Klangteppich präsentiert seit 2018 Musikschaffende aus Iran und der iranischen Diaspora in neuen Begegnungen mit Künstler_innen anderer Spielweisen und Szenen in Berlin. Dabei initiiert das Festival grenzüberschreitende Zusammenarbeiten, hinterfragt eurozentrische Wahrnehmungen von Musik und erzeugt Aufmerksamkeit für künstlerische Ausdrucksformen jenseits von Bekanntem und Üblichen. Basis ist das Festival, darüber hinaus ermöglicht Klangteppich Residenzen für Musikschaffende der iranischen Diaspora.
Auch dieses Jahr fand das Klangteppich Festival statt, wie ihr euch denken könnt aber leider nur online, sprich ohne Publikum. Wir waren als Medienpartner dabei und möchten euch heute die durchweg interessanten und sehr eigenen Performances der Künstler_innen präsentieren.
Hadi Bastani + Yalda Zamani – Electronic Music Performance
Die Zusammenarbeit des Komponisten, Klangkünstlers und Anthropologen Hadi Bastani mit der Dirigentin, Forscherin und Performerin Yalda Zamani ist in mehrfacher Hinsicht eine Premiere: Während seines ersten Aufenthalts in Berlin kreierte Bastani eine Performance mit Zamani, in der sie zum ersten Mal mit Live-Coding und der Anwendung von Machine-Learning-Modellen in Kombination mit Motion-Sensing-Technologien arbeitet.
Bastani arbeitet mit Field Recordings, er kreiert ortsspezifische, immersive und interaktive Installationen. Er performt mit Laptop, analogen Modularsynthesizern und gehackten elektronischen Spielzeugen.
In seinen künstlerischen, forschenden und lehrenden Tätigkeiten widmet Bastani sich der Beziehung zwischen kreativer Praxis, digitalen Technologien, Improvisation und Entstehen neuer Formen von Gemeinschaften. Besonderes Augenmerk legt er auf die Möglichkeiten gemeinschaftlich entwickelter ethnographischer und kompositorischer Verfahren und Produktionen von Klangkunst unabhängig von den jeweiligen Standorten der Akteure.
Yalda Zamani ist eine in Deutschland lebende Dirigentin, Forscherin und Performerin, die sich für transdisziplinäre Ansätze in der zeitgenössischen Musikperformance, Computerkreativität Live-Codierung und der Anwendung maschineller Lernmodelle in Kombination mit Technologien für Bewegungssensorik interessiert. Sie untersucht Interaktionen zwischen Menschen und KI-Systemen bei der Kreation von Musik, um die Beziehung einer Dirigentin, eines Dirigenten mit dem Orchester/Ensemble in der Aufführung neu zu definieren. Außerdem umfasst ihre Forschung, wie die Entwicklung intelligenter künstlerischer Ökosysteme mit sinnstiftender Zusammenarbeit und heutigen Werten vereinbart werden kann.
2021 erhielt sie ein zweijähriges Doktorand_innen-Forschungsstipendium der Stadt Hamburg und des Europäischen Sozialfonds, das darauf abzielt, den Anteil von Frauen in Führungspositionen effektiv und nachhaltig zu erhöhen.
Hadi Bastani [artist in residence] – modular synthesizer
Yalda Zamani – electronic sounds, codes, motion-sensors
Recorded at tak Theater Aufbau Kreuzberg by berta.berlin
RCO Berlin/Athens – Electronic Sound Experiment
RCO entwirft elektronische Schaltungen und verdrahtet Alltagsgegenstände, um Klänge zu erzeugen und mit selbstgenerierten Geräuschen zu experimentieren. Unterschiedliche Gerätschaften, akustische Quellen und Herzschrittmacher werden in Feedbackschleifen und Überlagerungen zusammengebracht und in vielschichtigen Klanginstallationen arrangiert.
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Der Konzeptkünstler lebt und arbeitet in Berlin, Leipzig und Athen. Seine künstlerische Tätigkeit ist prozessorientiert, performativ, poetisch und meist seriell. Schwerpunkte bilden dabei Eingriffe in bestehende Systeme sowie Konstruktionen sozialer Räume und interaktiver Ereignisse. In seiner aktuellen Arbeit legt der Künstler seinen Namen ab.
Karl Heinz Jeron wurde 1962 in Memmingen, Deutschland geboren. Er lebt und arbeitet in Athen und Berlin. Seine Kunst handelt von Alltagskultur, medialer Wahrnehmung und Informationsverarbeitung. Das reicht von Aufführungen mit singenden und tanzenden Robotern, über Kompositionen mit elektronisch verschaltetem Gemüse bis hin zu Audio-Touren in Windparks. Seine Arbeiten wurden unter anderem im ZKM Karlsruhe, auf der Ars Electronica Linz, der Documenta X, am ICA London, dem Walker Art Museum Minneapolis, der Berlinischen Galerie Berlin und dem Museum of Modern Art San Francisco gezeigt.
Die Aufführung bei Klangteppich III haben RCO live über die Entfernung mit ~ in Berlin und Karl Heinz Jeron in Athen realisiert.
Recorded at tak Theater Aufbau Kreuzberg by berta.berlin
Gäste* vom Noiselab-Festival
Boeykens, Xeen, Berlin/Istanbul
Boeykens ist ein gefragter Tuba-Spieler in Orchestern, Kammerensembles und Bands. Er wirkte in verschiedenen Theaterproduktionen am Thalia Theater, den Kammerspielen und dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg mit und spielte in der Reihe Neue Musik und Jazz des NDR u.a. mit Vinko Globokar und Carla Bley. Seit 1992 unterrichtet Boeykens tiefe Blechblasinstrumente. Er tritt regelmäßig mit dem Musiker* und Performer* Hans Unstern auf.
Zhina Ardalan begann im Alter von dreizehn Jahren E-Gitarre zu spielen. Sie arbeitet als Grafik- und Sound-Designerin, schreibt und produziert ihre eigene Musik. 2016 gründete sie ihre erste Band The Finches, zusammen mit drei anderen jungen Frauen. Ende 2019 war sie Mitgründerin der Electro-Rockband „Stereotype“, seitdem ist sie auch mit ihrem Soloprojekt Xeen aktiv.
Orlando Boeykens/Berlin – tuba
Xeen/Istanbul – electronics
Rangarang Chor
Der Rangarang Chor hat sich bei Klangteppich III musikalisch und persönlich gefunden – um dem Publikum wunderbare, bewegende Lieder zu präsentieren. Manchmal braucht es Ausdauer, einen starken Glauben und Mut, damit ein Projekt endlich erstrahlen kann.
Die Komponistin und Sängerin Laura Winkler arrangierte Lieder der populären iranischen Sängerinnen Hayedeh (1942-1990), Marzieh (1924-2010) und Ramesh (1946-2020) für einen Chor aus persischen Muttersprachler_innen und Sänger_innen, die kein Persisch sprechen.
Laura Winkler – Arrangements, Leitung
Gesang
Winnie Brückner
Sophie Grobler
Pejman Jamilpanah
Matthias Knoche
Zola Mennenöh
Pari
Lieder
Tavoos – Marzieh
Shabe Eshgh – Hayedeh
Gheseh Labhaye Yakh Basteh – Ramesh
Harfe Taaze – Hayedeh
Gamgin Cho Paaizam – Marzieh
Aroosak – Hayedeh
Rood Khooneha – Ramesh
To Baaroni, to aaftaabi – Ramesh
Auswahl der Lieder – Ali Kamrani, Franziska Buhre
Transkriptionen in Finglish – Pharaz Azimi
Weitere Informationen über und zum Klangteppich Festival findet ihr auf der Homepage, bei YouTube, Instagram und Facebook. Wer das Festival finanziell unterstützen kann und will, kann das über Paypal tun.