Als ich Anfang des Jahres mit der Idee schwanger herum lief, eine Art feministischen Sommer bei den Blogrebellen zu starten, hatte ich noch keine Ahnung, wer mit an Board sein könnte. Viele Frauen und Kollektive hatte ich in den ersten Monaten getroffen, um zu sehen, wessen Spirit zu uns und unserer Arbeit passen könnte. Man kennt es ja, die Lösung liegt meist direkt vor den Augen. Nadia folgen wir seit Beginn unserer Bloggerkarriere. Ihre Mädchenmannschaft feire ich seit der Uni (ähm – wie lang ist es nochmal her?). Sie steht für einen Feminismus, der alle Frauen abholt, also nicht nur die weiße Bildungsbürgerschicht, wie sie Alice Schwarzer nach wie vor vertritt. Dabei geht sie mit Humor und einen Schreibstil an die Sache ran, die mich echt immer wieder mit offenem Mund und Bewunderung zurück lässt. Dass sie sich damit nicht nur Freunde macht ist klar. Aber auch für ihre Hater hat sie immer einen lustigen Spruch übrig, der einen zum Schmunzeln bringt.
Ja mann. Wir können auch unsere Eier schaukeln und ihre Eier zu schaukeln ist mir eine besonders große Ehre.
Seit Mai haben Peter und ich Sie zur Ressortleiterin für Feminismus und Chefredakteurin des Female Festival Task Force ernannt, weil sie eben eine Granate ist und ich gestehen muss, dass wir ihr fachlich einfach nicht das Wasser reichen können.
Nadia, Keule, ich freu mich so mich Morgens in der Gemeinschaftsdusche mit dir zu schminken, zu stylen und mich mit euch allen über Haarpflegetipps und Hacks zu unterhalten, wie man hygienemäßig auf einem Festival überlebt. Und natürlich auch auf den seriöseren Teil.
1) Wer bist Du und was machst Du, und warum hast Du Dich entschieden die Blogrebellen nach Roskilde zu begleiten?
Ich bin Nadia, Soziologin, Bloggerin auf mehreren Plattformen und Musik-Fanatikerin. Meine Themen sind Feminismus, Rassismus und Popkultur, und mindestens einmal im Jahr finde ich mich auf matschigen oder staubtrockenen Festival-Infields wieder. Während ich dann meine favorisierten Acts bewundert habe kam es dann schon mal vor, dass im Inneren ein paar Fragen in mir schlummerten, in den letzten Jahren zum Beispiel: Warum bin ich schon wieder auf einem Festival gelandet, das kaum weibliche Acts featured? Würde ich hier nachts alleine auf Toilette gehen wollen? Und wie könnte ich die Dude-Bro-Sauf-Kultur auf Zeltplätzen mal so richtig formvollendet anthropologisieren? Als von Blogrebellin Niloufar im März der Vorschlag kam, genau diese brisanten Themen im Rahmen einer Feminist Festival Task Force auf dem Roskilde zu beleuchten war ich natürlich sofort Feuer und Flamme. Und hier bin ich, bereit für Camping, Konserven und konspiratives feministisches Recherchieren auf einem der größten Festivals Europas!

2) Auf welchen Festivals hängst Du sonst so rum?
Bevorzugt bin ich sonst Gästin auf Metal-Festivals. Wacken und Graspop in Belgien sind meine Highlights der letzten Jahre. Dort war ich jeweils mit Laura, der Gründerin von Feminismus im Pott, die ebenfalls mit nach Roskilde fahren wird. In NRW, wo ich lebe, gibt und gab es zudem immer mal wieder Festivals aus der Reihe “Klein aber oho”: Zum Beispiel das Vainstream in Münster oder auch das Serengeti-Festival, dass leider im Jahr 2014 die letzte Runde spielte. Dieses Jahr wird auch erstmalig „Rock im Park“ angetestet – vor allem deshalb, da wir dann in Lauras Bude pennen können. Im Zelt pennen ist aber ansonsten kein Problem für mich – ich benötige nur gute Ohrstöpsel, eine gute Camping-Matratze und einmal am Tag eine heiße Dusche, dann bin ich glücklich. Was aber im Juni tatsächlich manchmal anstrengend sein kann: Arschkalter Boden der das ganze Zelt nachts klamm macht. Deswegen: Oh hi, Bettchen!
3) Feminismus und Festivals – was für Chancen bietet diese Kombination für Dich?
In Roskilde tatsächlich mit einem Auftrag zu sein, der beinhaltet sich mit meinen oben angerissenen Fragen zu beschäftigen, und das noch in einer coolen Truppe, das ist für mich kurz gesagt: Das Beste aus all meinen Welten. Ich freue mich wie Bolle. Und vielleicht finden wir Sachen heraus, die der Nachwelt noch dienlich sein können.
4) Was war Dein einprägsamstes Festival-Erlebnis ever?
Da gibt es viele, aber eins einprägsamsten war wahrscheinlich als ich auf einem vollgestopften Campingplatz in Belgien in meiner Schlafkabine im Zelt saß und fast ein betrunkener Dude, der ungefähr so groß war wie eine Kuh, auf meine Koje gefallen wäre. Irgendwie ahnte ich es schon dass ein Unglück naht und konnte den jungen Mann quasi wie von Zauberhand wegstoßen als er begann die textile Zeltwand zu streifen – so haben er und ich den Vorfall überlebt!
5) Worauf freust Du Dich in Roskilde am meisten?
Am allermeisten auf die zauberhafte Gesellschaft und auf Robyn. Außerdem bin ich das erste Mal in Leben in Dänemark. Das finde ich schon sehr fancy!
6) Was sind Deine Festival-Essentials?
Gute Ohrstöpsel aus Silikon, ordentlich Abschmink-Utensilien um sich einmal am Tag die Schmutzschicht aus dem Gesicht zu kratzen und – ich gebe es zu – eine Powerbank die ordentlich ballert und ein paar Tage das Handy laden kann. Dankbar bin ich auch für gutes Essen, das tatsächlich dann irgendwann auch mal Gemüse beinhalten kann. Bei Festival-Getränken bin ich recht schmerzfrei, vermisse aber manchmal eine Sache: Richtig guten Kaffee.
