Bei Balbina scheiden sich die Geister. Entweder man mag sie oder eben nicht. Das Feuilleton neigt in jedem Fall zu Ersterem und hebt sie als Poetin der Neuzeit oder „Triumph deutscher Popmusik“ hervor, während sie auf der anderen Seite von Musikliebhabern wegen ihrer sehr eigenen Art kritisiert wurde. Auch wenn das in 2015 erschienene Album „Über das Grübeln“ und auch das 2017er Album „Fragen über Fragen“ von der Presse über alle Maßen gefeiert wurde und letzteres sogar den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie „Text Pop“ erhielt, war ihre Stilistik für die breite Masse doch zu spitz und abstrakt, um sich abseits der Kritik Gehör zu verschaffen. Umso erfreulicher ist es, dass es die deutsch-polnische Sängerin, mit einem Hang für ausgefallene Mode, nun weitere zwei Jahre später mit ihrem neuesten Werk „Kein Ende“ schafft, trotz bedachter Dichtung, daneben auch für musikalische Eingängikeit zu sorgen.
Unser Tune des Tages „Kein Ende“ ist die erste Auskopplung aus dem vierten Studioalbum „Punkt.“, das am 10. Januar 2020 erscheinen wird. Es ist ein gefühlvoller, aufrüttelender Song, der durch Balbinas emotionalisierenden Gesang tief unter die Haut geht und für Gänsehaut sorgt. Hier kommt insbesondere ihre markante, tief-dunkle Stimme sowie ihre beeindruckende Range zum Tragen. In der Pressemitteilung wird von „lyrisch-emotionaler Offenheit“ gesprochen, die sich nicht nur in den Texten wiederfindet, sondern auch in Balbinas hingebungsvollem Gesang. „Kein Ende“ ist ein runder, anspruchsvoller Pop-Song, der sich mit Themen wie Existenzängsten und der Entemotionalisierung unserer Gesellschaft beschäftigt und trotz aller durchdringenden Verzweifelung dennoch einen Schimmer Hoffnung vermittelt.
Unter dem Strich zeigt Balbinas neueste Veröffentlichung, dass sie sich selbst, ihrem Anspruch treu bleibt, Tiefe hat und doch für ein wenig mehr Zugang zu ihrer avangardistischen Kunst sorgt. Chapeau, Balbina! Gerne mehr davon…