„Ich war dem Burnout nahe, aber es half, nach Hause zu kommen, zu duschen und Donna Summers „I Feel Love“ oder „Journey In Satchidananda“ von Alice Coltrane aufzulegen“, erzählt die Seratones-Sängerin AJ Haynes. Die heilende Kraft von good old funky music spürt sie im Lockdown, als es ihr manchmal etwas zu viel wird mit ihrem Hauptjob. Den hat sie im Gesundheitswesen. Sie arbeitet in einer auf Abtreibungen spezialisierten Klinik in der Patientinnenberatung im Raum New Orleans.
Neben Burnout-Prävention, Glückssuche und Feminismus referieren die Seratones auf Astrologie, Wahrsagerei und Fantasy-Welten. Diese hätten die Entstehung der CD/LP „Love & Algorhythms“ beeinflusst und mit kosmischen Elementen verbunden. Dabei bräuchte es die vielen Bezugspunkte gar nicht. Das Album macht einfach Spaß!
Da wäre „I’ll Be“ mit Parallelen zur Klangarchitektur der Chic Organisation. Schiebender Spieluhren-Beep-Sound in „Good Day“. Pulsierender Electro-R’n’B. Und der unplugged-Tune „High“. Über allem liegt eine angedeutete Prince’sche Körperlichkeit.
„In „Pleasure“ wollte ich den Sound von Butlers Aliens nachbilden“, verrät AJ, die das Werk der Autorin Octavia Butler im Sinn hat. Butler heißt zufällig aber auch der Produzent der Seratones. Besagte Aliens, „die in einer venezianischen Giorgio-Moroder-Klangwelt spielen“, beängstigen übrigens nicht. Sondern dieses Fantasiewesen sei „eine schimmernde Kreatur, die auf Vergnügen und Vielfältigkeit ausgelegt ist“, so die Bandchefin.
Das liest sich arg verspult, dabei ist die Musik weniger innovativ, dafür einfach gut gemacht, höchst entspannend, euphorisch, freundlich und stimmungsvoll. Ein bisschen bekannt wurden die Seratones hierzulande im Spätsommer 2019 mit dem Vorgänger-Album, doch die Gruppe existiert und musiziert schon länger. Und wer weiß, wie’s um die nächste Pandemie-‚Welle‘ steht? – Vielleicht sind die Soul-Fachleute aus Louisiana bald schon live bei uns zu erleben.
„Love & Algorhythms“ erschien digital, aber auch purpurfarben verpackt und für Soul/Funk standesgemäß auf Vinyl am 29. April 2022 beim Country-Label New West, im Vertrieb von P.I.A.S./RoughTrade.
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Tracklist
Two of a Kind
Pleasure
Love & Algorhythm
Good Day
I’ll Be
Evidence (Poem Interlude)
Get Free
Dark Matter
Get Your Shit Together, Babe
Power of Your Light
High
