Heute ist der erste Tag des Jahres, der mir einhämmert dass meine Zeitfenster eng, meine Deadlines pieksig, meine Fingernägel schlecht manikürt sind, ich aber trotzdem gezwungen bin einen strikten Zeitplan einzuhalten, der unterm Strich nur ein Ziel hat: Mich pünktlich an einem Festival-Einlass einzufinden. ES IST FESTIVAL-ZEIT, die für mich schönste und auch anstrengendste Zeit des Jahres.

Im Sommer eigentlich nur unterwegs? Dann die Hausarbeit mit den Reise-Begleiterscheinungen zu einem Win-Win matchen. Etwa, indem man den ohnehin leeren Kühlschrank mal abtaut!
Im Sommer eigentlich nur unterwegs? Dann die Hausarbeit mit den Reise-Begleiterscheinungen zu einem Win-Win matchen. Etwa, indem man den ohnehin leeren Kühlschrank mal abtaut!

Weder Schreib-Deadlines, noch eine unaufgeräumten Wohnung, noch ein leerer Kühlschrank klopfen in den nächsten Wochen den Takt meines Lebens, nein, es werden Züge sein die ich erwischen muss, Spielzeiten die ich einhalten möchte, Festivalhäuschen die Festival-Bänder verteilen die ich zu möglichst idealen Zeiten (ohne Schlange) aufsuchen möchte.

Es kommt anders als man plant

Genau jetzt sitze ich im Zug und tippe diesen Blogtext ins Handy, während das rüstige Ehepaar mir gegenüber wahrscheinlich denkt dass die Jugend von heute nur noch am Smartphone rumjuckelt. Mir ist’s egal, trotz meines straffen Zeitplans möchte ich weiter bloggen und bin seit Jahren gewöhnt, das ich diese Liebelei-Aktivität irgendwo zwischen Vollzeit-Lohnarbeit, Freizeitspass und Alltagsarbeit quetsche und mich immer wieder aufs Neue überraschen lasse. Was dabei herauskommt – zum Beispiel dieser Text hier, der so nicht geplant war weil ich eigentlich ein Interview mit einer bekannten Festival-Expertin hochballern wollte.

Mein Zeitplan war toll gestern, ich dachte: Ich gehe arbeiten, mache relativ zeitig Feierabend, fahre nach Hause, packe fürs lange Konzert- und Wochenende, transkribieren ein Interview. Stattdessen: Ging ich arbeiten, machte nur mittel-zeitig Feierabend, fuhr ich mit dem Rad knapp eine Stunde zwei verschiedene Packstationen um Festival-Essentials die ich bestellt hatte abzuholen, räumte ich zuhause den Kleiderschrank aus und verursachte ein komplettes Chaos weil ich ein Sommerkleid suchte das ich seit Wochen vermisse (es soll heiß werden am Wochenende!), und war dann so fix und foxi dass ich beschloss, mich erstmal im öffentlichen Freibad meiner Nachbarschaft ins Wasser zu schmeißen bevor ich versuchen wollte mich wieder neu zu sortieren. „Ob Du irgendwann mal richtig organisiert sein wirst, Shehadeh?“, fragte ich mich dann während ich paar Pseudo-Bahnen im vollen Becken im Zicktack schwamm.

Falls man keine Zeit hat, sich tausend Jahre lang mit seiner Camping-Ausrüstung zu beschäftigen, empfehle ich 1 paar modische Accessoires, die man ganzjährig zuhause aufbewahren kann: Gaffa-Tape. Absperrband um seine Zeltparzelle vor Aufbau abzugrenzen. Ordentliche Heringe. Und ein bequemer Rucksack.
Falls man keine Zeit hat, sich tausend Jahre lang mit seiner Camping-Ausrüstung zu beschäftigen, empfehle ich 1 paar modische Accessoires, die man ganzjährig zuhause aufbewahren kann: Gaffa-Tape. Absperrband um seine Zeltparzelle vor Aufbau abzugrenzen. Ordentliche Heringe. Und ein bequemer Rucksack.

Sinnlosaktivitäten bei völligem Zeitstress

Irgendwann war ich dann um acht zuhause, es sah aus wie Sau in meiner Wohnung weil überall Klamotten und in den Tagen zuvor rausgekramter Festivalkram rumlag, ich hatte noch nicht gegessen, nicht die Spülmaschine ausgeräumt, in der Waschmaschine (ach ach ach) wartete noch eine Ladung T-Shirts die aufgehängt werden wollten, und ächz, das Interview. Ich beschloss erstmal das völlig naheliegende, also Prokrastination: Mir eine völlig random Eurodance-Playlist bei Spotify zusammenzustellen und ein Handy-Spiel zu zocken. Sinnlosaktivitäten bei völligem Zeitstress sind einfach meine Spezialität!

Dieser Horror passierte uns letztes Jahr: 1 Tag vor Abreise feststellen dass wesentliche Bestandteile unseres Zeltes defekt waren. Lauras Hund war es egal. Uns bewahrten dann Gaffa-Tape und Schokolade vor einem Nervenzusammenbruch.
Dieser Horror passierte uns letztes Jahr: 1 Tag vor Abreise feststellen dass wesentliche Bestandteile unseres Zeltes defekt waren. Lauras Hund war es egal. Uns bewahrten dann Gaffa-Tape und Schokolade vor einem Nervenzusammenbruch.

Festival Bubble

Und wichtig ist in der Festival-Zeit am Ende nur eins: Mit gepackten Klamotten (vollständig!) pünktlich irgendwo ankommen. Wenn wir in wenigen Wochen zum Roskilde Festival anreisen wird am Ende auch nur eins wichtig sein: Dass wir – komme was wolle – vom 3. bis 7. Juli klar haben, dass ab jetzt nur Festival-Blase zählt. Ich werde in Dänemark nicht an irgendeiner Bühne Robyn oder The Cure anhimmeln und dabei denken: „Wie gut dass ich in den letzten Wochen immer die Wäsche ordentlich zusammengelegt habe! Und immer Staub wischte! Und meine E-Mails akribisch sortiert habe!“ Ich werde einfach gar nix denken und mich nur an der Musik erfreuen, und daran, dass ich mit übelst coolen Girls abhängen kann, und zwar tagelang.

Das Geheimnis

Und das ist eigentlich das einzige Geheimnis, wie ich es trotz Null-Zeit schaffe mein jährliches Festival-Pensum (4-8) zu pumpen, unzählige Konzerte kommen noch hinzu. Ich akzeptiere einfach, dass ich mir diese festen Zeitinseln eingeplant habe die dann im Endeffekt zwar mich wieder zeitlich fremdbestimmen (Anreise, einchecken, Band-Timetables) aber mich ansonsten aus dem ganzen Alltag einmal auspusten.

Aber einen heissen Tipp habe ich noch: Besorgt Euch dringende Festival-Essentials die es nur im Fachhandel gibt rechtzeitig. Denn das kann dafür sorgen dass Ihr Euch einen Abholparcours kurz vor knapp spart. Ansonsten: Tickets bereithalten und früh genug Urlaub beantragen!


Female Festival Task Force