In einem Land, wo Hip-Hop seit Mitte der 90er fast ausschließlich im Untergrund und Männersache war, wurde sie über Nacht zu einer Sensation. Alyona Alyona, bürgerlich Alyona Savranenko, ausgebildete Erzieherin aus einem kleinen Dorf in der Zentral-Ukraine, startet die neue Welle des ukrainischen Hip-Hop. 

Bevor sie zum Ruhm kam, jobbte sie als Verkäuferin, bis sie ihre Ausbildung in Psychologie und Erziehungswissenschaften absolviert hat, um als Erzieherin im Kindergarten zu arbeiten.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Alyonas Timing konnte nicht besser sein. In der Ukraine war Rap noch nie richtig Mainstream, und schon gar nicht so stark von einer Frau geprägt. Gerade jetzt, gerade in der Ukraine, wo das Frauenbild immer noch ziemlich altmodisch ist (vielleicht nicht Kinder-Küche-Kirche, aber eher Kleider-Absätze-Schminke), ist ihr Durchbruch ein großer Schritt vorwärts. Außerdem setzt sie auch dank ihrem starken Flow und Groove rap-technisch höhere Standarte für ihre Kollegen.

Die Rapperin verändert nicht nur das Bild der Musik-Industrie in ihrem Land, sondern auch die sozialen Werte. Da Russisch immer noch eine verbreitete Sprache in der Ukraine ist, hat Alyona ihre ersten Tracks auf Russisch geschrieben, um damit ihren Freunden zu gefallen. Die Maidan-Revolution verstärkte die Selbstidentifizierung der Ukrainer mit ihrer eigenen Kultur und Sprache, und Ukrainisch wurde endlich zur Norm. So ist Alyona wieder zu authentischen ukrainischen Texten gekommen, die stark gefeiert werden. Ukrainisch ist also ab jetzt nicht nur verbreitet, sondern auch cool in seinem Land.

Alles andere als ein Klischee

Im Unterschied zu vielen, vielen anderen Rappern, die über Autos, Frauen und Rappen rappen, erzählt Alyona über ganz alltägliche Sachen mit Humor und ausgefallenen Vergleichen. Ihr erster Song heißt „Rybky“ und hat in unter einem Jahr 2 Millionen Aufrufe bei YouTube eingefahren. In den Lyrics redet Alyona darüber, dass Fische meistens als klein und unbedeutend erscheinen, aber tatsächlich unterliegt ihnen ein Element, dass nicht mal der große und starke Mensch beherrschen kann. Schon dieser Text lässt ahnen, dass dieser Hip-Hop-Underdog (beim ersten Anblick) noch ziemlich viel vor hat. 

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Ihre Lyrics

Weitere wichtige Messages in Alyonas Songs sind: „Ich bleibe so, wie ich bin. Ich sehe so aus, wie ich aussehe, ich mache das, was ich will und was mir Spaß macht.“
„Ich bin ein ausgefallenes ungelesenes Buch“, rappt die Ukrainerin im song
Puschka. In mehreren Texten geht es um ihr unkonventionelles Aussehen, wie zB in Welyka i smischna (Groß und lustig). Ausnahmsweise hat etwas unbekanntes und ungewöhnliches die Ukrainer begeistert und nicht abgeschreckt. 

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Es scheint auch, dass nicht nur die Ukraine sich nach einer neuen Heldin gesehnt hat, sondern auch das westliche Europa. Auch wenn Hip-Hop in Deutschland ein viel größerer Teil der Kultur ist, als in Ost-Europa. 

Gewinnerin des Anchor Awards

Auf dem Reeperbahn Festival gewinnt Alyona den Anchor Award als beste neue Künstlerin. Bei ihr passt einfach alles zusammen: ihre Selbstbewusstheit und Ehrlichkeit, ihre starke Technik und ein ausgefallenes Äußere, auf das sie stolz ist, ihre Überzeugung in dem, was sie macht und ihr Charisma – sie ist authentisch! Das muss die Kombination sein, die trotz Sprachbarriere die Jury und die Zuschauer angesprochen hat. 

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Artikelbild: Pressefoto „Alyona Alyona“ von Alex Dobrev