The KBCS sind ein Afrobeat-affines Quartett aus Hamburg. Alle Mitglieder waren schon und sind noch in zahlreichen Gruppen, zB der Bacao Steel Band, aktiv. Vor Kurzem veröffentlichten sie ein Album mit Neueinspielungen von Thomas D.-Klassikern. Er singt, die Band spielt, überzeugte aber auch mit ihrer Sommer-Single „Popsicles“ sechs Minuten lang instrumental. Ein paar Wochen vor ihrer zweiten Instrumental-LP „Phô Sessions Vol. 2“, die im November erscheinen soll und zB ein Stück mit Nneka enthalten wird, antworten sie auf den Blogrebellen-Fragebogen.
Interview mit KBCS
Gibt es eine „Funk-Szene“ in Hamburg? Wenn ja – wie schaut die aus? An welchen Locations macht sie sich fest? wenn nein – hätte sie Potenzial?
Lucas: Oh ja, die gibt es ! Ich spiele z.B. neben den KBCS noch in der Funkband „Diazpora“, dies sind seit 2003 fester Bestanteil der Hamburger Funkszene, neben anderen Bands wie den „Mighty Mocambos,“ „Pitch & Scratch“, „Übertribe“ oder der neuen Orgelfunk Formation „The Drawbars“. Live passiert da viel um das Knust herum, oder auch in kleinen feinen Läden wie das Souledge, das Le Fonque oder der Komet Bar. Die Yeah!Yeah!Yeah! Studios sind aufgrund ihrer endlosen Liste von Vintage Equipment ebenfalls ein wichtiger Aufnahmeort für einige dieser Bands geworden.
Daniel: Neben der Funk Szene fühlen wir uns auch der neuen Jazzwelle in Hamburg verbunden. Hier gilt es vor allem auf Veranstaltungen aus dem Jazzlab Umkreis, zum Beispiel im Volt oder im Gängeviertel aber auch die vom Jazzhouse im Knust veranstalteten Konzerte hinzuweisen.
Sonar Kollektiv brachte sowohl J. Lamotta als auch Olivier St. Louis an den Tisch, zusätzlich zu Lui Hill, Nneka und Vivie Ann, die von der Band selbst ausgesucht worden waren. Was bedeutet dieser Satz konkret in Bezug auf Nneka? Dass ihr mit ihr im Studio wart oder es plant? Warum habt ihr sie euch ausgesucht?
Lars & Nicolas: Als wir über Features für das Album nachgedacht haben, fiel uns Nneka sofort ein, weil wir ihren Vibe und ihre Stimme sehr passend zu unserer Musik finden. Da Nicolas schon einige Male mit ihr auf Tour war und Lars schon öfter im Studio für sie gespielt hat, haben wir den direkten Weg gewählt, sie zu fragen. Es hat ein Weilchen gedauert bis sie zu uns ins Studio gekommen ist um auf verschiedene Songideen zu jammen. Der Song „Ndidi“ ist aus einem dieser Jams entstanden.
Wofür steht das Wort PHO?
Lucas: Pho oder Phô ist eine traditionelle Suppe der vietnamesischen Küche. Eine mögliche Wortherkunft ist die vietnamesische Aussprache für das französische Gericht Pot-au-feu (französisch für „Topf auf dem Feuer“).
Nicolas: Für uns steht Phô symbolisch für die perfekte Komposition aus besonderen Zutaten die gut zueinander passen und die etwas Einzigartiges in der Mischung ergeben. Das lässt sich wunderbar auf unsere Musik und unsere Arbeitsweise übertragen. Uns erinnert Phô auch an den Moment unserer Bandgründung: da wurde im Studio viel gekocht und gleichzeitig gejammt und recorded. Heraus kam das erste Album Phô Sessions und unsere Band The KBCS.
Bei Blogrebellen sind Hip Hop und Jazz keine zwei Welten, allerdings stoße ich mit solchen Berührungen allgemein da draußen nicht auf viel Gegenliebe bei Rap-Fans, insbesondere solchen unter 30 bzw. überhaupt für Musik jenseits von Trap-HiHats.
Wie sieht/sehen eure Zielgruppe(n) aus, falls ihr die charakterisieren könnt?
Lars: Wir haben keine Zielgruppe, wir sind eine Gruppe mit Ziel. Wir freuen uns über sämtliche zuhörenden Menschen jeglicher Art – mit oder ohne Geschlecht und gerne auch mit ungewöhnlichen Neigungen wie z.B. Menschen, die auf grüne Ampeln stehen oder Feuerlöscher.
Nicolas: Es gibt ja schon immer einen Unterschied zwischen Rap und HipHop. Wir sind mit beidem aufgewachsen, wir lieben die Energie von Rap aber wir lieben auch die musikalischen Welten die im HipHop zu Grunde liegen. Das sind ja vor Allem Jazz, Funk und Soul. Das hört man sicherlich auch auf den Alben die wir bisher veröffentlicht haben. Ich weiss gar nicht ob wir eine Zielgruppe haben, da wir ja unsere Musik in erster Linie für uns produzieren. Wir freuen uns natürlich über jeden Zuhörer, der sich mit uns auf eine Reise begibt und wertschätzt welche Liebe und Arbeit drin stecken. In den letzten Jahren ist ja auch instrumentale Musik wieder sehr im Kommen, zum Beispiel mit tollen Bands wie „Khruangbin“. Das freut uns sehr und da sehen wir uns auf jeden Fall auch.

Was sind Vintage-Aufnahmegeräte? (Info aus eurem Pressetext) Mit großen Magnetbandspulen? MidiDisc?
Lucas (Schlagzeuger): Wir sind große Freunde von vintage Equipment im allgemeinen..alte Instrumente, schrottige Mikrofone und natürlich auch Bandmaschinen. Am liebsten ist mir die gute alte TASCAM 246 Portastudio 4 Spur, wenn es mal etwas mehr sein darf aber auch die TASCAM 388, oder eine FOSTEX E-16. Beim Mischen unseres Albums haben wir am Ende alles nochmal über eine Studer A80 laufen lassen, das gibt einen schönen warmen und satten Sound!

Der Vinyl-Boom vor einigen Jahren hatte der Musikindustrie einigen Schub gegeben. Jetzt gibt es seit dem ersten Lockdown eine chronische Kapazitäts-Knappheit in LP-Presswerken. Wenn ihr unter euch vier Bandmitgliedern mal eine Prioritätenliste bildet, von 1-6: Plastik reduzieren / lossless sound für Musik retten / CO2 in der weltweiten Güter-Logistik einsparen / für Musik anständig bezahlt werden / haptisches Erlebnis einer LP / Zeitlosigkeit betonen (statt ephimeren Streamings) – was ist euch am wichtigsten (#1), und was am wenigsten (#6)?
Lars: The KBCS sind für maximale Lebensqualität und minimalen Konsum von dann aber hochwertigen Gütern, wie z.B. auch unserer aktuellen Scheibe. Das das einem weltweit problematischen Güter-Logistiksystem gegenübersteht und evtl. auch ein geringer Teil desselben ist, befindet sich leider nicht in unserem Einflußbereich. Wir sind für guten Sound und gute Platten, alles so nachhaltig wie möglich. Hört unsere Scheibe einfach über ein paar Generationen!
Und natürlich würden wir auch gerne angemessen entlohnt werden. 🙂