fame hat, dass du gerne mitspielen würdest. Und das macht den Unterschied.

Während das Privileg darin besteht, dass du dir alles erkaufen kannst, Looks anlegen und ablegen kannst, können Menschen, die diesen Look ins Leben gerufen haben, darüber stigmatisiert wurden, nicht so frei damit umgehen. Am Ende bleibt eben doch das Stigma, das man mit sich trägt. Und dieses Stigma findet in Erzählungen statt.

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