Kasai All Stars – neue Platte der kongolesischen Electro-Psychedelic-Supergroup

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Kasai Allstars 2021: Mopero Mupemba + Papy Atuke (copyright) Benoît Van Mael
Kasai Allstars 2021: Mopero Mupemba + Papy Atuke (c) Benoît Van Mael

Die kongolesische Gruppe Kasai All Stars kündigt für den 7. Mai ein neues Album an. „Black Ants Always Fly Together, One Bangle Makes No Sound”, zu Deutsch „Ameisen fliegen immer zusammen, ein Armreif macht noch keinen Klang” wird elf Songs umfassen und als CD, auf Vinyl und als MP3 erscheinen. Das Cover-Artwork zeigt Flugameisen.

Kasai Allstars - Black ants always fly together, one bangle makes no sound Cover Artwork
Kasai Allstars – Black ants always fly together, one bangle makes no sound

Die Riesen-Combo veröffentlicht seit 2005 Musik. Je nach Schaffensphase umfassen die All Stars plus/minus 25 Leute. Als Supergroup setzt sich das Kollektiv aus Mitgliedern von fünf verschiedenen Bands zusammen. Aktuell tritt Nachwuchs-Sängerin Bijou hinzu. Sie feiert ihre internationale Premiere im Kreise der Kasai All Stars.

Kasai Allstars - Bijou (c) Benoît Van Mael
Kasai Allstars – Bijou (c) Benoît Van Mael

Stilistisch vertritt die Band einen Trance-artigen, perkussiven Sound, der sich in oft langen Stücken mit einer frühen Klimax und langen, repetitiven Phasen niederschlägt.

Lokale Sprache, internationale Bühnen

Meist wird durchgängig und in einer lokalen Sprache gesungen. Jazz, Psychedelic Rock und Electrofunk werden gestreift, wenn wir in internationalen Musikkategorien denken und Begriffe für die Musik dieser Kongoles*innen suchen. Treffender ist wohl der Begriff Congotronics.

Kasai Allstars Tandjolo Yatshi + Célestin_Kabongo + Bijou + Mopero Mupemba (c) Benoît Van Mael

Unter der Bezeichnung Congotronics lässt sich etwa ein Dutzend CDs subsumieren. Diese erschienen vor allem zwischen 2008 und 2012 beim Label Crammed. Die Plattenfirma hat ihren Sitz in Belgien und mehrere Bands mit vergleichbarem Sound ausfindig gemacht.

Ein Nischen-Genre und ein neuer Blick

Deren Releases kamen teils unter dem Serientitel Congotronics heraus, teils unter den jeweiligen Band-Namen. Ein Teil des Materials war auch in einer Vinyl-Box zusammengefasst. Die bevorstehende Platte ruft somit ein Nischen-Genre in Erinnerung, das eine kurze Blüte hatte und anfangs einen neuen Blick auf Musik des zentralen und südlichen Afrika insgesamt warf.

Kasai Allstars E-Gitarrist Mopero Mupemba (c) Benoît Van Mael
Kasai Allstars – Tandjolo Yatshi mit seiner Lokombe (c) Benoît Van Mael
Kasai Allstars - Sängerin Muambuyi (c) Benoît Van Mael
Kasai Allstars – Sängerin Muambuyi (c) Benoît Van Mael

Die Songs der Kasai All Stars sind polyrhythmisch, vom Klang der Lokombe-Laute (mittleres Bild, siehe Fotos oben), vom Xylophon und der Stimme von Lead-Vokalistin Muambuyi (Bild oben) und ihren Gesangskollegen Kabongo, Mi Amor und Tandjolo geprägt. Die Band produziert sich selbst. Kostproben aus dem Debüt der Kasai All Stars sorgten seinerzeit, 2008, für große Überraschung.

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Mit ihren vorigen Alben hatte es die Band bereits zu Einladungen aufs Roskilde– wie auch aufs Glastonbury-Festival und das Paléo-Festival am Genfer See geschafft. In Deutschland war die Band das ein oder andere Mal, so beim TFF Rudolstadt und zuletzt 2017 beim Internationalen Menschenrechtsfilm-Festival in Nürnberg zu sehen. Nachfolgend ein Ausschnitt aus dem Auftritt der All Stars bei einem holländischen Festival.

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Kasai Allstars – Célestin Kabongo (c) Benoît Van Mael
Kasai Allstars 2021 – Produzent und Gitarrist Mopero Mupemba (c) Benoît Van Mael
Kasai Allstars – Tandjolo Yatshi (c) Benoît Van Mael. Seine traditionelle sechssaitige Laute ist groß und bogenförmig. Sie entstammt der Kultur der Ekonde und wurde von Musikethnologen dort erstmals 1906 gesichtet.
Kasai Allstars - Mopero Mupemba (c) Benoît Van Mael - Blick aus dem Fenster ins satte Grün. In dieser Region des Kongo gibt es in der Regenzeit manchmal Tage mit 24 Stunden non-stop schweren Regenfällen.
Kasai Allstars – Mopero Mupemba (c) Benoît Van Mael

Daumenklavier als Element des südöstlichen Afrika, elektrische Likembe als lokales Instrument aus der Region der Kasai im Kongo und Drum-Programming als Element europäischer Musik treffen hier aufeinander. Der betroffene Teil des Kongo war von 1885 bis 1959 belgische Kolonie und später zeitweise als Zaire bekannt. Seither erschütterten mehrere innere Bürgerkriege und äußere Konflikte das Land.